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Der Sog - Thriller

Titel: Der Sog - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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wieder aufzutauchen … mit einem kleinen Pappkarton in den Händen.
    Nicholas ließ sich durch das vordere Tor ein und ging um das Haus herum in den Garten. Der junge Mann trug wieder seine Flaschen mit Reinigungsmitteln durch den Garten.
    » Hey«, sagte Nicholas.
    Der Junge marschierte weiter, aber seine Augen glitten zu Nicholas hinüber.
    » Halt«, sagte Nicholas. Er konnte hören, wie leise seine Stimme war. » Du kannst stehen bleiben.«
    Doch der junge Mann blieb nicht stehen. Nicholas sah, dass die Augen in seinem rundlichen Gesicht rot und geschwollen waren.
    Er sagte sich, dass er umkehren und zu seinem Versteck auf dem Fußweg zurückgehen sollte. Doch seine Füße trugen ihn zu der offenen Tür des Gartenschuppens.
    In diesem hatte der Junge seine Flaschen auf einem Klapptisch abgestellt. Nicholas sah, wie er Bleichmittel, Ameisengift und – er musste ein irres Verlangen zu lachen, unterdrücken – eine Mundspülung in einen Krug goss. Auf dem Tisch lag außerdem ein kurzer Brief auf Blütenpapier in der weichen, schnörkeligen Handschrift einer Frau. Keine Herzchen, Kreise oder Kreuzchen zierten das Ende.
    » Bitte tu’s nicht«, sagte Nicholas.
    Der Junge setzte den Krug an den Mund, sah Nicholas fest an und trank.
    Natürlich kann er nicht aufhören. Er wird nie aufhören.
    Der Junge würgte lautlos, schluckte das Gebräu aber weiter. Sein Gesicht lief dunkelrot an. Er presste die Augen vor Schmerz zusammen.
    Nicholas verließ den Schuppen und eilte zur Straße zurück.
    Wo war die Freude im Leben des Jungen geblieben? Oder in Dylan Thomas’ Leben? In Cates? Hatten sich die glücklichen Augenblicke in ihrem Leben in nichts aufgelöst, und es blieb nur der Moment ihres Todes übrig? Was war aus dem Lachen geworden? Was war aus den zufriedenen Seufzern geworden, wenn Cate in seine Arme geschmiegt eingeschlafen war, in dem Wissen, dass sie geliebt und gewollt wurde? Existierte es noch irgendwo, in einem andern Universum, in einem fernen Himmel? Oder nur noch in seiner Erinnerung? Wie viel von ihr war in diesem winzigen Badezimmer in Ealing eingeschlossen, wie viel unter der Erde auf dem Friedhof in Newham oder in seinem eignen, unglücklichen Herzen?
    Keine Antworten.
    Er trat wieder hinter den Lassiandrastrauch, der plötzlich zu rascheln begann, als ein kalter Lufthauch durch die dunkel werdende Straße fuhr. Der Nachmittag ging in die Dämmerung über.
    Schräg gegenüber, bei den Läden in der Myrtle Street, tat sich nicht viel. Ein Wagen parkte. Ein Mann betrat den Minisupermarkt und kam kurz darauf mit zwei vollen Taschen Lebensmitteln wieder heraus. Das Licht im Computershop ging aus. Zwei Minuten später verließ ihn ein schlaksiger Mann und schloss die Tür ab. Er spähte in die benachbarte Tür von Plough & Vine Health Foods, winkte kurz und trottete dann in die Seitenstraße, in der sein Nissan geparkt war. Er fuhr davon.
    Nicholas sah auf die Uhr. Es war 17.34 Uhr.
    Die Lichter im Gesundheitskostladen gingen aus.
    Er trat einen kleinen Schritt zurück und duckte sich hinter den Strauch.
    Kurz darauf ging die Tür von Plough & Vine Health Foods auf, und eine hochgewachsene, schlanke junge Frau kam heraus. Rowena. Sie fischte Schlüssel aus ihrer Handtasche, ließ sie fallen, kniete nieder, um sie aufzuheben und schloss die Tür ab. Nicholas sah, wie sie überprüfte, ob die Tür richtig zu war, dann auf die Uhr schaute und in die entgegengesetzte Richtung von seinem Versteck eilte. Er sah, wie sie im Gehen ihre lange Strickjacke um sich wickelte. Er wartete, bis sie so weit entfernt war, dass er nur ein undeutlicher Fremder in der Ferne sein würde, ehe er hinter dem Lassiandrastrauch hervortrat, um ihr zu folgen.
    Sedgely hatte ihren Laden hier gehabt. Quill hatte ihren Laden hier gehabt. Aber machte das automatisch jeden Mieter des Ladens verdächtig? Natürlich nicht. Vor ihm trugen Rowenas lange Fohlenbeine sie über die Myrtle Street und hinauf zur Ecke Madeglass, wo sie links abbog. Sie ging schnell, deshalb beschleunigte Nicholas ebenfalls.
    Die alte Bretherton. Die alte Sedgely. Die alte Quill. Die alte Frau, die mit Garnock im Wald spazieren gegangen war. Waren sie dieselbe Person? Er war zu dieser Ansicht gelangt. Aber gab es eine Verbindung zwischen ihnen und der vitalen jungen Frau, die vor ihm dahineilte? Bestand irgendeine Ähnlichkeit zwischen der freundlichen, leicht ungeschickten Frau, die mit einem hübschen Lächeln Weizenkeime und Biolakritze verkaufte, und der

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