Der Sodom Kontrakt
wir mit Geld nur so um uns werfen. Unsere Verwaltung akzeptiert jeden Bierdeckel als Beleg. Gehen wir zu Luther Tank, dem Maxwell-Mörder. Ausgezeichnete amerikanische Küche. Er hat einen Cajun-Koch. Außerdem ist es gleich in der Nähe. Ich hoffe, du magst soul food.”
“Sicher... Aber...”
“Später.”
Sie verließen das unauffällige Gebäude in der Seitenstraße der Brüsseler Innenstadt und gingen durch schmale Gassen, die der bleierne Himmel noch düsterer machte. Der Wind roch nach Winter und fegte ein paar Schneeflocken gegen die Häuserwände. Jans stoppte vor einem Gebäude, über dessen Eingang die Flagge der amerikanischen Konföderierten gemalt war. Sie betraten das ruhige Lokal, in dem die Tische weit genug auseinander standen, um ungestörte Gespräche zu ermöglichen. Jans deutete auf einen Platz neben einem der nicht einsichtigen Fenster. Sie setzten sich.
“Der arme alte Masy glaubt noch immer, seine Bar wäre das Zentrum delikater militärischer oder paramilitärischer Aktionen. Dabei ist seine Destille nur noch ein Invalidentreff. Hier spielt die Musik. Das ist ein Platz der neuen Weltordnungskräfte.”
Kapell schaute sich interessiert um. An der Bar saß ein gutgekleideter Mann, der ihn mit Fischaugen aus einem merkwürdig länglichen Kopf musterte. Jansl winkte Fischauge zu, und der nickte zurück. Er wandte sich leise an Kapell: “Das ist Tank.” Ein winziger Chihuahua lief fröhlich vor dem Mann namens Tank über den Tresen; einen Kopf größer als ein Cocktailglas. Schwanzwedelnd schnupperte der Hund an dem kurzen Bambusstock, der neben Tanks Glas lag.
“Was ist denn das für ein merkwürdiges Stöckchen? Dressiert er seine Töle damit?”
“Das ist ein Cheruvati. Der Kurzstock der Kalaripayatkämpfer.”
“Kalarari...?”
“Kalaripayat. Wahrscheinlich die älteste Kampfkunst der Welt. Tank sagt, dass sie schon hundert vor Christus entwickelt wurde und auch Kung Fu daraus hervorgegangen ist. Heute gibt es nur noch eine Schule im südindischen Kerala. Tank ist einer von fünf Weißen, die Kalaripayat beherrschen. Einmal im Jahr fährt er nach Indien, um einen Monat bei den Gurus zu leben und zu trainieren. Er ist einer der Top-Profis im Geschäft. Zu viele arbeiten zu ihrem eigenen Vergnügen in Wet Jobs. Tank tut’s, um Geld zu verdienen.”
“Er sieht aus wie ein Psychopath.”
“Aber er ist keiner.”
“Du hast gesagt Maxwell-Mörder...”
“Erzählt man euch in Pullach denn gar nichts? Du erinnerst dich, dass der Medien-Tycoon Robert Maxwell 1993 unter mysteriösen Umständen das Zeitliche segnete?”
“Beim Schwimmen ertrunken. Er war mit seiner Yacht auf einer Kreuzfahrt bei den kanarischen Inseln.”
“Die Autopsie hat ergeben, dass er bereits tot war, bevor man ihn ins Wasser warf. Sah wie ein KGB-Job aus.”
“Aber es war Tank?”
“Ein Team, das von ihm geleitet wurde.”
“Ich weiß bis heute nicht, warum Maxwell umgelegt wurde.”
“Maxwell war ein enger Berater Gorbatschows. Er war damit beauftragt, die Außenstände der Sowjetunion einzutreiben. Gorbi brauchte das Geld dringend für seine Reformen, um den Fortbestand der Sowjetunion zu sichern. Wall Street hatte während der Perestroika alle Kredite an die Sowjetunion gekündigt. Was das Aus für die UdSSR bedeutete. Maxwell sollte um jeden Preis Geld beibringen und das Tafelsilber des Kreml verhökern, damit Gorbi weitermachen konnte. Er war sehr gut darin. Allein seine Provision betrug über zwei Milliarden Dollar. Hätte man Maxwell weiter machen lassen, bestünde die Sowjetunion vielleicht noch heute. Das hätte einigen Leuten die besten Geschäfte ihres Lebens vermasselt. Aber dafür gibt es ja Menschen wie Tank.”
Der Ober kam und reichte ihnen die Karten. Jans stand auf. “Such für mich mit aus. Ich will einen Moment mit Tank reden.” Er ging zu Fischauge. Sie sprachen miteinander. Dann nahm Tank den kleinen Hund zärtlich auf, und sie verschwanden hinter der Bar in einem diskreten Raum.
“Au revoir, Monsieur Kleber - das war ihr Leben”, murmelte Kapell.
DORTMUND. Alexa stritt sich gerade mit Wilcke, als Büchner mit dem Fax aus Brüssel hereinkam. Bevor Wilcke reagieren konnte, nahm Alexa ihm das Fax aus der Hand.
“Das ist Monika Gertabowski, beziehungsweise Dorn! Sie ist also mit Gill auf der Piste. Kein Wunder, dass sie nur warme Worte für ihn hatte. Wo ist das aufgenomm...”
“Verdammt! Das Fax ist für mich. Das geht dich nichts an.”
Alexa schaute ihn
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