Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Sog - Thriller

Titel: Der Sog - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
es dir jetzt. Abgesehen davon schien Mum nicht allzu scharf darauf zu sein, mich wieder hierzuhaben.«
    » Nein, nein. Hast du mal überlegt, dass es möglicherweise nicht du bist, was sie beunruhigt? An dem Abend, an dem du zurückkommst, verschwindet ein Kind und wird ermordet. Ein paar Tage später klopft ein Gesicht aus der Vergangenheit an ihre Haustür und pustet sich den Schädel weg. Kannst du ihr einen Vorwurf machen, wenn sie leicht erschütterbar ist? Jedenfalls, hier sieh mal …«
    Suzette griff in ihre Tasche und zog das Notizbuch hervor. Sie schlug es bei der Seite auf, auf der sie die Rune am Türrahmen des Gesundheitskostladens abgezeichnet hatte. Nicholas sah die Skizze mit einem sonderbaren Gesichtsausdruck an. » Es ist das Zeichen auf der Tür von Mrs. Quills altem Laden.«
    » Oh«, sagte er leise.
    » Es ist eine Rune. Ich habe sie nachgesehen.« Sie blätterte zur nächsten Seite und las aus ihren handschriftlichen Notizen ab. » Die dritte Rune, Thurisaz, bezieht ihren Namen vom Gott Thor, von dem das altenglische Wort Thorn abgeleitet ist. Doch die Rune hat noch andere Bedeutungen, darunter Schutz und Teufel. Sie ist eine Rune, mit der nicht zu spaßen ist. Thurisaz ist die schwierigste und potentiell gefährlichste Rune des älteren Futhark. Nur ein starker Wille kann sie beherrschen; der Schwache wird von ihr beherrscht werden. Sie ist mit der Farbe Rot für Blut assoziiert.« Sie blickte zu ihrem Bruder auf. Er schaute aus dem Fenster. » Hast du zugehört? Langweile ich dich etwa?«
    Er nickte.
    » Und? Es ist eine gefährliche Rune, Nicky. Was denkst du, sollen wir tun?«
    Nicholas sah sie an und lächelte dann. Es lag nicht eine Spur Fröhlichkeit darin. Er griff nach ihrem Notizbuch, blätterte zu einer neuen Seite und begann zu schreiben. » Ich denke nicht, dass wir etwas tun sollten.«
    Er stand auf, sein Stuhl kratzte über den Boden. » Das ist die Adresse meiner Wohnung. Ich hole mein Zeug hier und fahre nach Hause. Du solltest auch nach Hause fliegen. Zurück zu Bryan und den Kindern.« Er küsste sie auf die Stirn.
    Suzette war so überrascht, dass sie nichts sagte, sondern nur zusah, wie er zur Tür ging, wo er noch einmal kurz stehen blieb und mit den Achseln zuckte. » Es ist also eine Rune. Sie ist alt. Jeder kann sie dort angebracht haben. Aber danke, dass du nachgesehen hast.«
    Er lächelte sie wieder an, und einen Moment später hörte sie nur noch seine Schritte im Flur hallen.
    Katharine konnte spüren, wie die Luft in ihrem Haus stillstand, nachdem Nicholas durch das quietschende Gartentor gegangen war. Sie trat an ihr Schlafzimmerfenster und sah ihn mit seinem Koffer in der Hand die Straße entlanggehen. Im Nachmittagslicht zog er einen dünnen, langen Schatten hinter sich her, dem sie nachblickte, bis er um die Ecke verschwunden war.
    Sie schimpfte auf sich selbst, weil sie so töricht gewesen war, sich in ihrem Zimmer einzusperren wie ein sitzengelassener Teenager. Aber als Nicholas ihr die Blumen überreicht und gesagt hatte, er sei ausgezogen, stürzten dreißig und noch was Jahre ein wie eine fragile Eisbrücke, und sie war mit einem Mal in der Vergangenheit gestrandet und starrte einen Mann an, der Don so sehr ähnelte und den sie fast genau das Gleiche sagen hörte wie Don an dem Abend, an dem er endlich auf seine Frau gehört hatte und ausgezogen war. Katharine fühlte erneut Tränen aufsteigen und wischte sie verärgert fort. Himmel, sie hatte Don schließlich befohlen auszuziehen. Ihn angeschrien, er solle gehen. Er hat angefangen zu trinken, und sie hatte jeden Grund gehabt, ihn aus ihrem Leben und dem der Kinder zu scheuchen. Aber als er dann tatsächlich ausgezogen war … Und war sie etwa auf die Straße hinausgerannt, um ihn zurückzuholen? Nein. Und nun, da ihr Sohn erneut gegangen war, was tat sie? Nichts. Sie trocknete sich die Augen und steckte das feuchte Papiertuch in die Tasche.
    Sie ging zur Tür und öffnete sie vorsichtig einen Spalt. Der Kessel begann zu singen. Suzette war noch in der Küche. Katharine hatte Suzettes Stimme gehört, als sie mit Nicholas sprach; auch wenn sie die Worte nicht verstehen konnte, hatte sie den drängenden Tonfall wahrgenommen. Worüber sprachen sie? Wieso zog sich bei dem Gedanken, dass sie ihre Kinder wieder hier in Tallong hatte, ihr Magen vor Sorge zusammen?
    Wegen ihr. Wegen Quill.
    Quill. Eine Frau, an die sie in zwanzig Jahren nicht gedacht hatte. Aber stimmte das? Hatte es nicht Nächte gegeben, in

Weitere Kostenlose Bücher