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Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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gute Idee von Borro, sich ihretwegen in dieses Abenteuer zu stürzen, dachte er nicht zum ersten Mal.
    In diesem Augenblick stürzte plötzlich eine der Krähen im Sturzflug herab– geradewegs auf einen der Kriegselefanten zu. Sie hatte die Flügel an den Körper gelegt, und so stieß sie wie ein Pfeil nach unten, um ihren Schnabel in den Hinterkopf des Elefanten zu rammen. Dabei jedoch löste sie sich auf, wurde zu einem gasförmigen schwarzen Etwas und hinterließ weder eine Wunde noch ein Loch in der Zierdecke, die den Nacken des Kriegselefanten bedeckte.
    Im nächsten Moment brach der Elefant aus der Formation aus, die gerade auf dem Weg Richtung Hafen war. Er stieß dabei ein lautes Dröhnen aus, das sich deutlich von dem normalen Trompeten dieser Tiere unterschied. Seine Augen leuchteten dämonisch auf, als er sich in Bewegung setzte. Ein Händler konnte gerade noch zur Seite springen, bevor der Elefant seinen Stand niedertrampelte, wobei die gewaltigen Elefantenfüße die angebotene Töpferware zermalmten.
    Erneut war ein durchdringender Ton zu hören, so laut und tief, dass Arvan ein Drücken in der Magengegend verspürte. Schreie gellten. Zwei Waldriesen, die als Träger beschäftigt waren und unter jedem Arm zwei große Weinfässer getragen hatten, ließen diese fallen. Bevor der Elefant die Riesen zu Boden trampeln konnte, sprangen sie zur Seite, während die Weinfässer auseinanderplatzten. Der kostbare Traubensaft ergoss sich über die staubige Straße, rann über die Pflastersteine und versickerte in den Fugen dazwischen.
    Der Elefant stürmte weiter, geradewegs auf Arvan und seine Halblingfreunde zu. Arvan war für einen Moment wie erstarrt. Er sah nur das dämonische Leuchten der Augen und spürte gleichzeitig, wie ihn eine unheimliche geistige Kraft lähmte.
    Die auf dem Elefanten sitzenden Schützen waren völlig machtlos. Ebenso der Treiber, der erfolglos versuchte, das Reittier wieder unter seine Kontrolle zu bringen.
    Die Halblinge wichen zur Seite, und Zalea riss Arvan im letzten Moment mit sich. Der Kriegselefant rammte seine Stoßzähne in ein hölzernes Podest, das den Vorführungen von Gauklern, Possenreißern und Musikanten diente und ungefähr anderthalb Mannslängen hoch war. Die Stoßzähne verfingen sich in den Zwischenräumen der Bretter und Balken. Das Tier brüllte wie von Sinnen, als es merkte, dass seine eigene Wildheit es zu einem hilflosen Gefangenen gemacht hatte.
    Das schwarze Etwas, das zuvor in den Elefanten gefahren war, sprang förmlich aus dessen Kopf. Es war eine dunkle, wie Gas wirkende Substanz, die durch die Poren der Elefantenhaut drang. Es quoll durch die Zierdecke und die Metallplatten, die den Kopf des Reittiers schützten, und bildete für den Bruchteil eines Augenblicks den Schatten eines krähenartigen Vogels. Ein durchdringender Krächzlaut ließ für Arvan einen Moment lang alle anderen Wahrnehmungen verstummen. Wahrhaftig, ein Dämon!, durchfuhr es ihn.
    Er griff nach Beschütze r , riss die Waffe aus der Scheide auf seinem Rücken, ließ sie durch die Luft wirbeln und durch das schwarze vogelförmige Etwas schneiden, als sich dieses auf ihn stürzte.
    Das Schwert glühte magisch auf, als es mit dem Dämon in Berührung kam. Ein wütendes, krähenartiges Krächzen ertönte, und der Schattenvogel teilte sich dort, wo Arvans Klinge ihn scheinbar gespalten hatte. Ein Teil seiner Substanz fuhr Arvan geradewegs in die Brust, der Rest drang ihm durch Augen, Nase, Mund und Ohren und war im nächsten Moment verschwunden.
    Arvan stand schwankend da. Das Schwert in seiner Hand hörte auf zu glühen. Er stützte sich auf die Klinge, deren Spitze er zwischen zwei Pflastersteine in eine Fuge gerammt hatte.
    In diesem Moment fuhr etwas aus der Klinge in das Pflaster, breitete sich wie ein dunkler Schatten in einem Umkreis von drei, vier Schritten darüber aus und ließ die Steine für einen Moment aussehen wie von einer Schicht Pech überzogen. Dann löste sich das Phänomen auf.
    Die drei Halblinge waren ebenso konsterniert wie alle anderen Zeugen des Geschehens. Selbst den hartgesottenen Söldnern auf den Kriegselefanten standen die Münder weit offen. Der Elefantentreiber, der hinter dem Nacken des zuvor noch tobenden Tiers saß, versuchte es zu beruhigen. Der Elefant befand sich offenbar nicht mehr unter dämonischer Kontrolle, war aber ängstlich und verwirrt.
    Zalea sprang auf Arvan zu, als dieser umzukippen drohte, während Borro und Neldo offenbar eine instinktive

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