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Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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zuvorkommen und ein Bündnis mit den Elben verhindern will. Der dunkle Zauber seiner Verwandlung ist eins der bestgehüteten Geheimnisse des Reiches. Magisch abgeschirmt in den tiefsten Verliesen unter dem Hexagonturm lagerten die alten Schriften und Listen der Zutaten. Es ist kaum denkbar, dass dieses Geheimnis den Hof des Waldkönigs verlässt, ohne dass dieser es zumindest billigt. Wenn es also geschehen ist, dann deshalb, weil Haraban damit eine Absicht verfolgt.«
    » Dieser Narr!«, murmelte Lirandil, als er die Wahrheit in Brogandas’ Worten erkannte.
    » Er fürchtet die Elben und ihre Magie«, stellte Brogandas fest. » Und es ist ihm wichtiger, in einem Bündnis gegen Ghool die führende Rolle einzunehmen, als die Elben für ebendieses Bündnis zu gewinnen.«
    » Dann glaubt er allen Ernstes, er könnte ohne die Magie der Elben auf Dauer gegen Ghool bestehen?«, entfuhr es Lirandil ungewohnt heftig. Er hatte mit vielem gerechnet und es in seine langfristige Planung miteinbezogen. Anscheinend hatte er aber die Machtversessenheit und die Dummheit des Waldkönigs unterschätzt.
    » Er scheint dieser Überzeugung zu sein«, meinte Brogandas. » Ihr versteht sicherlich, dass ich den Mächtigen von Khemrand nicht guten Gewissens empfehlen kann, einem Bündnis beizutreten, dessen Bundesgenossen sich untereinander dermaßen uneinig sind.«
    » Ich gestehe ungern, dass ich tatsächlich Verständnis für Eure Haltung habe«, sagte Lirandil.
    » Ihr solltet so schnell wie möglich aufbrechen. Vielleicht könnt Ihr das Schlimmste verhindern. Haraban auf seine Intrigen anzusprechen hat keinen Sinn. Er wird alles abstreiten und seinen Botschafter notfalls opfern, indem er ihn als einen von Ghools Dämonen besessenen Spion hinstellt.«
    » In diesem Punkt gebe ich Euch recht«, stimmte Lirandil zu.
    » Darf ich dann auf mein ursprüngliches Anliegen zurückkommen? Gestattet Ihr mir, Euch zu begleiten?«
    Lirandil überlegte und traf eine für elbische Verhältnisse sehr schnelle Entscheidung. Der Nachteil, dass seine weitere Reise gewissermaßen unter der Beobachtung des Dunkelalbs von Albanoy verlief, stand dem Vorteil gegenüber, dieses mächtige Reich vielleicht in das Bündnis hineinzuholen.
    » Wir brechen morgen auf«, kündigte Lirandil an.

Angriff aus heiterem Himmel
    Arvan und die drei Halblinge hatten sich den ganzen Nachmittag über auf den Straßen und Plätzen der Stadt umgesehen. Sie hatten sich die Kämpfe der Oger und Waldriesen angesehen und ebenfalls die zahlreichen Gaukler, die wie die vielen Händler von weither kamen, um ihre Waren in der Stadt feilzubieten. Kolonnen von Söldnern marschierten zum Hafen, und immer wieder mussten Marktstände abgebaut oder die Vorstellungen von Gauklern unterbrochen werden, weil große Katapulte durch die Straßen zum Hafen gebracht wurden, um dort auf Schiffe verladen zu werden. Hochgerüstete Kriegselefanten kamen vom Westlichen Tor herein. Sie trugen Rüstungen aus dünnen, miteinander verdrahteten Metallplatten, und auf ihnen saßen Bogen- und Armbrustschützen. Auch die gewaltigen Tiere bewegten sich auf den Hafen zu.
    Arvan fiel ein Schwarm dunkler Vögel auf, die sehr hoch über der Stadt kreisten, so als würden sie etwas suchen. Manchmal sanken sie tiefer, und Arvan erkannte, dass es sich um große Krähen handelte. Ihr Krächzen war so laut, dass es sogar durch den Lärm der Straße drang.
    » Totenvögel«, stellte Neldo fest. » Die haben uns schon verfolgt, als wir noch auf dem Langen See im Boot saßen.«
    » Mir fiel auf, dass Lirandil diese Vögel lange und sehr besorgt beobachtete«, erinnerte sich Arvan. » Möglicherweise haben Ghools Dämonen ihre Verfolgung noch nicht eingestellt, und auch wenn Lirandil sie mit seiner Elbenmagie zwischenzeitlich etwas verwirren konnte, sie beobachten uns durch die Augen dieser Vögel.«
    » Das sind düstere Aussichten«, meinte Borro und biss in eine exotische Frucht, die er auf dem Markt erworben hatte. Sogleich verzog er das Gesicht. » Menschlingsfraß!«, spie er hervor, dann aber setzte er sogleich entschuldigend und an Arvan gerichtet hinzu: » Nichts für ungut, das geht nicht gegen dich.«
    Arvan lächelte den Freund an. » Das will ich hoffen.«
    Borro schielte immer wieder zu Zalea hinüber, aber je öfter er das tat, desto weniger schien sie von ihm Notiz zu nehmen. Das ging schon eine ganze Weile so. Arvan hatte dieses Spiel schon während ihrer Reise zum Hof des Waldkönigs bemerkt. Es war keine so

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