Der Sog - Thriller
Schwester geliebt hatte. Sie fragte sich, ob die beiden ebenso unglücklich wären, wenn die Spinnen zu ihr hereingekommen wären anstatt in Miriams Zimmer. Es erschien ihr fraglich. Ihr Vater beendete seine Erklärungen damit, dass die nächsten Tage und Wochen sehr, sehr schwer sein würden. Beide umarmten Hannah und sagten, sie würden sie lieben, und sie nahmen ihr das Versprechen ab, jederzeit zu ihnen zu kommen, wenn sie reden wolle.
Was für ein Witz, dachte Hannah. Sie erinnerte sich nur zu gut an den Schlag auf den Hintern und wie weh er getan hatte. Vielleicht hatte tatsächlich ein Mann Miriam getötet; Hannah nahm nicht an, dass ihre Eltern logen. Aber sie kannten mit Sicherheit nicht die ganze Wahrheit.
Sie glaubten ihr die Sache mit den Spinnen nicht? Schön. Sie würde die Nachrichten über den Mann verfolgen, der behauptete, Miriam getötet zu haben. Sie würde sehen, ob er etwas über Spinnen sagte.
Und wenn nicht, wusste Hannah, wo sie anfangen musste zu suchen.
Der Wald war nicht weit entfernt.
Pristam sah flüchtige Diamanten über die Decke seines Krankenzimmers huschen, funkelnde Sieblöcher von morgendlichem Sonnenlicht, das vom Fluss reflektiert wurde und wie Glühwürmer über seinem Kopf hin und her sauste. Die Lichter blinzelten zwischen den Drähten und Stangen, die ihn stabilisierten, spähten hier und dort zwischen dem Chrom und den Schläuchen durch, erfreuten ihn, ließen ihn lächeln. Er war überzeugt, die durchscheinenden Funken waren kurz davor, ihm die endgültige Antwort auf Thomas von Aquins Streitfrage zu enthüllen, wie viele Engel auf einer Nadelspitze Platz fanden … doch immer, wenn er glaubte, sie zu haben, flackerte es in seinem Kopf auf, und sie war wieder verschwunden.
Als er kurz vor dem Morgengrauen aufgewacht war, hatte er unglaubliche Schmerzen gehabt. Sein Becken und die Knochen in seinem rechten Bein hatten sich angefühlt, als wären sie mit geschmolzenem Metall gefüllt und würden ihn von innen heraus grillen. Er zitterte so heftig, dass er mit der linken Hand kaum den Rufknopf drücken konnte – seine rechte Hand war unbeweglich auf der Brust festgeschnallt. Die Schwester war gekommen, um ihm zu zeigen, wie er den Morphiumknopf neben dem Rufknopf bedienen musste. Seit dieser Unterweisung hatte er den Morgen in einem angenehmen Nebel verbracht, nur unterbrochen von gelegentlichen Momenten strahlender Klarsicht und dem Feuerwerk an der Decke.
Am besten war, dass Pritam jetzt wusste, was er wegen Rowena Quill zu unternehmen hatte.
Sie war höchstwahrscheinlich eine Sünderin, eine Mörderin, eine, die mit dem Teufel tanzte. Aber Pritam hatte nun den Schmerz der Märtyrer gefühlt. Er hatte die körperlichen Qualen der Heiligen gekostet, die im Dienste des Herrn gestorben waren; vielleicht sogar eine Spur der Schmerzen, die der Herrgottssohn selbst erlitten hatte. Und er hatte es durchgehalten. Er war dem Göttlichen näher. Er war demütig. Und wie könnte er seine Dankbarkeit besser zeigen, als dass er eine herausragende Sünderin dazu führte, Vergebung zu suchen?
Er würde Rowena Quill suchen und sie, erfüllt mit der Kraft des Heiligen Geists, davon überzeugen, ihre Sünden zuzugeben und Christus und seine Gnade anzunehmen.
Pritam lächelte und drückte wieder auf den Morphiumknopf. Ja. So war es richtig.
Eine hübsche Schwester betrat den Raum und trug etwas in der Hand. Sie war jung und schön, noch ein erfreuliches Werk des göttlichen Vaters an diesem strahlenden Morgen.
» Mr. Anand?«
» Heiraten Sie mich …« er spähte auf ihr Namensschild. » Joanna?«
Die Schwester lächelte. » Nein, Mr. Anand, aber ich werde Ihnen das Telefon ans Ohr halten. Hier will Sie jemand sprechen.«
Sie hielt das mobile Telefon an Pritams linkes Ohr.
» Gott sei mit Ihnen an diesem vom Himmel geschickten Morgen!«, rief er freudig ins Telefon und zufrieden, weil er kaum lallte, wie er fand.
» Prost!«, erwiderte Nicholas.
» Nicholas!«
Nicholas saß auf der Treppe hinter dem Haus seiner Mutter und blickte auf den Gemüsegarten. Er war üppig grün nach dem vielen Regen, eine unwirklich smaragdgrüne Pracht. Um dem gesunden Anblick entgegenzuwirken, zündete er sich die letzte von Gavin Boyes Zigaretten an und atmete tief ein.
» Volltreffer. Wie geht es Ihnen?«
» Wunderbar. Wie geht es mir, Joanna?«
» Sie machen sich gut, Mr. Anand.«
» Joanna wird mich heiraten«, erklärte Pritam.
» Sind Sie … sind Sie high, Pritam?«
» Nein! Na
Weitere Kostenlose Bücher