Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)
Zalea. » Es wird immer ein Spion unter uns sein, und wir werden Euch nicht einmal mehr eine freimütige Frage stellen können.«
» Vergesst nicht, dass Brogandas über die gleichen Sinne wie ein Elb verfügt«, erwiderte Lirandil. » Er vermag aus dem Schlag eures Herzens, aus dem Rauschen eures Blutes und aus kleinsten Veränderungen in euren Gesichtern zu erfassen, ob ihr ihm die Wahrheit sagt oder nicht. Selbst dann, wenn er eure Gedanken nicht zu erfassen vermag, was ich allerdings nicht ausschließen kann. Ihm steht außerdem eine sehr mächtige Magie zur Verfügung, die darauf ausgerichtet ist, andere zu beherrschen, zu manipulieren und dabei denken zu lassen, dass sie das, was sie tun, aus freiem Willen machen. Also könnt ihr ihm auch gleich offen begegnen. Er soll ruhig wissen, was unter uns gesprochen und gedacht wird. Auch ich habe nicht vor, ihm gegenüber etwas von meinen Absichten zu verbergen. Die sind unter den Mächtigen von Khemrand ohnehin seit Jahrhunderten bekannt. Die Frage, die man sich dort stellt, ist nur, ob sie von Erfolg gekrönt sein könnten oder nicht. Das ist das Einzige, was für die Herren von Albanoy zählt, sonst nichts.«
Zalea verschränkte die Arme vor der Brust. » Dann sage ich Euch jetzt frei heraus, dass es mir nicht gefällt, einen Dunkelalb in unserer Mitte zu haben«, erklärte sie. » Und ehrlich gesagt, mir gefällt es auch nicht, die Mächtigen von Khemrand als Verbündete gewinnen zu wollen.«
» Wie ich schon erwähnte, können wir da kaum wählerisch sein«, entgegnete Lirandil.
» Aber in Albanoy werden Halblinge und Menschen unterdrückt! Sie sind nicht mehr als Sklaven!«, hielt das Halblingmädchen dagegen. » Ihr freier Wille ist durch Magie gebrochen, sodass sie tun, was immer die Dunkelalben von ihnen verlangen.«
Lirandil hob die Augenbrauen. Er schien leicht erstaunt über Zaleas Gefühlsausbruch. So hatte er sie bisher noch nicht erlebt. Er musterte sie einen Augenblick lang, dann schweifte sein Blick zu den anderen. » Was du sagst, mag richtig sein, Zalea. Aber du solltest immer daran denken, was Ghool mit den Bewohnern des Halblingwaldes und anderer von ihm eroberter Länder tut.«
» Trotzdem ist mir der Gedanke zuwider, an der Seite dieses… Scheusals zu reisen«, beharrte Zalea.
» Du sprichst von Scheusalen und vergisst, dass Brogandas kein Ork ist«, mischte sich Borro ein.
Er selbst hielt seine Bemerkung wohl für geistreich. Zalea aber rümpfte die Nase.
» Ob sauber oder mit Hauern und in Schlamm gebadet– Scheusal bleibt Scheusal«, beharrte sie. » Die einen nutzen ihre dunkle Magie, die anderen eben ihre mit Obsidiansplittern gespickten Keulen. Aber ansonsten sehe ich keinen großen Unterschied.«
» Manchmal ist es erforderlich, seine Sichtweise zu ändern und alte Auffassungen über Bord zu werfen«, riet Lirandil. » Was geschieht, wenn man dazu nicht in der Lage ist, kann man an der Isolation der Elbenheit sehen.«
» In diesem Punkt werde ich meine Meinung kaum ändern«, sagte Zalea.
» Wir können ja erst mal abwarten, wie sich dieser tätowierte Schwarzmagier so gibt, meine ich«, meldete sich Borro erneut zu Wort.
Daraufhin bedachte ihn Zalea mit einem so düsteren Blick, dass Borro glatt einen Schritt zurücktrat.
Und was denkst du?, empfing Arvan einen Gedanken, während Lirandil ihn musterte.
Aber Arvan hatte dazu keine eindeutige Meinung. Er konnte es nicht erwarten, ins Elbenreich zu gelangen und Genaueres darüber zu erfahren, was zu Beginn seines Lebens dort mit ihm geschehen war. Jedenfalls war er in erster Linie neugierig auf das, was kommen würde. Dass auch ihm Brogandas nicht sonderlich sympathisch war, spielte für ihn eine eher untergeordnete Rolle.
» Ihr solltet bei Brogandas noch Folgendes bedenken«, wandte sich Lirandil ein letztes Mal an die Halblinge. » Der dämonische Angriff auf Arvan hat gezeigt, wie dicht uns die Verfolger auf der Spur sind. Hier an Harabans Hof und in der großen Stadt, die ihn umgibt, gibt es vielfältige magische Einflüsse, die Tempel, die heiligen Gebäude oder die Dinge, die Haraban in den tiefen Gewölben seines Palastes treibt. Zudem befürchtet Haraban stets, er könnte durch fremde Magie beeinflusst werden, weswegen er seinen Hof mit jedem ihm bekannten Schutzzauber abzuschirmen versuchte.«
» Meint Ihr, dieser Dämon, der mich angegriffen hat, wäre sonst stärker gewesen?«, fragte Arvan.
» Ganz gewiss«, bestätigte Lirandil. » Wie auch immer, Brogandas
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