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Der Sog - Thriller

Titel: Der Sog - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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schob die Hand in Richtung Funkgerät. Konnte sein, dass Erica und Mick besser schnell wieder zurückkamen.
    Dann richtete sich der Kerl auf dem Parkplatz auf und drehte sich zur Überwachungskamera um. In seinen Armen hing der leblose Körper eines nackten Kinds.
    » Ach, du Scheiße«, flüsterte Lam. Eine Hand ging zum Funkgerät, die andere glitt nach unten, um den Halfter seiner Dienstwaffe zu öffnen.
    Der Mann auf dem Parkplatz – den man später als einen Miles Kindste aus dem benachbarten Tallong identifizieren sollte – legte das tote Mädchen vor seine Füße, langte in seine Tasche und holte ein Klappmesser hervor. Ohne zu zögern ließ er die Klinge herausspringen und schnitt sich die eigene Kehle durch. Dann setzte er sich auf den Asphalt, um zu sterben.
    Die phosphoreszierenden Zeiger von Nicholas’ Armbanduhr leuchteten schauerlich grün. Fast halb drei Uhr morgens. Er saß in einem Sessel, der ihm als Kind riesig erschienen war, der nun aber klein und unbequem war. Nach den ersten Stunden hatte er festgestellt, dass Bewegung nichts half, deshalb hatte er sich möglichst still gehalten und zu einem tauben Gefühl gezwungen.
    Durch das Fenster über dem Bett, in dem Laine schlief, hatte er gesehen, wie der Regen im Lauf der Stunden immer schwächer geworden war, ehe er vor etwa einer Stunde ganz aufgehört hatte. Die Wolken wurden von unten schwach vom orangefarbenen Wolframschein der in alle Richtungen wuchernden Stadt beleuchtet. Allmählich teilten sich diese Wolken und lösten sich auf. Sterne blinkten. Vor gerade zehn Minuten war die schmale Sichel des Monds in sein Blickfeld gerückt; sie versank nun schmerzhaft langsam hinter den Silhouetten der Kampferbäume vor dem Fenster und tauchte die Gestalt auf dem Bett in ein gespenstisches Silber.
    Laine rührte sich wieder. Gegen Mitternacht hatte ihr Finger gezuckt. Um eins hatte sie ihre Füße im Schlaf bewegt. Nun drehte sie sich um und zog sich die Decke ans Kinn. Sie öffnete die Augen, deren Farbe Nicholas einmal mehr verblüffte: ein Schiefergrau, das in diesem Halblicht fast schwarz wirkte. Er hatte noch nie Augen von so einer Farbe gesehen – rauchig und düster wie Gewitterwolken.
    » Wir sind bei mir zuhause«, sagte er. » Alles ist gut.«
    Sie nickte, schloss die Augen und schlief sofort wieder ein.
    Er betrachtete sie lange, ehe er seinen Blick widerwillig zurück zum Mond zwang.
    Er konnte sich nicht an Cates Augenfarbe erinnern. Er glaubte sicher zu sein, dass sie blau gewesen waren. Oder doch haselnussbraun? Im Moment stellte er sie sich grau vor.

31
    Es war so hell im Raum, dass Swizzles Augen nur streichholzschmale Schlitze waren.
    Hannah kniff die Augen zu.
    Sie saß am Frühstückstisch und hatte den Stuhl so weit zurückgeschoben, dass Swizzle auf ihrem Schoß Platz hatte. Ihre Mutter machte Kaffee. Ihr Vater goss Saft in Gläser. Es war so still im Raum wie in einem Klassenzimmer, nachdem ein Schüler zum Direktor beordert worden war. Unheimlich still.
    Die Polizei war spätnachts gekommen, und Stunden danach war Hannah noch wach gelegen, hatte ihre Mutter weinen hören und ihren Vater leise sprechen, mit einer Stimme wie eine rollende Bowlingkugel, aus der sie keine Worte heraushörte.
    Sie war weggedöst und wieder aufgewacht, und unter dem Kopfkissen hatte sie eine Dose Insektenschutzmittel versteckt gehabt. Sie hatte wach gelegen, als sich die Nacht von Schwarz zu Purpur und schließlich zu Grün und Gelb gewandelt hatte. Sie hatte gehört, wie ihre Eltern aufgestanden waren und sich mit leiser Stimme darauf verständigt hatten, dass sie » es Hannah sagen« mussten.
    Als wüsste sie es nicht längst. Für wie dumm hielten die beiden sie?
    Sie waren gegen sieben in ihr Zimmer gekommen und hatten sich leise an ihr Bett gesetzt. Keiner der beiden schien zu wissen, was er sagen sollte. Also hatte Hannah es für sie gesagt.
    » Miriam ist tot.«
    Ihre Mutter war zurückgefahren, als hätte sie eine Ohrfeige erhalten.
    Ihre Eltern hatten einander angesehen und genickt. Ein Mann, hatten sie erklärt, habe Miriam aus ihrem Zimmer entführt. Er hatte sie getötet. Aber die Polizei habe ihn inzwischen. Hannah brauche keine Angst mehr zu haben. Er würde eingesperrt werden. Sie zogen die Worte widerstrebend aus sich heraus, wie einen schweren Fang aus einer trüben See.
    Hannah beobachtete ihren Vater. Es war offensichtlich, dass er Miriam genauso geliebt hatte, wie Mum es tat – und sehr viel mehr als Hannah selbst ihre

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