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Der Sodomit

Der Sodomit

Titel: Der Sodomit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.B. Sasori
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ihn schon einmal geschlagen. War er nackt, konnte er die Male auf seinem Körper zählen. Damals war er von Anna gerettet worden. Sie hatte ihm vom Baum geschnitten und seine Hände geknetet, bis er sie endlich wieder spürte.
    Dieselbe Lust an seiner Angst. Dieselbe Gier nach seinem Schmerz. Sie stand den beiden wie damals in den Blicken. Kalter Schweiß brach ihm aus.
    Fliehen.
    Über den Haufen kriechen?
    Bis zum Hals würde er versinken.
    Sein Leben taugte nicht, um sich den Arsch zu wischen aber er hing trotzdem an ihm.
    Ein Mann hielt einen knotigen Stock umklammert. Seine Hände verschwanden nach oben aus Josias Blickfeld.
    „Tod dem Bastard!“
    Der Knüppel sauste auf seinen Rücken.
    Sterne tanzten vor seinen Augen. Stammte das Krachen von seinen Knochen? Der Schmerz tat es.
    Ein zweiter Schlag.
    Josias biss sich auf die Lippen.
    Brachen sie ihm das Kreuz, war es aus.
    Ein dritter Schlag. Er traf den Buckel.
    Er brach zusammen, sein Kopf schlug in den knöchelhohen Dreck.
    Noch ein Schlag.
    Josias hörte sich schreien und konnte nicht aufhören.
    Brüllen um ihn herum.
    Tritte in seinen Bauch, in seine Lenden.
    Du stirbst jetzt.
    Hier.
    In flüssiger Scheiße.
    Sie sickerte ihm in den Mund, jedes Mal, wenn er Luft holte, um noch lauter zu schreien.
    Würgen, sterben.
    Gott! Ich hasse dich!
    Er konnte seinen Rücken nicht mehr spüren. Auch nicht seine Beine. Er erbrach sich, krümmte sich im Schlamm. Fiel in sauren Gestank zurück.
    Lass es schnell gehen, wenn du mich schon nicht liebst.
    Wieder ein Schlag.
    Josias blieb liegen.
    Das Geschrei gesichtsloser Wesen wurde leiser, die Schemen verschwammen zu Braun und Grau.
    „Zurück!“
    Ein dumpfer Befehl. Er ließ die Masse um ihn herum schweigen.
    Pferdehufe neben seinem Kopf. Wenn das Tier gut zielte, kam sein Tod schnell.
    Er schloss die Augen, obwohl sie vor Dreck und Tränen brannten.
    Ängstliches Wispern, eine Frau wimmerte von Teufeln und dem jüngsten Gericht.
    Etwas Raues fiel auf ihn. Jemand wickelte ihn darin ein, hob ihn hoch und warf ihn auf einen Karren.
    „Keinen Mucks“, flüsterte es seltsam gedämpft. „Vergiss nicht, dass du tot bist.“
    Genau so fühlte er sich.
    Schwerer Stoff auf seinem Gesicht. Josias blinzelte in stickige Dunkelheit.
    Das Gemurmel um ihn her schwoll an, wurde lauter, als sich der Wagen ruckelnd in Bewegung setzte.
    Was immer ihm bevorstand, schlimmer konnte es nicht kommen. Josias versuchte, seine Beine zu bewegen. Es ging nicht.
    Doch, es konnte schlimmer kommen. Was jetzt? Wenn er nicht laufen konnte, was war er für den Mann wert, der ihn gerettet hatte?
    Nichts.
    Stille bis auf das Knarren der Radaufhängungen und das Schmatzen des Schlammes, durch den sich der Wagen quälte. Dafür tobte sich die Angst in ihm aus. Laut und pochend in seinem Herz.
    Hilflos.
    Unfähig, allein zu überleben.
    Nein, bitte nur das nicht.
    Von vorne erklang ein Ho! Die Stimme war nicht mehr dumpf. War es überhaupt noch dieselbe?
    „Schweig“, flüsterte sie und jemand hob ihn auf die Schultern. Keuchend schleppte er ihn ein paar Schritte und ließ ihn von sich hinunter rutschen.
    „Bleib hier“, befahl der Fremde. „Und sei um Gottes willen still, wenn du leben willst!“
    „Ich kann nicht weg!“
    „Leise!“
    „Ich kann nicht mehr laufen! Sie haben mir …“
    „Schnauze!“
    Schnelle Schritte, die leiser wurden. Ein Tor fiel zu, ein Riegel wurde vorgeschoben.
    Josias schlug die Decke zurück.
    Ein Schuppen. An Haken hingen Zaumzeuge und Seile. Nicht weit von ihm lehnten Wagenräder an der Wand.
    Still sein, wenn er leben wollte. Er wollte leben. Mit seiner stinkenden Hand hielt er sich seinen stinkenden Mund zu. Kein Schluchzen, kein Schreien.
    Still sein.
     
    *
     
    „Wollen wir losen?“ Tamás zupfte in einen der Schwämme ein Loch und hielt das Stück in der Faust. „Wer es zieht, kümmert sich um die Tote in Dömös.“
    „Und was ist mit dir?“, herrschte Bence. „Wenn du Mihály und mich ziehen lässt, bist du fein raus!“
    Schluss!
    Mihály warf sich den Umhang über die Schultern und fegte mit dem Saum eine der lächerlichen Masken vom Tisch. Er würde nach Dömös reiten und sehen, was an den Gerüchten dran war.
    Ob er die Leiche heimlich in den Keller schaffen und dort in Ruhe untersuchen konnte?
    Er rief Saras Knecht zu, einen Gaul vor den Karren zu spannen und eine der Pferdedecken dazuzulegen. Darin könnte er den Körper einwickeln und mit etwas Glück gleich am Donauufer im Gebüsch lagern.

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