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Der Sog - Thriller

Titel: Der Sog - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Ihr habt die Milch vergessen, wie ich sehe.«
    Nach dem Essen setzten sich die drei Angehörigen der Familie Close auf das Sofa und schauten Nachrichten.
    Niemand sagte ein Wort, als der Nachrichtensprecher berichtete, Elliot Neville Guyatt, ein siebenunddreißigjähriger Gebäudereiniger, der vor kurzem aus Coffs Harbour in die Gegend gezogen war, habe sich bei der Polizei von Torwood gestellt und die Entführung und Ermordung des achtjährigen Dylan Oscar Thomas gestanden. Die eingeblendeten Bilder zeigten einen büroklammerdürren Mann, der durch und durch verwirrt dreinblickte, als die Polizei ihn vom Gefangenentransporter in die Wache führte. Guyatt unternahm keinen Versuch, sein Gesicht zu verhüllen. Er bewegte sich, als wäre er in einem Traum gefangen.
    Nicholas lag auf dem knarrenden Bett in seinem alten Zimmer. Er war wach und lauschte dem weiblichen Klang der Unterhaltung zwischen seiner Schwester und seiner Mutter. Die Holzwände schluckten alle Einzelheiten, aber es blieb eine Melodie, die von gemeinsamem Blut sprach.
    Sein altes Bett. Die Familie wieder zusammen. Wieder Kindheit.
    Die Läden waren die alten. Der Wald war der alte.
    Immer noch starben Kinder.
    Er war plötzlich hellwach.
    Elliot Guyatt hatte den Mord an dem kleinen Thomas gestanden, und die Leiche war im Fluss, Meilen von Tallong entfernt gefunden worden. Winston Teale hatte gestanden, Tristram zwei Ortschaften entfernt getötet und seine Leiche auf dem Abrissgrundstück versteckt zu haben. Nicholas hatte seine Erinnerung daran, wie Tristrams ausgebluteter, toter Körper vorbeischwebte, immer für einen schlechten Traum gehalten, eine Halluzination, die durch die nackte Angst ausgelöst worden war.
    Doch Suzette sagte, sie habe Tristram nach seinem Tod von der Carmichael Road in den Wald rennen sehen. Und Nicholas selbst hatte gesehen, wie der Geist des kleinen Thomas in die Bäume geschleift wurde. Die Jungen starben nicht Meilen entfernt. Die Jungen starben im Wald.
    Nicholas drehte sich herum und schaute aus dem Fenster.
    Suzette war vermutlich zu demselben Schluss gelangt und hatte ihn als irrelevant abgetan. Die Männer töten die Kinder also im Wald und nicht draußen in den Straßen. Was bedeutete das? Wahrscheinlich nichts. Machte es sie wieder lebendig? Nein.
    Dennoch war es beunruhigend. Beunruhigend und zugleich wenig überraschend, dass der Wald ein Mordschauplatz war. Ein kleines Teil in einem gerade begonnenen Puzzle, das haargenau passte.
    Er würde Suzette am nächsten Morgen zur Seite nehmen.
    Lange starrte er zu den Sternen hinaus. Er wusste nicht mehr, wann er in den Schlaf hinüberglitt, und er träumte, dass knorrige, dunkle Hände ihn durch schwarze Seidenvorhänge davontrugen.

7
    Ein Klopfen weckte ihn. Er riss die Augen auf, und zum ersten Mal, seit er London verlassen hatte, wusste er beim Aufwachen genau, wo er war. Zu Hause.
    TOCKTOCK. Schwere Knöchel, die an Holz schlugen. Jemand war an der Haustür.
    Das Meeresgrau der Vordämmerung stahl sich zwischen den Jalousien hindurch. Nicholas drehte sich herum und sah auf die Uhr. Viertel vor sechs. Er fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen und stieg aus dem Bett. Während er sich eine Trainingshose anzog, erblickte er sich selbst im Spiegel. Ein blasser Mann mit strohblondem Haar, trüben Augen und einem verwirrten Gesichtsausdruck. Der Blick, den man an Männern ohne Schuhe in U-Bahnhöfen sah, oder an spatzenfingrigen Straßenpredigern – ein Gesicht, um das man einen weiten Bogen machte, weil sein Träger wirkte, als sei er nur ein falsch gewähltes Wort vom Wahnsinn entfernt. So weit ist es also gekommen, dachte er. Ich weiche meinem eigenen Blick aus.
    Er zog sein T-Shirt an und taumelte wie ein Seemann beim ersten Landgang durch den engen Flur dem hartnäckigen Klopfen entgegen.
    Die Tür seiner Mutter war zu. Erneut drang kräftiges Schnarchen dahinter hervor. Suzettes Tür war ebenfalls geschlossen; die Schnarchlaute dahinter waren eine halbe Oktave höher, aber gleichermaßen lustvoll.
    » Soll ich aufmachen?«, fragte Nicholas.
    Ein Zwillingsschnarchen antwortete.
    Erneutes Klopfen. Die geduldigen Schläge eines Besuchers, der weiß, dass jemand zu Hause ist.
    Nicholas kam an der Küche vorbei. Der Himmel draußen war tief und regenschwanger. Wer klopft um Viertel vor sechs? Es konnten nur schlechte Neuigkeiten sein.
    Er löste den Riegel an der Haustür.
    Ein Mann stand davor. Er war vielleicht vierzig, aber sein Gesicht war das eines

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