Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Sog - Thriller

Titel: Der Sog - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
gestelltes Fotoporträt von » Clement Burkin, Meteorologe« zum Vorschein. Ein weiterer Klick: » C. Burkins Haus, Carmichael Road.« Noch einer: Ein Plan des Vororts Tallong, Pfarrgemeinde Todd, 1880. Die Faltlinien waren so dunkel wie die verblassten Straßen mit ihren handgeschriebenen Namen: Madeglass Street, Ithaca Lane, Myrtle Street. Die zweiunddreißig Blocks mit Stelzenhäusern standen wie Rippen vom Rückgrat der Straßen ab. Östlich von ihnen lag eine großflächige Raute, die an einem Ende von der Carmichael Road begrenzt wurde und sich am andern in eine Schlinge des Flusses schmiegte: » Arnold Estate.«
    Nicholas begriff, was der Arnold Estate war: der Wald. Er beugte sich näher zum Schirm.
    Gepunktete Linien zogen sich durch die Raute: » Vorgeschlagene Grundstücksaufteilung. Raff & Patterson, Landvermesser.«
    Er notierte sich die Namen.
    Ein weiterer Link – ein Flugblatt für eine Auktion im Jahr 1901: » Achtundfünfzig herrliche neue Baugrundstücke! Prächtiger Blick!« Wiederum war das Gebiet des Walds von den gepunkteten Linien vorgeschlagener Straßen durchzogen. » 5 Pfund Schutzgebühr. Thornton & Shailer, Versteigerungen.«
    Er schrieb auch diese Namen auf.
    » Flutschäden an Anlegestellen und Bootshäusern, 1893.« Eine Anlegestelle auf schräg geneigten Stelzen schien in ruhige, tintenblaue Wasser zu gleiten. Nicholas blinzelte. Natürlich. Die Überschwemmung von 93. Der Fluss war damals in vielen Orten, einschließlich Tallong, über die Ufer getreten. Er klickte zu dem Flugblatt für die Versteigerung zurück, die Karte darauf zeigte die Flussschlinge um den Wald. Das Wasser muss mitten durch ihn gerauscht sein. Eine Erinnerung überfiel ihn, an geneigte Bäume, an das verrottende Boot, dessen Kampfname Cates Überraschung abgeblättert war, um seinen richtigen Namen zu zeigen.
    Aber wie war der noch gewesen?
    Für einen ruhigen Raum war es ärgerlich laut in der Bibliothek: Papierrascheln, schleimiges Räuspern, das gedämpfte Geplauder von Bibliothekaren.
    Nicholas schloss die Augen und versuchte, seine Gedanken zum Schweigen zu bringen, ignorierte sein schnell klopfendes Herz, machte einen Platz für die Erinnerung frei. Wie hatte das Boot geheißen? Es war mit schwarzer Farbe geschrieben gewesen, rissig und verblasst, kaum sichtbar auf dem grauen, splitternden Holz. Ein Wort. Es war nur ein Wort gewesen. Das mit einem W anfing …
    Nicholas öffnete die Augen.
    Er tippte » Wynard«, dann Boot. Suche.
    Er hielt den Atem an.
    » 1 Treffer.«
    Er klickte auf den Link.
    Die Bildunterschrift lautete: » Das frühere Fährboot Wynard an seinem privaten Anlegeplatz in Sherwood, 1891.«
    Da war es. Eine Sepiafotografie von demselben Boot, das er in frischer Farbe leuchtend auf einem Fata-Morgana-Teich und dann zerfallen und alterschwach in einem überwucherten Bachlauf gesehen hatte.
    Hier ist der Beweis, dass ich nicht verrückt bin.
    Nicholas trank einen Schluck von seinem Wasser, während sein Herz hämmerte. Was bedeutete das alles? Er schloss die Augen und konzentrierte sich, versuchte all die Bilder, die er gesehen hatte, in seinem Kopf in eine Ordnung zu bringen.
    Der Wald. Viele geplante Bauprojekte. Viele Termine für Grundstücksversteigerungen. Doch nichts war passiert. Der Wald war unbebaut und unberührt geblieben. Wieso? Waren die Auktionatoren nicht in der Lage gewesen, ihn loszuschlagen?
    Er öffnete die Augen und tippte: » Auktionator, Thorneton.« Suchen.
    Drei Thumbnails: das Flugblatt für das Baugebiet Arnold Estate, das er schon kannte; das Foto eines schneidig lächelnden Manns mit einem steifen Strohhut, in Begleitung einer schwergewichtigen Frau, deren Kleid eine Explosion von Tüll war; ein altes Foto der steinernen anglikanischen Kirche, in der die Trauerfeier für Gavin stattgefunden hatte.
    Ein Angstgefühl flackerte in Nicholas auf. Aber eigentlich war nichts überraschend daran. Die Kirche war seit mehr als hundert Jahren der Mittelpunkt von Tallong gewesen. Er klickte das Bild an, um es zu vergrößern.
    Die Textzeile darunter lautete: » Begräbnisgottesdienst für P. Thorneton, Auktionator. 1901.« Das Bild zeigte Bestatter in Zylindern und mit schwarzen Schärpen, die auf einem von Pferden gezogenen Leichenwagen saßen. Mit Mienen grimmig wie Krähen waren Trauergäste um die dunkle Steinkirche gruppiert. Pritams anglikanische Kirche. Die Kirche des Grünen Manns. Der damals erst wenige Jahrzehnte alte Bau sah jahrhundertealt aus, verbittert und

Weitere Kostenlose Bücher