Der Skorpion
gesagt, er soll hier nicht rauchen. Da ist er gegangen.« Jeremy sah sie böse aus schmalen Augen an. »Ich verrate ihn nicht.«
»Ich bin Polizistin.«
»Mir egal.«
Regan zögerte kurz, dann sagte sie: »Ruf Lucky an, sag ihm, was los ist. Ich glaube, er will morgen mit dir und deiner Schwester Weihnachtseinkäufe machen.«
Jeremy ließ sich rücklings aufs Bett fallen. »Erspar mir das.«
»Ich weiß, ein Schicksal, schlimmer als der Tod.«
»Warst du schon mal mit Michelle und Bianca im Shoppingcenter?« Er schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Es dauert
ewig.
O nein, nicht mit mir.«
»Dann ruf Lucky an und kläre die Sache mit ihm.« Sie hatte keine Lust mehr zu streiten. »Und überleg dir, wie du ein Geschenk für deine Schwester besorgen willst.«
»Nur für Bianca?«
»Und für deine dich liebende Mutter, versteht sich.« Sie warf einen Blick auf das Foto von Joe im Bücherregal. »Und, Jeremy?«
»Ja?« Er tastete bereits nach seinem Handy.
»Nur damit du’s weißt: Mir fehlt dein Dad auch.«
»Warum lässt du dich dann ständig auf solche Loser ein?«
Du liebe Zeit. »Ich gehe aus, weil er nicht mehr da ist.«
»Und deshalb hast du auch Lucky geheiratet?«
»Hm … ja, ich war verliebt in ihn.«
»Er ist nicht wie Dad.«
»Nein, da hast du recht, aber er hat auch gute Eigenschaften.« Sie hob eine Hand, um die Diskussion abzubrechen. »Fangen wir gar nicht erst an, ihn in Grund und Boden zu verdammen, ja? Er ist, wie er ist, er ist Biancas Vater und dein Stiefvater. Hab ein kleines bisschen Achtung vor dem Mann.«
»Ich mag ihn nicht, und du kannst Michelle nicht ausstehen.«
»Sie ist mir viel zu unwichtig, um von Nichtmögen reden zu können. Und außerdem sind wir eine Familie, oder? Vielleicht nicht die übliche Familie wie in ›Erwachsen müsste man sein‹, aber trotzdem eine Familie mit allen Ecken und Kanten.«
»Nicht die übliche Familie wie in … was?«
»Das hast du nie gesehen … Nicht mal davon gehört? Das ist eine Fernsehkomödie aus den Fünfzigern oder Sechzigern, über eine Familie, die … Ach, vergiss es …«
Sein Grinsen sagte alles. »Okay, Schlaukopf, reingelegt«, sagte sie, als sie begriff, dass er sich über sie lustig machte.
»Und du willst Polizistin sein?«
»Die beste in Pinewood County.«
»Armes Pinewood«, sagte er, doch in seinen Augen blitzte es endlich wieder humorvoll auf.
Regan empfand etwas wie elterliche Freude, wenn auch nur flüchtig. »Ich gehe noch aus. Bist du zu Hause, wenn ich zurückkomme?«
»Ich sagte doch, ich gehe zu Ryan.« Er blickte zu ihr auf. »Er hat Ecstasy besorgt und …«
»Mach keine Witze darüber!«
»Okay, okay.« Er zuckte die Achseln. Cisco versuchte, ein Plätzchen zwischen seinen langen Beinen zu ergattern. »Wir nehmen keine Drogen. Wir wollen nur Videospiele spielen.«
»Was ist mit Heidi?«, fragte sie und bezog sich auf Jeremys Immer-mal-wieder-Freundin. Eine heikle Situation, denn Heidi war eine von Undersheriff Cort Brewsters Töchtern.
»Ach. Wir haben Schluss gemacht.« Er zuckte die Achseln, als wäre es völlig nebensächlich und hätte zumindest ihm nicht das Herz gebrochen. Dieses Mal.
»Okay, bis später. Ruf Lucky an.«
Er hielt sein Handy in die Höhe und zog vorwurfsvoll die Brauen hoch. »Ich bin dabei, Mom. Hab’s kapiert.« Er winkte ihr zu, das Handy in der Hand. »Bis später. Und pass auf dich auf.«
»Was?«
Jeremy grinste breit. Den Schalk im Nacken, erinnerte er plötzlich sehr an seinen Vater. »Hey, ich sage nur, was du mir immer auf den Weg mitgibst, wenn ich ausgehe.«
»Schlingel«, brummte sie, stieg aber in geringfügig besserer Laune die Treppe hinauf. Jeremy hatte seine Probleme, aber wer hatte die nicht?
Sie ließ ihn allein zu Hause zurück, und als sie auf die Landstraße hinausfuhr, griff sie nach ihrem Handy, um Nate anzurufen. Der Abend schien sich doch noch zum Guten zu wenden.
Solange keine weitere Leiche, kein weiteres Autowrack auftauchte.
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15. Kapitel
J illian hörte Stiefelschritte auf der vorderen Veranda. Angespannt richtete sie den Gewehrlauf auf die Tür.
Ein paar Sekunden später klickte das Schloss. Die Tür öffnete sich, und MacGregor trat ein. Neben ihm hüpfte Harley vor Freude wie ein Gummiball und wieselte um MacGregors lange Beine. Vor dem Kamin blieb der Hund stehen, schüttelte sein langes Fell, und die Tropfen zischten in der Glut.
Jillians Herz machte einen albernen kleinen Satz beim Anblick MacGregors, der die
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