Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Armbrustbolzen traf und ablenkte. Zitternd blieb er in einem der benachbarten Baumstämme stecken.
    Nur ein Elb hatte ein so scharfes und sicheres Auge.
    Ein zweiter und dritter Armbrustbolzen wurde abgeschossen, doch auch die wehrte der Elb mit blitzschnellen Schwertstreichen ab. Einer dieser Bolzen jagte sogar zurück und fuhr dem Schützen in das zum wütenden Kampfschrei aufgerissene Maul, trat hinten am Nacken wieder aus und dem dahinter stehenden, wild eine Streitaxt schwingenden Orkkrieger in den Hals.
    Der Armbrustschütze brach stumm zusammen, der in den Hals getroffene Ork stieß ein gurgelndes Röcheln aus und spie dabei einen Schwall Blut zwischen seinen Hauern hervor, ehe auch er zu Boden ging.
    Keiner der Orks lud noch seine Armbrust nach. Vielleicht hatten sie ohnehin keine Bolzen mehr, und so recht nach ihrem Geschmack waren Armbrüste, Bögen und andere Fernwaffen ohnehin nicht. Sie warfen die Beutestücke fort, zogen ihre Schwerter, schwangen die Äxte und was sie sonst noch zum Morden bei sich trugen und stürmten auf den Elb zu.
    Aus anderen Richtungen liefen weitere Orks herbei. Einen Speerwurf wehrte der Elb wie beiläufig mit einem Schwertstreich ab, doch gegen diese Übermacht konnte er unmöglich auf Dauer bestehen. Immer mehr Orks drangen aus dem Unterholz hervor. Der Herdenbaum, auf dem die Halblinge ausharrten, war bald eingekreist, und die verängstigten Baumschafe flohen in das hohe Geäst.
    Da endlich setzten die Halblinge ihre Schleudern gegen die heranstürmenden Orks ein. Die meisten der Herdenbaumkastanien zerplatzten an den Stirnknochen der Unholde, aber sie zeigten auch dann Wirkung, wenn sie auf die Harnische trafen und dort ihre ätzenden Dämpfe freisetzten.
    Manche der Halblinge verschossen auch kleine Kugeln, die aus einem schwarzen und erzhaltigen Gestein geschliffen waren. Doch davon trug ein Schleuderschütze stets nur wenige bei sich, denn sie waren schwer. Unglaublich schwer. Eine pralle Börse voll Gold und Silber zog den Gürtel nicht annähernd so herab wie ein einzelner dieser daumennagelgroßen Steine, die man in einer Ledertasche bei sich führte. Wenn man die Steine einfach nur in den Taschen des Wamses oder der Hose verstaute, waren diese bald gerissen.
    Die Schwarzen Steine waren noch tödlicher als Herdenbaumkastanien. Sie durchschlugen selbst schwerste Panzerung. Mehrere dieser Geschosse drangen durch Orkharnische, und die Getroffenen blieben abrupt stehen und sackten dann leblos in sich zusammen. Bei einem schoss eine Fontäne Orkblut aus dem Loch im Harnisch. Offenbar war der schwarze Stein geradewegs in sein Herz gefahren.
    Trobo der Gemeine verschoss mit seinem Blasrohr die letzten drei Pfeile aus seinem Köcher. Er konnte ausgesprochen gut damit zielen, was die Orks zu spüren bekamen.
    Der Elb wehrte sich unterdessen verzweifelt. Dem ersten heranstürmenden Angreifer schlug er mit einem schnellen, präzisen Schwerthieb den Kopf von den breiten Schultern. Der Orkschädel rollte über den Boden, während der dazugehörige Körper in seiner schlammdurchtränkten Kleidung noch aufrecht dastand. Dann musste der Elb eine Kombination schnell ausgeführter Schwerthiebe parieren, bis ein schneller Stich dem Leben des zweiten Angreifers ein Ende setzte.
    Aber es waren zu viele, die aus dem Unterholz hervorbrachen. Den Halblingen auf der Baumastgabel des Herdenbaums ging bereits die Munition aus. In den Kämpfen, die sie im Grenzgebiet bereits hinter sich gebracht hatten, war schon der Großteil davon aufgebraucht worden. Und die von dem Baumflöter angekündigte Verstärkung war noch nicht eingetroffen.
    Arvan rasten die Gedanken nur so durch den Kopf. Er versuchte, sich auf die Ranken zu konzentrieren. Die Lähmung, die ihn für einige quälend lange Augenblicke befallen hatte, fiel von ihm ab. Er musste eingreifen!
    Wo seid ihr, grüne Arme des Waldes?, fragte er in Gedanken. Ihr habt mir doch schon so oft geholfen! Warum nicht jetzt?
    Da senkten sich Ranken aus dem oberen Geäst herab. Manche von ihnen streckten sich sogar von Nachbarbäumen aus zum Herdenbaum, um dessen günstig gelegene Äste sie sich wickelten, und wenn sie festen Halt gefunden hatten, entrollten sie sich in die Tiefe.
    Während der Elb mit seinen ausholenden Schwerthieben mehrere Orks auf Abstand hielt, packten ihn auf einmal blitzschnell mehrere dieser Pflanzenarme, umschlangen ihn und zogen ihn in die Höhe. Der Elb stieß einen erstaunten Ruf aus, während die Waffen seiner Gegner