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Der Sog - Thriller

Titel: Der Sog - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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für sich. » Ich glaube, wenn ich damals gewusst hätte, was ich heute weiß … ich würde sagen, Mrs. Quill war ebenfalls eine Hexe.«
    Sie zuckte mit den Achseln, wie um einen unguten Gedanken abzuschütteln, und langte in ihre Tasche. Sie zog ein kleines, in Seidenpapier gewickeltes Päckchen hervor. » Hey, ich habe dir etwas mitgebracht.«
    Nicht hier. Nicht während wir beobachtet werden.
    » Das ist aber nett. Kann es warten, bis wir zu Hause sind?«
    » Scheiße, nein, Nicholas«, sagte Suzette gereizt. » Ich will nicht, dass Mum es sieht, okay?«
    » Wieso nicht?«
    » Herrgott noch mal! Weil sie dieses Zeug nicht versteht. Wir haben doch schon darüber gesprochen.«
    Nicholas drehte sich mit dem Rücken zu dem dunkeläugigen Laden und wickelte das Päckchen aus. Es enthielt ein Halsband aus Holzperlen, mit einem glänzenden, bräunlich weißen Stein daran, der in Silber eingefasst war.
    » Der Stein ist ein Sardonyx«, erklärte Suzette. » Du sagtest, du hast Kopfschmerzen, deshalb …«
    » Sie haben aufgehört.«
    » Ja. Ein › Danke‹ hätte auch genügt. Das Holz ist Holunder.«
    Nicholas drehte sich zum Licht der Straßenlaterne. Der Stein maß knapp drei Zentimeter im Durchmesser und war zu einem quadratischen Kristall geschnitten, milchig weiß mit tigerfellähnlichen, blutroten Streifen. Die Perlen waren aus einem dunklen Holz, in etwa rund, aber alle mit Dutzenden von Facetten durch die Bearbeitung mit einem scharfen Messer. Ein geflochtenes Silberband hielt sie zusammen. Es war, er musste es zugeben, ein Stück, das hübsch und auf eine seltsame Art männlich war.
    Das Gefühl, beobachtet zu werden, war verschwunden.
    » Danke«, sagte er.
    Suzette antwortete nicht. Sie starrte auf die Eingangstür von Plough & Vine Health Foods. Sie beugte sich vor und runzelte die Stirn.
    » Schau mal hier.«
    Er folgte ihrem Blick, und es drehte ihm langsam den Magen um.
    In dem matten Licht war eine Einkerbung in dem hölzernen Türrahmen so gerade noch auszumachen. Sie war vielleicht drei- oder viermal übermalt worden, und wäre bei Tageslicht unsichtbar gewesen. Aber durch das schräg einfallende Licht der Laterne war es ganz deutlich. Eine senkrechte Linie und rechts daran auf halber Höhe ein Halbdiamant. Das Zeichen, das mit Blut auf den geflochtenen Kopf des Vogels gemalt worden war.

    Kalte Furcht packte Nicholas.
    » Lass uns nach Hause gehen, Suzie«, sagte er.
    Sie war wie verzaubert, beugte sich noch weiter vor. » Das ist eine Rune.«
    » Wunderbar. Komm jetzt. Es ist kalt.«
    » Warte«, sagte sie und griff in ihre Handtasche. Sie holte Bleistift und Notizblock heraus und zeichnete die Figur ab.
    Sag es ihr! Erzähl ihr alles über den Vogel, seinen Kopf aus Zweigen und das Zeichen … das Zeichen, was bedeutet es? Aber eine andere Stimme war stärker, ruhiger. Nein. Halt sie da raus. Sie hat Kinder, auf die sie aufpassen muss.
    » Mrs. Quill«, flüsterte Suzette für sich.
    Nicholas steckte das Halsband in die Tasche, nahm seine Schwester am Arm und führt sie mit sanftem Druck auf die Straße hinaus. » Wir gehen. Ich sterbe vor Hunger.«
    Die Lüge trieb ihn an.
    Katharine stellte den Herd auf eine kleine Stufe und begann, Kartoffelbrei auf drei Teller zu verteilen. Wie merkwürdig. Sie war außer Übung als Mutter. Nicholas war vor fast zwanzig Jahren von zu Hause ausgezogen. Suzette lebte seit zehn Jahren in Sydney. Katharine hatte sich an die Stille um sie herum gewöhnt.
    Es war unfair. Sie gingen, und man fand sich damit ab. Dann kamen sie zurück, und man musste sich von neuem um sie sorgen. Unfair, wirklich.
    Und doch wurde sie nun, da sie wieder alle unter einem Dach versammelt waren, ängstlich, sobald sie auf die Straße hinausgingen.
    Wegen der Straße. Wegen Tallong.
    » Unsinn«, flüsterte sie und langte nach der Kasserolle mit den Fleischklopsen.
    Weil du die Tür zu etwas Bösem geöffnet hast.
    Die Haustür ging ratternd auf.
    Katharine fuhr bei dem Geräusch zusammen und ließ den Schöpflöffel auf den Boden fallen. Tomatensauce spritzte blutrot über die Fliesen.
    » Wir sind wieder da!«, rief Suzette.
    » Hast du uns vermisst?«, fragte Nicholas.
    Schritte trampelten den Flur entlang.
    Katharine wischte rasch die Sauce auf, während ihre Kinder in die Küche kamen. Beide schauten blinzelnd auf die roten Flecken und beide schienen erleichtert aufzuatmen, als sie begriffen, was es war.
    » Alles in Ordnung?«, fragte Suzette.
    Katharine lächelt dünn und nickte. »

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