Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)
Scheu davor hatten, den Menschling zu berühren. Schließlich konnte niemand wissen, ob nicht doch noch etwas von der dunklen Kraft in ihm war und die nicht auf jeden übersprang, der dem Menschling zu nahe kam.
Das zierliche Halblingmädchen konnte den vergleichsweise großen und schweren Arvan nur mit Mühe stützen. » Wo bleibt ihr denn?«, rief sie ärgerlich. Da erst sprangen auch Neldo und Borro zu ihrem Gefährten, der auf die Knie sackte und nach Luft rang.
» Ist alles in Ordnung?«, fragte Zalea besorgt.
Arvan nickte nur. Ihm war schwindelig. Für Augenblicke schien sich alles vor seinen Augen zu drehen. Er wollte etwas sagen, bekam aber keinen Ton heraus.
Derweil kreiste der Krähenschwarm noch einmal über der Stadt, dann stiegen die Vögel so hoch auf, dass sie zu kleinen schwarzen Punkten verschmolzen und schließlich gar nicht mehr zu sehen waren.
» Davon werden wir Lirandil berichten müssen«, sagte N eld o.
» Jedenfalls sollten wir uns so schnell wie möglich davonmachen«, meinte Borro, der die Blicke vieler Passanten auf sie gerichtet sah.
Söldner eilten herbei, aber die kümmerten sich nicht um Arvan und seine Gefährten, sondern ausschließlich um den Kriegselefanten, dessen Stoßzähne zwischen den Balken des Podestes eingeklemmt waren.
Mit vereinten Kräften halfen die Halblinge Arvan auf.
» Es geht schon«, behauptete dieser.
» Ist noch etwas von diesem…« Zalea zögerte, den Satz zu beenden.
» …von dem Dämon in mir? Das ist es doch, was du meinst?«, sagte Arvan, der seine Sprache inzwischen wiedergefunden hatte.
» Und?«, fragte Borro.
Zunächst bekam er keine Antwort.
Sie gingen ein Stück weiter, drängelten sich durch den entstandenen Auflauf von Menschen und anderen Geschöpfen. Während Neldo den Blick immer wieder besorgt nach oben richtete, dorthin, wo die Krähen im Himmel verschwunden waren, blieb Arvan wiederholt stehen und sah zu Boden. Mehrfach glaubte er, dort wieder jenes schattenhafte Etwas zu sehen, das über sein Schwert aus ihm herausgeglitten war. Den Grund dafür konnte er sich nicht erklären. Er wusste nur, dass es geschehen war.
Er zitterte und fror auf eine Weise wie nie zuvor in seinem Leben. Es war eine Kälte, die aus dem Innersten seiner Seele kam, und es war ihm klar, dass diese Empfindung mit dem schattenhaften Dämonenwesen zu tun haben musste.
Sie kehrten in den Hexagonturm zurück. Die Halblinge brachten Arvan in sein Quartier, wo wenig später auch Lirandil erschien, ohne dass er von irgendwem gerufen worden wäre. Vielleicht hatte er den erhöhten Herzschlag bei ihrer Rückkehr vernommen und war dadurch alarmiert.
Was ist geschehen? Entweder stand diese Frage so überdeutlich in Lirandils Gesicht, dass Arvan sich einbildete, sie zu vernehmen, oder der Elb hatte ihm erneut eine Gedankenbotschaft gesandt.
Arvan hatte sich auf das Bett gesetzt, und ehe er etwas sagen konnte, legten sich Lirandils Fingerspitzen auf seine Schläfen, wozu der Elb eine Formel murmelte und die Augen schloss.
Schließlich öffnete er sie wieder und nickte wissend. » Wir mussten ja damit rechnen, dass uns Ghools dämonische Verfolger früher oder später wieder aufspüren.«
Arvan konnte das Zittern kaum unterdrücken, als er murmelte: » Es war in mir.«
» Ich weiß«, sagte Lirandil. » Aber du brauchst nicht besorgt zu sein. Ich glaube nicht, dass dir der Dämon viel anhaben konnte.«
Lirandil berührte leicht die Klinge von Beschützer. Arvan hatte das Schwert neben sich auf das Bett gelegt. Winzige, kaum sichtbare Blitze aus Schwarzlicht zuckten aus dem Metall der Waffe und in die Fingerspitzen des Elben, nur für einen Moment, dann hatte sich der Rest der dunklen Kraft, die das Schwert offenbar aus Arvans Körper geleitet hatte, verflüchtigt.
» Ist noch etwas von diesem Wesen in meinem Schwert?«, fragte Arvan dennoch und sah die Klinge voller Abscheu an.
Lirandil schüttelte den Kopf. » Nein, jetzt nicht mehr. Es scheint, als hättest du großes Glück gehabt.«
» Hat der Dämon versucht, mich unter seinen Einfluss zu bringen?«
» Gut möglich. Aber vielleicht wollte er dich auch einfach nur töten, das weiß ich nicht genau.«
» Und wieso ist er nicht mehr in mir?«
» Vielleicht hat dich deine besondere Heilkraft vor ihm bewahrt.«
» Dann hilft der Zauber dieses Brass Elimbor auch gegen die Kraft von Dämonen?«
» Es scheint so. Aber ich verstehe nicht genug davon, um das wirklich beurteilen zu können, darum solltest du
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