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Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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am Elbenfjord in Zukunft schneller über die Bedrohungslage Bescheid weiß.«
    » Das Problem scheint mir nicht mangelndes Wissen zu sein, sondern mangelnde Entschlusskraft«, meinte Whuon. Dann aber zuckte er mit den Schultern. » Es ist ja nicht mein Land, das hier zugrunde geht.«
    » Ich nehme nicht an, dass die Magier von Thuvasien Euch ihr Weltentor noch einmal passieren lassen«, widersprach ihm Lirandil. » Es könnte also durchaus sein, dass Athranor der Ort ist, an dem Ihr den Rest Eurer Lebensspanne verbringen werdet.«
    » Wir werden sehen«, antwortete Whuon.
    Die Reisevorbereitungen wurden schnell getroffen. Prinz Eandorns Schiff war zwar wie alle Elbenschiffe von großer Eleganz, aber Arvan schien es, als wären die Aufbauten weniger verspielt und als wäre das ganze Schiff mehr nach Gesichtspunkten der Zweckmäßigkeit gebaut worden, als dies bei den anderen Schiffen der Elben der Fall war.
    » Ich habe dieses Schiff selbst entworfen«, sagte Eandorn stolz.
    » So interessiert Ihr Euch für die Seefahrt?«, fragte Arvan.
    » Sehr sogar. Doch wie die Magie ist auch diese Fertigkeit im Verlauf der Zeitalter immer mehr verkümmert und heute auf einem beklagenswert niedrigen Niveau.«
    » Und die Besatzung?«, wunderte sich Arvan. » Das scheinen mir andere Elben zu sein als jene, die sich auf ihre Schlösser zurückziehen, ihre Provinz niemals verlassen und Menschen für eine Legende halten.«
    Eandorn lächelte. » Ja, das ist wahr. Es gibt eine wachsende Minderheit in unserem Volk, die ahnt, dass nicht alles auf ewig so bleiben kann, wie es ist, wenn wir überleben wollen.«
    » Ich nehme an, es wird noch Jahrhunderte dauern, bis sich diese Einstellung durchsetzt«, befürchtete Arvan.
    » Länger«, erwiderte Eandorn. » Jahrtausende. Aber manchmal kommen die Dinge auch anders, als man glaubt. Denn die Zeit ist wie ein Fluss, doch durch einen Erdrutsch kann so ein Fluss gestaut werden. Die Zeit scheint dann stillzustehen, nichts scheint voranzugehen. Das Wasser erreicht niemals die Mündung, so denkt man. Doch dann bahnt es sich plötzlich seinen Weg und rollt als große Flut daher. Es könnte sein, dass uns solch ein Moment bald bevorsteht.«
    » Dann wollen wir hoffen, dass Ghool in dieser Flut ersäuft«, meinte Arvan.
    » Weißt du, Menschling, wovon ich träume?«
    » Wie könnte ich die Träume eines Elben erahnen?«
    Eandorn deutete hinaus auf das bläulich schimmernde Wasser des Elbenfjords. » Irgendwo jenseits der Meere gibt es Bathranor. So nennen wir die Gestade der Erfüllten Hoffnung. Unsere Vorfahren haben es im Geist besucht, aber sie waren nie wirklich dort. Ich hoffe, dass die Elbenheit eines Tages die Kraft findet, aufzubrechen und in Bathranor ein neues Reich zu gründen– denn unser jetziges Reich ist dem Untergang geweiht. Das Wiedererstarken Ghools ist nur ein Faktor, der diesen Untergang beschleunigt, aber nicht die Ursache.« Eandorn legte die Hand auf die Reling. » Dieser Traum erfüllt mich mehr als alles andere, Arvan. Ein Traum, von dem ich weiß, dass mein Vater ihn nicht teilt und der sich vielleicht erst in sehr ferner Zukunft erfüllen wird. Ein Traum, der kaum mehr als eine vage Hoffnung ist.«
    » Nun, als kurzlebiger Mensch verfolge ich notgedrungen etwas naheliegendere Ziele«, sagte Arvan.
    » Aber du hast den Mut, der mir fehlt«, meinte Eandorn. Er tätschelte noch einmal die Reling und fuhr dann fort: » Ich habe dieses Schiff ›Tharnawn‹ genannt. Das ist unser Wort für Hoffnung. Ein Name, der mich daran gemahnen soll, dass ich eines Tages mit Schiffen wie diesem zu den Gestaden der Erfüllten Hoffnung reisen werde.«
    Bevor die » Tharnawn« ablegte, bemühte sich Brass Elimbor zum Hafen. Sein Erscheinen sorgte unter den Elben für großes Aufsehen, und später erfuhr Arvan, dass sich der uralte Schamane nur noch selten in der Öffentlichkeit zeigte.
    Brass Elimbor war nicht nur gekommen, um der » Tharnawn« seinen Segenszauber mitzugeben, sondern auch, um Arvan noch einmal zu sehen.
    Er stand Arvan gegenüber, sah ihn eine ganze Weile lang an und schwieg zunächst. » Ich erinnere mich gut an dich, Arvan«, begann er schließlich. » Es ist auch noch nicht lange her, als deine Eltern dich in meine Hände gaben.« Sein Relinga klang in Arvans Ohren eigenartig. Vielleicht hatten die ersten Menschen, die angeblich aus den geheimnisvollen Ländern der Meeresherrscher von Relian gekommen waren und diese Sprache mitgebracht hatten, so gesprochen. Arvan

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