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Der Sog - Thriller

Titel: Der Sog - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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diese Erklärungen klangen hohl. Sicher, er stützte sich auf zwanzig Jahre alte Erinnerungen, aber die Ähnlichkeit zwischen Bretherton und Quill war schon ein unheimlicher Zufall.
    Nur sagte die Stimme in seinem Kopf, dass es eben kein Zufall war.
    Er tippte » Quill, Kurzwarenhändlerin« ein.
    » 0 Treffer.«
    Er überlegte einen Moment, dann tippte er » Myrtle Street«, zögerte und ergänzte » Laden.« Suche.
    Er presste die Kiefer aufeinander, während er wartete. » 1 Treffer.«
    Als er zur Maus griff, sah er, dass seine Finger zitterten. Er bewegte den Cursor über den Link. Klick.
    Ein altes Bild erschien. » Süßwarenhandlung Sedgely, Myrtle Street C, 1905.« Ein einzelner, holzverkleideter Laden mit einer tiefen Markise stand allein an der Ecke der noch ungeteerten Myrtle Street. In den Fenstern verkündeten gemalte Worte: » Bonbons« » Reiche Auswahl an Früchten der Saison« und » Tees, leichte Erfrischungen und Eis.« Nicholas betrachtete das Bild genau. Es war dieselbe Stelle, an der die Geschäfte heute standen – der Minisupermarkt, Rowenas Gesundheitskostladen, der Computerbastler. Vor dem Süßwarengeschäft stand eine Frau in einem weißen Kleid. Sie hatte sich wohl gerade von der Kamera abgewandt, als das Bild aufgenommen wurde, denn ihr Gesicht war nur verschwommen von der Seite zu sehen. Unter dem Bild stand: » Möglicherweise die Besitzerin Victoria Sedgely.«
    Nicholas Mund wurde trocken wie eine Krypta.
    Die Frau auf dem Foto hielt einen kleinen weißen Terrier in den Armen.
    Katharine fluchte, als der Ton auf der Töpferscheibe in sich zusammenfiel, und was eigentlich eine Terrine werden sollte, zu einem feuchten, missgebildeten Ding zusammenklappte, das Katharine plötzlich an einen Film erinnerte, den ihr eine Schwester zur Geburtsvorbereitung gezeigt hatte, als sie mit Nicholas schwanger gewesen war – der eingefallene Ton ähnelte entsetzlich der blutigen Vulva der Mutter in jenem Film. Katharine hielt die Töpferscheibe mit dem Handballen an, schöpfte den fehlgeborenen Topf ab und schlug ihn zu einer Kugel, die sie auf den Lehmblock zu ihren Füßen klatschte.
    Wieso bin ich wütend?, fragte sie sich. Normalerweise genügten ein paar Stunden in ihrem Atelier unter dem Haus, um alle quälenden Gedanken zu verscheuchen. Nicht so heute. Sie schaltete die Scheibe mit der Schuhspitze aus. In der neu gewonnenen Stille konnte sie das gleichmäßige Prasseln des Regens auf den Büschen vor dem Fenster hören. Der Tag war düster. Sie stand auf und ging zum Waschbecken, um sich die bereits trocknende Schicht hellen Tons abzuwaschen.
    Ihr Zorn verwirrte sie. Sie hatte sich nach der Rückkehr von dem Besuch bei der armen Pamela Ferguson vom eigenen Körper losgelöst gefühlt, wie jene Patienten, die sich angeblich von der Decke des OPs bei der eigenen Operation zusehen. Quill. Katharine hatte zwanzig Jahre lang nicht an die Frau gedacht, und nun auf einmal konnte sie das Bild der schrumpligen Alten nicht aus dem Kopf bekommen.
    Pamelas Worte hatten sie aufgewühlt, und sie hatte letzte Nacht schlecht geschlafen. Dummes Zeug, hatte sie sich gesagt, während sie steif wie ein Leichnam im Bett gelegen war und den Schlaf vergeblich herbeizuzwingen versuchte. Dummes Zeug; Pamela war eine abergläubische alte Schottin. Gut, dann hatte sie selbst eben gehört, dass Quill nach Ballina gezogen war, während Pam Ferguson glaubte, sie sei nach Hobart gezogen – na wenn schon. Himmel, die alte Näherin musste seit wenigstens fünfzehn Jahren tot sein, welche Rolle sollte das also spielen? Wie hatte Pam sie genannt? Weiße Frau aus dem Hochland? Wohl eher arthritische Alte hinter der Nähmaschine. Dummes Zeug.
    Was hätte Don dazu gesagt?
    Sie stellte den Wasserhahn mit einer gereizten Handbewegung ab. Was Don gesagt hätte? Mach ruhig einen Doppelten, Schatz, dachte sie verbittert.
    Ach, aber die Trinkerei war erst danach losgegangen. Was hat er vorher über Quill gesagt?
    Katharine trocknete sich die Hände. Es gab keinen Grund, über das alles nachzudenken. Don war lange tot; in gewisser Weise war er es schon gewesen, ehe er starb. Quill war ebenfalls längst tot. Das Leben gehörte den Lebenden.
    » Dummes Zeug«, wiederholte sie laut noch einmal für sich und streckte die Hand zum Lichtschalter aus. Das warme Gelb der Wolframbirne erlosch mit einem Klicken, und der Raum versank in ein mattes Schiefergrau. Licht, das durch das Fenster schwamm, fiel auf den entstellten Lehmklumpen unter der

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