Der Sodomit
Besuch war.
„Der Schulze fürchtet, es könnte die Pestilenz sein.“ Wieder verschwand die Hand im Glas. Dachte der Junge, Süßes sei umsonst? Alles, wirklich alles hatte in dieser Welt seinen Preis. Obwohl Annas moderat gewesen war.
Attila winkte ihn zu sich hinter den Verkaufstresen. „Hinknien.“ Er nestelte die Bänder seiner Hose auf. Draußen goss es in Strömen und Visegráds Gassen waren leer wie hoffentlich gleich sein Gehänge. Entspannt ließ es sich ohnehin leichter über tragische Zwischenfälle nachdenken.
Silas rollte mit den Augen. „Muss ich denn?“
Die Kopfnuss erinnerte ihn an seine Pflichten und noch kauend ließ er sich vor ihm nieder.
Anisduft strömte zu ihm auf, als Silas seine Lippen um Attilas Lieblingskörperteil schloss. Sollten die Pfaffen predigen, was immer sie wollten. Wahre Erlösung fand ausschließlich unterhalb der Gürtellinie statt.
„Fester!“ Er war keine zwölf mehr und in mancherlei Hinsicht abgehärtet. Silas gehorchte. Sein Schmatzen und Saugen zusammen mit der durchblutungsfördernden Eigenschaft des Anis wirkte Wunder. Auch bei seinem schon betagten Geschlecht.
So, so … die Anna war tot. Tragisch. Zwischen ihren Schenkel hatte er das Paradies häufig besucht und schließlich eine bleibende Erinnerung hinterlassen, weshalb sie nicht bei Levente bleiben wollte. Wie alt war der Junge jetzt?
„Mach hin!“, nuschelte es von unten. „Ich bekomme sonst Krämpfe in den Kiefer.“
„Was denkst du, was dich in Buda erwartet?“ Ein permanent wunder Arsch und der Geschmack gammligen Käses im Mund. Wobei Levente darauf Wert legte, dass derlei Dienstleistungen nach einer ersten groben Reinigung oder gleich nach oder während des Bades stattfanden. Gedanklich strich er den gammligen Käse.
Silas ’ Grunzen mangelte es an Enthusiasmus, was ihm eine zweite Kopfnuss einbrachte.
Anna. Schön war sie gewesen.
Und die Leute in Dömös dachten, sie sei an der Pest verreckt? Wunderbar! Wie die Heuschrecken würden sie einfallen und seine Regale bis auf das letzte Pülverchen gegen Fußschweiß leerkaufen.
In seinem Beruf war Angst hervorragend fürs Geschäft. Nicht nur für ihn, auch für Szábo. Der junge Wundarzt war ein Segen für Visegrád, auch, oder gerade weil er sich nicht durch überholte Bestimmungen einschränken ließ. Hoffentlich fiel ihm sein Ungehorsam eines Tages nicht auf die Füße. Es wäre schade um ihn. Woher er den Mut nahm, sich mit Leichnamen zu versorgen? Silas berichtete ihm detailliert von Szábos heimlichen Forschungen. Der Mann besaß Courage. Imponierend. Und er war nicht knauserig. Was Silas an Münzen nach Hause brachte, konnte sich sehen lassen. Außerdem war Szábo nett. Und gut aussehend. Bis auf die kurzen Haare.
Sanft sollte er auch sein.
Die Leute sagten, selbst das Zähneziehen sei bei ihm eine nicht unangenehme Erfahrung. Auch die Hebamme scheute sich nicht, ihn hinzuzurufen, wenn ein Kind falsch lag.
Neulich hatte er einer sterbenden Wöchnerin das Kleine aus dem Leib geschnitten. Es hatte überlebt und lebte immer noch. Eine reife Leistung.
Gäbe man dem Kerl die Gelegenheit zum Üben, würde er es eines Tages fertigbringen, dass nicht nur das Kind, sondern auch die Frau am Leben blieb.
„Was ist?“ Silas wischte sich über den Mund. „Komm schon!“
„Gleich, gleich …“ Nebenbei tätschelte er dem Jungen den Kopf. Immer diese Ungeduld der Jugend. Mit fünfzehn benötigte jeder nur drei Stöße in die Faust oder in einen feuchtwarmen Rachen. Mit dem Alter änderte sich das. Außerdem musste er nachdenken. Das lenkte ein wenig ab.
Annas Sohn musste etwa siebzehn sein und damit erwachsen. Er hatte den Bengel einmal gesehen. Im Gesicht, so er es anhob, was mit dem Buckel auf dem Rücken wahrscheinlich nur selten geschah, glich er seiner bildhübschen Mutter.
Ob Levente ihn gebrauchen konnte?
Au, das Saugen war zu fest gewesen. Attila gab dem unartigen Jungen einen Klaps auf den Hinterkopf und Silas würgte.
Ein Krüppel in einem Badehaus. Warum gefiel ihm der Gedanke? Die Mädchen fühlten sich von ihm nicht bedroht, konnten aber ihre Mütterlichkeit an ihm auslassen, für die sie nur selten Verwendung fanden. In dem ein oder anderen Freier weckte ein derart Entstellter eventuell dunkle Triebe, die er für angemessene Entlohnung stillen durfte. Was von dem Jungen danach übrig blieb, konnten die Mädchen wieder zusammenflicken und schon kam Geld in die Kasse.
„Hat der Schulze gesagt, was mit Annas Sohn
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