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Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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werden dort kaum noch Felsen aufragen. Wollt Ihr etwa, dass in Zukunft Trolle, Menschen und Orks einfach so in unser Reich einfallen können, ohne zumindest zuvor ein paar schroffe Höhen überwinden zu müssen? Das ist Verrat an der Elbenheit– und ganz besonders an jenen Elben, die verstreut in Arathilien und Olsien leben und für di e da s Grenzgebirge der einzige Schutz vor diesen Barbaren ist!«
    Sandrilas verzog das Gesicht und fuhr fort: » Oder wäre es Euch, werter Lirandil, etwa recht, wenn anstatt des Gesteins des Elbengebirges die Gebirgszüge hier am Elbenfjord für den Krieg herhielten? Gebirge, die größtenteils von unseren Ahnen in Kunstwerke verwandelt wurden, deren Erhabenheit eigentlich noch unsere Nachfahren erfreuen sollte? Offenbar sind die langen Aufenthalte unter den Barbarengeschöpfen von Athranor nicht spurlos an Euch vorbeigegangen.«
    » Sandrilas, Ihr wisst, dass Eure Anschuldigungen grundlos sind«, verteidigte sich Lirandil. Aber er ahnte, dass er in diesem Saal auf verlorenem Posten stand.
    » Viele Dinge gilt es abzuwägen«, sagte Péandir schließlich. » Ich schlage vor, die weitere Entwicklung abzuwarten.«
    Prinz Eandorn wandte sich an seinen Vater. » In meiner Jugendzeit geriet ich in die Hände von Trollen. Das ist gerade mal dreieinhalb Jahrhunderte her, und Ihr wart ohne zu zögern bereit, Reboldirs Zauber anzuwenden, um mich zu retten. Warum nicht jetzt?«
    » Ich habe damals nur gedroht«, erinnerte Péandir. » Das genügte. Jeder einzelne Stein schwebte zurück an seinen Ort. Wenn wir aber gegen Ghool Krieg führen, wird es nicht bei einer Drohung bleiben. Und die Folgen, die das für die Elbenheit haben könnte, vermag niemand vorherzusehen.«
    » Die Folgen, die das Nichtstun und Abwarten haben könnte, ebenso«, entgegnete Eandorn.
    » Das sagst du, mein Sohn. Aber ich bin der König.«
    Jeden Tag übte Arvan mit Whuon den Schwertkampf. In immer rascherer Folge droschen sie mit ihren Klingen aufeinander ein, sodass vorbeigehende Elben manchmal stehen blieben, weil sie glaubten, Zeuge einer tatsächlichen Auseinandersetzung unter Barbaren zu sein.
    » Du wirst jeden Tag besser und schneller, Arvan«, sagte Whuon, nachdem er ihm wohl zum hundertsten Mal Beschützer aus der Hand geschlagen hatte.
    Arvan nahm die Waffe wieder vom Boden auf. » Euren Grad an Perfektion werde ich nie erreichen.«
    Unter denen, die stehen geblieben waren, um ihnen zuzuschauen, war auch eine Elbin in einem langen, fließenden und vollkommen weißen Gewand aus Elbenseide. Das Haar fiel ihr bis weit über die Schultern. Arvan sah zu ihr hinüber. Ihr Blick war schwer zu deuten. Auf Arvan wirkte er einfach nur rätselhaft. Sie wandte sich um und ging weiter.
    » Wir sind für diese Elben nichts anderes als Kuriositäten, die man sich ansieht wie seltene Vögel mit bunten Federn«, sagte Whuon. » Ich will nicht den Schwarzseher spielen, aber ich glaube, dein Freund Lirandil sucht hier vergebens nach Hilfe.«
    Arvan allerdings hörte Whuons Worte nur wie aus weiter Ferne. Er sah noch immer der Elbin nach. Zu sehr hatte das schier unglaubliche Ebenmaß ihrer Schönheit seine Aufmerksamkeit in Beschlag genommen, als dass er in der Lage gewesen wäre, sich auch noch auf Whuons Worte zu konzentrieren.
    Er fühlte schließlich die Hand des Söldners auf seiner Schulter. » He, was ist? Träumst du?«
    Ein paar Tage später blickte Arvan durch eines der offenen Fenster im Palas hinunter auf den Burghof. Zalea hatte sich zu ihm gesellt. Im Burghof wandelte die junge Elbin, die Arvan und Whuon bei ihren Schwertübungen zugesehen hatte. Sie hielt ein kleines Buch in der Hand, in das sie immer wieder hineinsah, um anschließend etwas vor sich hin zu murmeln.
    Vielleicht lernte sie magische Formeln, oder sie erfreute sich an der Schönheit der Elbenpoesie, von der man sagte, sie käme erst wirklich zur Geltung, wenn sie gesprochen wurde.
    » Du starrst jetzt schon ziemlich lange dorthin«, stellte Zalea fest. » Ich hoffe nur, dir fallen nicht die Augen aus dem Kopf.«
    » Hast du schon mal eine solche Schönheit gesehen?«, fragte Arvan völlig ergriffen.
    » Arvan! Das ist eine Elbin!«
    » Ja, und?«
    » Sollte sie ernsthaft in Erwägung ziehen, irgendwann vielleicht einmal einen barfüßigen Menschling zu erhören, wird sie für ihre Entscheidung wahrscheinlich so lange brauchen, dass du bis dahin schon in deinem Grab zu Staub zerfallen bist.« Zalea seufzte. » Ich glaube, Whuon hatte mit seiner

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