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Der Sog - Thriller

Titel: Der Sog - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Lungen von einem Emphysem verzehrt, aber die Augen waren blau wie Flammen. Seine Lymphdrüsen waren geschwollen und seine Stimme fisteldünn, aber nicht so dünn, dass sie den Hass verbergen konnte, als er Tony zuflüsterte: Finocchio.
    Tony stützte sich auf das Waschbecken und schaute in den Spiegel. Genau das bin ich, dachte er. Genau das. Eine dicke, fette Schwuchtel.
    Er fuhr sich mit den Fingern über den Schädel. Sein Haar war dünn. Wann war es dicht gewesen? Vor der Scheidung. » Du wirst dich um Gabrielle kümmern«, hatte Karan gesagt. Gabrielle. Ach, das arme Kind. Wussten ihre Klassenkameraden, dass sie einen fetten, ausländischen Schwulen als Vater hatte? Sein Gesicht wurde heiß. Natürlich wusste sie es. Kinder fanden alles heraus. Hatte Gabrielle darum gebeten? Um einen Vater, der es mochte, einen Schwanz in seinem Arsch zu spüren? Und was war ihr Lohn dafür, dass man sie in der Schule verhöhnte – er hatte beinahe alles verloren, er war nur um Haaresbreite einem Bankrott entgangen.
    Tonys Herz begann zu hämmern. Ich könnte wieder alles verlieren! Er war nur eine Unterschrift davon entfernt, alles in das Bauprojekt in Tallong zu stecken. Wie dämlich von ihm!
    Er eilte ins Schlafzimmer, griff zum Hörer und wählte.
    » Hallo?« Die Stimme der Frau am andern Ende klang verschlafen.
    » Ellen, hier ist Tony.«
    » Mr. Barisi? Was … Ist etwas …?«
    » Stoppen Sie das Bauprojekt in Tallong. Gleich morgen früh. Rufen Sie Koopers an und erklären Sie ihnen, die Sache ist abgeblasen. Ich unterzeichne den Vertrag nicht.«
    » Mr. Barisi, sind Sie …«
    » Es ist vorbei.«
    Tony legte auf. Er ließ das Telefon fallen. Was für eine Verschwendung. Er hatte herausgehört, wie angeekelt Ellen gewesen war, mit so einem dreckigen, armseligen finocchio sprechen zu müssen. Tränen stiegen ihm in die Augen. Was besaß er denn wirklich? Einen Berg Schulden, eine Schwulenabsteige von Wohnung, in der ein dreckiger, affiger, kleiner Homo auf seiner Couch pennte, und aus seinem kleinen Schwulenarsch tropfte noch Sperma.
    » O Gott«, flüsterte er. Papa hatte Recht gehabt. Er taugte nicht zum Leben.
    Er taugte nicht zum Leben.
    Der Gedanke traf ihn, als würde Stahl auf Stahl prallen.
    Er setzte sich auf. Natürlich. Die Erkenntnis leuchtete auf wie ein Scheinwerfer in einem Auditorium: Gabrielle war die Nutznießerin.
    Er ging steifbeinig ins Bad und stieg auf den Toilettentisch. Das unterste Kippfenster war leicht aufzumachen. Kalter Wind fuhr durch den Raum. Kalt und scharf und reinigend.
    » Ja«, flüsterte er.
    Er schob die Beine durch das Fenster und stieß sich ab.
    Sein letzter Gedanke, ehe sein Schädel aufplatzte wie eine fallen gelassene Wassermelone, war, wie er seinen Vater auf die rissige tote Wange geküsst hatte.
    Im selben Moment, in dem die ersten Passanten zu dem zerschmetterten Körper von Tony Barisi rannten, kehrte Sergeant Peter Lam an den Empfangsschalter des Polizeireviers zurück, riss ein Päckchen Zucker mit den Zähnen auf und schüttete es in seine Kaffeetasse. Es war eine ruhige Nacht. Zwei Anrufe wegen eines Sportwagens, der in abgelegenen Straßen Kreisel drehte. Er hatte Erica und Mick losgeschickt, damit sie nachsahen. Ein Anruf von der verrückten Joan, die jede Nacht anrief; diesmal beschwerte sie sich über einen Werbespot im Fernsehen, der eindeutig von den Mormonen fabriziert worden sei und auf keinen Fall weiter ausgestrahlt werden dürfe. Davon abgesehen eine ruhige, angenehme Nacht. Dann Bewegung auf dem Monitor der Überwachungskamera über dem Empfangstisch. Eine Limousine hielt auf dem Parkplatz vor dem Gebäude. Die Leute kamen zu jeder Tages- und Nachtzeit wegen bellender Hunde, aufgebrochener Autos oder weil sie Fragen zur Verlängerung ihrer KFZ-Zulassung hatten.
    Sergeant Lam schlürfte seinen Kaffee. Ein bisschen heiß. Er sah einen Mann auf der Fahrerseite aussteigen. Der Mann bewegte sich langsam und ungezwungen, kein Anzeichen von Betrunkensein. Lam entspannte sich. Doch im nächsten Moment war er schon wieder wachsam.
    Der Mann ging zum Kofferraum seines Wagens und öffnete ihn.
    Lam stellte seinen Kaffee ab. Der Bursche konnte alles da drin haben: eine Katze, die er überfahren hatte, eine Kiste mit wer weiß was, die jemand in seine Einfahrt geworfen hatte … Die größte Sorge waren Typen, die einen Strafzettel wegen Geschwindigkeitsüberschreitung erhalten und beschlossen hatten, es den Bullen mit Hilfe eines Wagenhebers zurückzuzahlen. Lam

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