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Der Sog - Thriller

Titel: Der Sog - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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einem rasenden Zug ohne bestimmtes Ziel. Keine Fitnessclubs damals, aber alle zwanzig Meter eine Kneipe. Die endlosen Rückschläge. Die miesen Chefs. Die noch mieseren Chefs. Das dumpfe Panikgefühl bei jedem Blick in die Geldbörse, wenn er ein scheußliches Sandwich von Marks & Spencer bezahlte, und die Frage, wie um alles in der Welt er die Wuchermiete für die nächste Woche aufbringen sollte. Zu viele Australier. Keine Sonne. Keine Arbeit.
    Aber wenn er etwas war, dann kreativ. Er entdeckte eine Nische und griff so behände zu wie ein Straßenkünstler nach einem Zwanziger. Der Freund eines Freunds riet ihm, Kontakt mit ein paar Jungs aufzunehmen, die auf der Beliebtheitswelle für alles Irische ritten und überall im Südwesten » authentische« irische Pubs nachbauten.
    Er fuhr zu ihrer sägemehlgesättigten Werkstatt in Streatham, und nach einem Gespräch bei einer Tasse Kaffee, einem kurzen Blick in seinen Lebenslauf und einem Handschlag erhielt er den Job als Innendekorateur der Pubs. Es hörte sich einfach an. Aber er musste nur eine Stunde durch die Antiquitätenläden in der Londoner Davies Street schlendern, bis ihm klar wurde, dass er mit seinem Etat vielleicht ein einziges Regalfach auskleiden konnte, wenn er den ganzen Schnickschnack hier kaufte. Und auf seinen Fahrten durch kleine Dörfer in den Midlands, in Bedfordshire und Sussex entdeckte Nicholas dann, dass er ein goldenes Händchen dafür besaß, alte Kuriositäten, Möbel und Nippes aufzuspüren. Meist fuhr er montags in einem gemieteten Transporter aus London los und stöberte mehr oder weniger planlos herum, wie von allein schienen die Vorderräder ihren Weg in immer schmalere, von Steinmauern gesäumte Straßen zu finden, wo ihn nervöse Schafe und unerschrockene Amseln beobachteten. In den ersten Monaten dieser verrückten Schatzsuche taxierte Nicholas die Häuser in den Dörfern noch von sich aus und überlegte, welche wohl am ehesten eine betagte Seele beherbergen mochten, die bereit war, sich von altem Schrott zu trennen. Doch dann lehrte ihn die Erfahrung, nicht nachzudenken, sondern sich einfach von der unerschütterlichen Gewissheit in seinem Zwerchfell sagen zu lassen, in welcher Scheune, welchem schiefen Tudorhaus, welchem verschlossenen Pfarrhof die rostigen Lampen, die abgenutzten Schlehdornknüttel, die spröde gewordenen Akkordeons und die ausgebeulten alten Taschen zu finden sein würden, für die man in London ein Vermögen bezahlte. Unfehlbar wurde er zu den Häusern geleitet, wo Eigentümer, Töchter, neue Mieter, verärgerte Vermieter, müde Witwen und vergessliche Witwer sich freudig allerlei Krempels entledigten, den sie nur zu gerne verschwinden sahen.
    Freitags kehrte er dann nach London zurück, schlecht rasiert, mit schmerzendem Rücken und Verstopfung von zu vielen schwerverdaulichen Pfannenfrühstücken, aber in einem Transporter voller altem Zeug, das vielleicht dreihundert Pfund gekostet hatte, seinen Chefs und Kunden jedoch zwanzigmal so viel wert war. Er wurde zu Nicholas Close, dem König des Krempels. Sie brauchen zerfledderte Bücher, eine rostige Schrotflinte oder altersschwache Angelausrüstung? Und es soll irgendwie irisch aussehen? Rufen Sie Nicholas Close an. Er ist schamlos, nicht uncharmant, und er treibt es günstig auf. Ach ja, und wussten Sie das? Er war früher einmal Designer oder so.
    Langsam und schüchtern hatte London zuletzt doch noch seine lukrative Seite offenbart. Ein einziger Job allein hatte die Anzahlung für die Wohnung gesichert. Und dieser Auftrag hatte zu einer dauerhaften Beratertätigkeit für eine Firma geführt, die Irish Pubs in Kuala Lumpur, Dubai und Santiago aufmachte. Nicholas war die fragwürdige Aufgabe übertragen worden, neue Räume mit Gegenständen zu beleben, deren Eigentümer längst tot waren. Es war eine erträgliche und abwechslungsreiche Tätigkeit, und die Reisen machten Spaß. Er nahm sich immer vor, im nächsten Monat, im nächsten Geschäftsjahr, nach Weihnachten zum Design zurückzukehren.
    Er lernte Cate kennen und heiratete sie. Das Darlehen für die Wohnung war rasant abbezahlt worden. Doch die amüsanten Sammelobjekte, das Geld, die schrumpfenden Summen auf den Darlehensauszügen, alles verlor seinen Wert in dem Augenblick, in dem er in seiner nassen und zerkratzten Motorradjacke in die Wohnung kam und feststellte, warum Cate nicht ans Telefon gegangen war.
    Du hast sie auf dem Gewissen.
    » Psst«, sagte er zu sich selbst.
    Weil du unbedingt das

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