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Der Sog - Thriller

Titel: Der Sog - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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auf » extrem hoch«.
    Dann das Unvorhersehbare. Vor vier Wochen hatte Gavin zum Monatsende gekündigt. » Ich suche mir einen Job hier in der Gegend«, hatte er gesagt. » Etwas mit wenig Stress, vielleicht nur Teilzeit. Wir zahlen keine Miete, und Dad hat uns eine Menge hinterlassen. Du solltest auch kündigen.« Ein Jahr zuvor wäre Laine bei dieser Ankündigung übergeschäumt vor Freude. Aber jetzt, nach einer anstrengenden Routine aus beschissener Arbeit, beschissen verrücktem Familienleben in einem Haus, wo der Schatten eines toten Jungen greifbarer auftrat als die Erwachsenen, beschissenen Kopfschmerzen und beschissener Sorge wegen eines Ehemanns, der seinen Schwanz partout in andere Frauen stecken musste, befremdete sie das glänzende Angebot nur. Sie traute ihm nicht.
    Doch Gavin schien es ernst zu meinen. Er begann, anständig zu essen – Gesundheitskost und rohes Gemüse. Es sah gut aus. Und es wäre wirklich gut gewesen. Hätte er nicht angefangen, im Schlaf zu sprechen.
    Mitten in der Nacht, wenn das große Haus unruhig knackte, wurde sie von Gavins Flüstern geweckt. Sie musste sich nahe zu ihm beugen, um die Worte zu verstehen. Vogel. Tris. Wieder da. Tot.« Im wässrigen Licht, das durch das Fenster fiel, sah sie, dass er tief schlief, als er sprach, doch sein Gesichtsausdruck war einschmeichelnd, gierig. Vogel. Bitte. Vogel. Tot. Die Worte hielten sie noch lange wach, nachdem er sich wieder auf die Seite gedreht hatte und weiterschnarchte. Zwei Leute im Haus, die sinnlose Selbstgespräche führten, ließen sie schuldbewusste Erleichterung darüber empfinden, dass sie nicht schwanger geworden war. Sie wollte kein Kind haben, das von der Geisteskrankheit in dieser Familie infiziert war. Sie hörte auf, die Fruchtbarkeitsmedikamente zu nehmen, sagte Gavin aber nichts davon.
    Und dann, vor ein paar Tagen, war Gavin früh aufgestanden. Laine war, nachdem sie um vier Uhr morgens endlich eingeschlafen war, derart erschöpft gewesen, dass sie sich nicht gerührt hatte. Auch Mrs. Boye hatte untypisch lange geschlafen. Beide waren um sieben Uhr morgens von Polizisten geweckt worden, die an die Tür klopften, um » eine sehr schlimme Nachricht« zu überbringen.
    Und jetzt? Ihr Anwalt stritt sich noch mit Gavins Lebensversicherung herum, aber Mr. Boyes Erbe gehörte ihr. Sie würde eine Pflegekraft für Mrs. Boye besorgen und zusehen, dass sie aus diesem Spukhaus kam. Vor zwei Abenden war sie unter der Dusche gestanden und hatte genau darüber nachgedacht, als Nicholas Close zu Besuch gekommen war.
    Close war blass und sah merkwürdig aus. Nicht unattraktiv, aber im Innern von zu straff gespannten Drähten zusammengehalten. Laine hatte gehört, dass seine Frau gestorben war, und dass er mit Tristram zusammen gewesen war, als dieser seinerzeit geraubt wurde. Close hatte gesagt, er wolle über Gavin sprechen, und Laine hatte sich praktisch auf die Zunge beißen müssen. Erzählen Sie mir von dem Vogel, hätte sie am liebsten geschrien. Was hat es zu bedeuten? Welcher Vogel? Aber dann hätte sie sich ebenso gut gleich selbst in die Klapsmühle einweisen können, und so hatte sie ihn weggeschickt.
    Jetzt war alles erledigt. Die letzte Kiste war gepackt. Sie konnte das alles hinter sich lassen.
    Nur hätte sie gern gewusst, was los war.
    Gavins Bruder war ermordet worden. Sein Mörder hatte sich selbst getötet. Vor rund einer Woche war ein Junge verschwunden. Sein Mörder hatte Selbstmord begangen. Gavin hatte Selbstmord begangen. Und was verband all diese Tode? Nicholas Cage.
    Sie würde diese schreckliche Stadt ohnehin verlassen. Welche Rolle spielte es, wenn er sie für verrückt hielt?
    Sie würde zu ihm gehen.

20
    Hannah Gerlic war so wütend, sie hätte spucken können. Miriam, die zwei Jahre älter und in der siebten Klasse war, und die in allen Dingen sehr viel erwachsener sein sollte, hatte sich die gefährlichste Rache ausgedacht, als sie Hannah dabei erwischt hatte, wie sie ihren Lippenstift benutzte. Mann, also wirklich! Miriam wusste, dass Mum ihr nicht erlauben würde, ihren eigenen Lippenstift zu kaufen! Aber als Miriam sie erwischt hatte, hatte sie nicht gebrüllt oder ihr eine verpasst; sie war verstummt. Das konnte zweierlei bedeuten: Entweder sie marschierte schnurstracks zu Mum und erzählte ihr ein Geheimnis, von dem sie geschworen hatte, es nicht zu erzählen, oder sie würde es ihr später heimzahlen.
    Während Miriam nun allein dahinstampfte, war ihr sehr klar, dass sich Miriam für

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