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Der Sog - Thriller

Titel: Der Sog - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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hat Angst vor uns.«
    Nicholas schnaubte verächtlich. » Die braucht sie nicht zu haben.«
    Er zog das Telefonbuch hervor und begann nach der Nummer der Fluggesellschaft zu suchen.
    » Wir wissen mehr über sie, als irgendwer in anderthalb Jahrhunderten gewusst hat«, sagte Suzette und drehte ihre Hand. Die Einstiche heilten bemerkenswert schnell und sahen aus, als wären sie bereits Tage alt. Sie berührte sie voller Unbehagen.
    Nicholas stellte sich den kleinen Nelson tausend Kilometer entfernt vor, das Gesicht schweißnass und sich in weiß der Himmel welchen Träumen unruhig hin und her werfend. Keinen angenehmen, so viel war sicher.
    » Sie hat uns mit einem einzigen Schachzug mühelos auseinanderdividiert, Suze. Wenn du denkst, sie fürchtet sich vor uns, dann spinnst du. Sie spielt nur.« Er schob ihr das Telefonbuch zu.
    Suzette starrte es einen Moment lang an, dann griff sie zu ihrem Handy.
    Nicholas schlug die Tür des Taxis zu. Seine Schwester ließ das Fenster herunter.
    » Zeig es mir«, sagte sie.
    Er öffnete den Kragen seines Kapuzenpullovers und brachte die glänzenden Holzperlen zum Vorschein. Suzette nickte zufrieden. Sie sah ihm in die Augen.
    » Ich weiß nicht, Nicky.«
    Er schob die Hände in die Taschen. » Ich halte dich auf dem Laufenden.«
    » Okay.«
    Sie sprach mit dem Fahrer, und das Taxi fuhr los und wurde bald zu einem blinkenden gelben Fleck, der grell in den Augen schmerzte.
    Katharine nickte, während Suzette durch das Haus rauschte, ihren Koffer holte, die Schminktasche, die übrigen Schuhe. Draußen hupte das Taxi erneut. Katharine hatte nicht ein Wort von dem Blödsinn geglaubt, den Suzette ihr aufgetischt hatte – dass sie und Nicholas am Abend zuvor ein paar Jägermeister zu viel gekippt hätten und sie deshalb in seiner Wohnung gepennt habe. Ich mag ja langsam alt werden, dachte sie, aber den Unterschied zwischen einem Kater und nackter Angst erkenne ich gerade noch. So wie Suzette hier wie ein Derwisch in der Wohnung herumraste, war Adrenalin die einzige Droge in ihrem Blut. Und das Einzige, was sich anhörte, als stimmte es, war, dass sich Nelson eine Krankheit eingefangen hatte.
    » Okay, das ist alles«, sagte Suzette und strich sich die Haare hinter das Ohr.
    » Sehr schön«, sagte Katharine. Es war lächerlich. Nicholas war wie sein Vater – hübsch, sonderbar und unstet – aber Suzette sollte eigentlich wie sie sein. Geerdet. Vernünftig. Wieso hüteten die beiden immer noch Geheimnisse wie Kinder? Wieso war Suzette gestern wie von einem Flitzebogen abgeschossen aus dem Haus gesaust, als die Rede wieder auf Mrs. Quill gekommen war? Am liebsten wäre sie zum Taxifahrer hinausgegangen, hätte ihm zwanzig Dollar zugesteckt und ihn fortgeschickt und dann eine Erklärung von ihrer Tochter verlangt.
    Und denkst du, sie würde es dir sagen? Würdest du es ihr sagen? Hast du ihr immer alles erzählt?
    Nein, nein und nein.
    Das Taxi hupte wieder, länger und hartnäckiger. Suzette rollte ihren Koffer aus dem Zimmer und küsste Katharine auf die Wange.
    » Ich muss los.«
    Katharine nickte.
    Es schien nur einen Moment zu dauern, dann sprang ein Motor an, ein Arm winkte, und es war wieder ruhig im Haus.
    Katharine ging in die Küche und setzte den Kessel auf.
    Du hast dir das selbst zuzuschreiben.
    Sie setzte sich, entschlossen, nicht darüber nachzudenken, während sie darauf wartete, dass das Wasser kochte.
    Seit einer Dreiviertelstunde lief der junge Mann nun schon zwischen seinem schmutzig ziegelfarbenem Haus und einem Schuppen im Garten hin und her.
    Nicholas stand hinter einem zerzausten Lassiandrastrauch, ein Stück schräg gegenüber den Läden in der Myrtle Street. Er hatte vorhin in der zunehmenden Kälte des Sonnenuntergangs dort Stellung bezogen und sich mit den Füßen aufstampfend um sich selbst gedreht, als er Bewegung im Garten des Hauses hinter sich wahrgenommen hatte. Erst hatte er dem untersetzten jungen Kerl keine Beachtung geschenkt, aber binnen weniger Minuten konnte er den Blick nicht mehr von ihm wenden. Der Bursche schritt entschlossen mit einem kleinen Pappkarton, in dem sich weiß der Himmel was befand, vom Haus durch den ungemähten und von Unkraut überwucherten Garten zu einem kleinen alten Schuppen. Einige Minuten später tauchte er wieder auf, ging zurück zum Haus und kam mit einigen Plastikflaschen und Stofffetzen im Arm wieder. Dann wartete er etwa zehn Minuten im Schuppen, ehe er mit leeren Händen zum Haus zurückkehrte, um kurz darauf

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