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Der Skorpion

Der Skorpion

Titel: Der Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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    Sie stützte sich auf die Kante seines großen Tisches. Die Metallkrücke hatte sie sich unter den Arm geklemmt, die Finger so um den Griff gekrampft, dass die Knöchel weiß hervortraten, den Knauf des Messers in der anderen Hand verborgen.
    Schweißperlen traten ihr auf die Stirn, obwohl es ziemlich kalt im Zimmer war.
    Okay, du Schwein,
dachte sie kampfbereit.
Ich bin so weit.
    Er tauchte lebensgroß in dem Durchgang zwischen Küche und Wohnbereich auf. Groß und wettergegerbt, von Kopf bis Fuß in schwarze Skiausrüstung gekleidet, füllte er den Durchgang aus.
    Ihr Mund wurde trocken.
    »Sieh mal an, wer da aufgewacht ist«, sagte er ohne die Spur eines Lächelns. Sprach er mit ihr oder mit seinem Begleiter, den sie nicht sehen konnte?
    »Dornröschen, wenn mich nicht alles täuscht.«

[home]
    10. Kapitel
    A lvarez bot der Frau eine Tasse Kaffee an und gab sich verbindlich, so als glaubte sie alles, was Grace Perchant, Geisterbeschwörerin, zu sagen hatte. Sie saß allein mit der schmalen, blassen Frau im Verhörraum, doch sie wussten beide, dass auf der anderen Seite des Spiegels andere Leute ihr Gespräch verfolgten. Noch mehr Polizisten sahen auf dem Monitor zu, denn die Vernehmung wurde aufgezeichnet. »Wissen Sie, es tut uns leid, Sie noch einmal bemühen zu müssen. Sie waren uns eine große Hilfe, aber wir wollen einfach ganz sichergehen, dass wir alles richtig protokolliert und nichts übersehen haben.«
    Grace nickte noch nicht einmal. Manchmal war es schwer zu entscheiden, ob sie einen überhaupt hörte. Pescoli pflegte zu sagen, dass sie die Lebenden nicht hören konnte, weil so viele Tote in ihrem Kopf durcheinanderschrien. Doch das war eben die sarkastische Pescoli, die nur an harte Tatsachen glaubte.
    Grace Perchant saß auf dem Stuhl mit der geraden Lehne am Tisch, ignorierte den dampfenden Kaffee und blickte Alvarez mit den hellsten grünen Augen an, die sie je gesehen hatte. »Ich habe es schon den anderen Detectives gesagt. Ich war mit meinem Hund, Bane, unterwegs, und als ich hinunter in die Schlucht sah, entdeckte ich den Wagen im Schnee. Ist das so schwer zu verstehen?«
    »Nein, das wohl nicht.«
    »Und würde es zu viele Umstände machen, mir eine Tasse Tee zu bringen?«, fragte Grace. »Kaffee ist ungesund.«
    Alvarez nickte und trank einen Schluck von ihrem schädlichen Gebräu. »Einen Moment bitte.«
    »Mit Zitrone und Honig.«
    »Wir haben keine …«
    »Schön.« Grace zog kaum merklich eine geschwungene Braue hoch und sagte: »Schwarz reicht auch. Kräutertee wäre mir lieber …« Sie sah die Skepsis in Alvarez’ Blick und revidierte ihre Bestellung. »Ist auch egal.«
    »Gut.« Alvarez rutschte mit ihrem Stuhl zurück und ging zur Tür hinaus, die hinter ihr zufiel. Draußen im Flur traf sie Pescoli.
    »Ich hab’s gehört«, sagte Pescoli und verdrehte die Augen. »Was denkt die eigentlich? Ist sie hier im Café?«
    »Sie ist Grace Perchant«, sagte Alvarez, als würde das alles erklären.
    »Jaja, ich besorge ihr Tee. Ich stimme Chandler nur ungern zu, mag aber gar nicht daran denken, dass Grace und Ivor womöglich unsere Hauptzeugen in diesem Fall sind.«
    Wenn es je zu einer Verhandlung kommt,
dachte Alvarez und hasste sich selbst wegen ihrer Zweifel. Pescoli ging den Flur entlang zum Pausenraum, Alvarez zurück in das Verhörzimmer. »Es dauert nur ein paar Minuten.« Sie setzte sich. »Sie haben gerade von Ihrem Spaziergang am September Creek erzählt.«
    Grace nickte. Ihr ergrauendes blondes Haar wippte auf ihren Schultern, als wäre es gar nichts, mitten in einem Schneesturm spazieren zu gehen.
    »Es herrschten Temperaturen unter null und Schneesturm«, sagte Alvarez.
    »Bane musste raus.« Grace zuckte die Achseln. »Er ist ein halber Wolf, die Kälte stört ihn nicht. Den Weg am Bach entlang nehmen wir eigentlich jeden zweiten Tag.«
    »Und Sie? Stört die Kälte Sie auch nicht?«
    »Manchmal schon.« Grace blickte direkt in den Spiegel, als könnte sie dahinter den Sheriff und die FBI -Leute sehen. »Dabei geht es oft nur darum, ob der Geist die Materie beherrscht.«
    »Haben Sie da draußen jemanden gesehen?«
    Grace schüttelte den Kopf. »Nein. Wie Sie schon sagten, es herrschten Minusgrade.«
    »Keine weiteren Autos?«
    Grace seufzte, faltete die Hände auf der Metallplatte des Tisches, beugte sich vor und fixierte Alvarez. »Wenn ich Ihnen sagen würde, was ich da draußen gesehen habe, würden Sie mir nicht glauben.«
    »Sagen Sie’s mir

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