Der Sodom Kontrakt
sind drei Kneipen nebeneinander. Eine heißt Poempe. Harry ging da immer hin, er kannte ein paar Leute. Es ist so eine Art Überbleibsel aus den sechziger Jahren. Kiffer, Motorradfahrer und Althippies.”
Sie überquerten den Markt, und Monika führte ihn zielsicher zur Poempe. Sie betraten die Kneipe. Tabak- und anderer Qualm hing schwer in der Luft. Auf einer Plattform über der Eingangstür stand ein schweres, altes Motorrad. Aus den großen Lautsprechern dröhnten die filigranen Gitarren der Flying Burito Brothers. Das gefiel Gill: Ein größerer Gegensatz als sonniger Westcoastsound und diese verstaubte, düstere Kneipe im Winter war kaum vorstellbar. Der lange Tresen zog sich quer durch den schlauchförmigen Raum. Auf einer kleinen Erhöhung neben den dreckigen Fenstern zum Markt standen ein paar Holztische mit Brandlöchern. Monika schaute sich suchend um.
“Trinken Sie was und lassen Sie mich machen.”
Gill nickte, stellte sich an den äußersten Tresenrand und schaute sich die Leute an. Neben ihm drehte sich ein junger Langhaariger mit bestickter Schafsfelljacke eine Zigarette. Er war geradewegs aus den Sixties in die Gegenwart gebeamt. Zwei Schluckspechte mit Pupillen wie Wagenrädern kicherten, als sie Gill etwas zu lange anstarrten und sich wieder ihrem Trappistenbier zuwandten. Ein Mädchen mit schwarz geschminkten Augen nahm Gills Bestellung auf und brachte ihm eine Tasse Kaffee. Monika hatte inzwischen jemanden entdeckt, den sie kannte. Sie küsste ihn auf die Wange und begann eine angeregte Unterhaltung.
Ihr Gesprächspartner hatte ungepflegtes, fettiges Haar und einen Vollbart. Er trug Jeanskleidung und mochte Mitte dreißig sein. Er war ganz begeistert von Monika und knetete ihre Schultern. Dann malte er etwas auf einen Zettel. Der Zeitreisende nahm, ohne zu fragen, Gills Feuerzeug und zündete sich seine krumme Zigarette an. Er legte es zurück neben Gills Caballeros-Packung und wandte ihm den Rücken zu. Gill betrachtete die Regale hinter dem Tresen: Musikkassetten, Vinylplatten, eine uralte Musikanlage. Er versuchte, die etwas vorstehenden LPs zu identifizieren - ohne Erfolg.
Monika kam zu ihm. “Ich weiß, wo wir Taverner finden.”
“Wer ist der Typ?”
“Kees? Harry hat von ihm Shit gekauft. Sie kannten sich aus Amsterdam. Da wurde Kees der Boden zu heiß. Er hatte wohl ein paar Dealer übers Ohr gehauen und musste sich in die Provinz verziehen. Was sagen Sie zu meiner Leistung?”
“Sich von Kees betatschen zu lassen?”
“Immerhin habe ich rausgekriegt, dass Taverner ein Kerl ist - und wo er wohnt. Anscheinend ist er bekannt wie ein bunter Hund.”
BRÜSSEL. “Verstehst du jetzt, wieso unsere Justiz auf keinen Fall die fälschlich als Affäre Dutroux bezeichneten Vorgänge aufklären darf?” fragte Jans vom Belgischen Geheimdienst seinen deutschen Kollegen Kapell, der entsetzt auf den Bildschirm starrte. Kapell sah einen bekannten deutschen Politiker, der vor Geilheit grunzend einen kleinen Jungen vergewaltigte. “Während eure Prolls nach Thailand fahren, um ihre Schweinereien auszuleben, kommt eure Führungsschicht nach Belgien. Mafiosi veranstalten die schönsten Orgien für parteiübergreifende Perversionen. Alles gedeckt durch Polizei, Justiz und natürlich Politik. Wir werden als der perverse Saustall Europas in die Geschichte eingehen.”
Jans zuckte zynisch mit den Mundwinkeln, nahm die durchgekaute Filterzigarette aus dem Mund und steckte sich eine frische zwischen die Lippen. Er hatte ein rundliches Gesicht mit einem kleinen Schnurrbart und einer breiten Nase. Immer wieder fuhr er durch sein fettiges Haar.
“Mach das aus.” Selbst ein hartgesottener Mann wie Kapell konnte den vor Schmerzen wimmernden Jungen nicht mehr ertragen. Mit der Fernbedienung stellte Jans den Recorder ab.
“Und jetzt arbeiten wir mit internationaler Unterstützung an der Vertuschung der ganzen Geschichte. Was verdammt schwierig ist, wenn du jeden Tag demonstrierende Menschen auf der Straße hast. Aber das wird immer weniger. Langsam kriegen wir diese Bürgerkomitees in den Griff. Die Wahrheit steckt in der Krise.” Jans kaute auf der kalten Zigarette herum. Seit Tagen versuchte er sich mit der Schnullermethode das Rauchen abzugewöhnen.
“Ihr unterwandert sie und lenkt sie in eine andere Richtung?”
“Unter anderem.”
“Steck dir endlich die verdammte Zigarette an. Ich kann nicht mehr hinsehen.”
“Nee. Man muss sich das Rauchen in Stress-Situationen abgewöhnen. Das
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