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Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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und andere kleinere Verletzungen davongetragen. Ihre Kleidung war zerrissen, die Harnische zeigten Spuren eines Kampfes. Sie waren mit Blut besudelt, und nicht immer war zu erkennen, ob es ihr eigenes oder das von jemand anderem war.
    Noch bevor Trobo irgendetwas sagen konnte, vernahm Arvan in der Ferne das Signal eines Baumflöters, das sodann von anderen Baumflötern weitergegeben wurde.
    Da Arvan die Bedeutung der einzelnen Tonfolgen nicht genau kannte, verstand er nicht wirklich alles. Aber es reichte, um zu begreifen, dass es ein Alarm war und vor etwas gewarnt wurde.
    Trobo lauschte den Flötentönen, dann nickte er zufrieden und erklärte: » Die zweite Gruppe hat bereits Gomlos Baum erreicht.«
    » Die zweite Gruppe?«, fragte Arvan.
    » Bist du nicht nur ungeschickt, sondern auch noch schwer von Begriff?«, giftete Trobo. » Wir haben uns aufgeteilt, um auf zwei verschiedenen Wegen zum Wohnbaum zurückzukehren. Wenigstens eine Gruppe sollte Gomlos Baum erreichen und den Stamm warnen können.«
    » Ihr seid auf Orks gestoßen, richtig?«, fragte Neldo.
    Trobo sah, dass Neldo sein Schwert in der Hand hielt, und riss es an sich. » Woher hast du das?«
    Der Gestank, der von ihm ausging, trieb Neldo zwei Schritte zurück. » Ich habe es in der Pranke eines Orks gefunden, der im Kampf mit Soldaten des Waldkönigs ums Leben kam.«
    Trobos Augen verengten sich, während er fragte: » Wo war das?«
    » Etwas weniger als zehn Meilen von hier. Orks haben dort gut zweihundert Söldner und ihre Kampfelefanten niedergemacht. Der Überfall muss so überraschend gewesen sein, dass sich die Soldaten kaum zur Wehr setzen konnten. Unter den Toten waren nur wenige Orks.«
    » Diese Scheusale«, murmelte Trobo düster. » Auch wir hatten eine Begegnung mit ihnen. Drei von uns sind dabei ums Leben gekommen, und Zedo der Flinke ist unterwegs an seinen Wunden gestorben.«
    » Ich nehme an, du hast bei diesem Kampf dein Rapier verloren?«, vermutete Neldo.
    Trobo nickte. » Ein Ork kämpfte mit einem Morgenstern, den er einem Fußsoldaten aus Harabans Heer abgenommen haben muss…«
    » Eine typische Orkwaffe ist das jedenfalls nicht«, warf Neldo ein.
    » Die schlagen doch mit allem drauf, was sie in die Finger kriegen«, knurrte Trobo. » Denen reicht notfalls das ausgerissene Bein eines Feindes, der noch gar nicht tot ist!« Purer Hass leuchtete in seinen Augen. » Jedenfalls hat sich die Kette dieses verfluchten Morgensterns um mein Rapier gewickelt, und das Scheusal hat mir die Waffe mit einem kräftigen Ruck aus der Hand gerissen. Ich kann froh sein, mit heiler Haut davongekommen zu sein, weil wir Halblinge nun einmal schneller sind als die Orktiere.«
    » Wir sollten sofort aufbrechen«, meinte Neldo.
    » Nein«, widersprach Trobo. » Wir müssen uns den Orks entgegenstellen, bevor sie zu den Wohnbäumen gelangen.«
    » Auf den Bäumen sind wir sicher«, war Arvan überzeugt.
    » Ach, wirklich?«, fragte Trobo in ätzendem Tonfall und steckte das Rapier in die Lederscheide an seinem Gürtel. » Unser großer Trottel gibt sich als Stratege, was? Vielleicht bildest du dir etwas darauf ein, im Haus eines Baum-Meisters aufgewachsen zu sein, aber das ändert nichts daran, dass dein Verstand noch kleiner ist als deine Füße und Ohren.«
    » Du solltest niemanden beleidigen, der an deiner Seite kämpfen soll«, fuhr Neldo mit einer Entschlossenheit dazwischen, die Trobo sichtlich erstaunte. Vor allem aber erstaunte sie Neldo selbst.
    Trobo deutete auf Arvan. » Der da kämpft nicht mit uns. Du gehst nach Hause, Trottel! Unsere Krieger sind von Gomlos Baum aus hierher unterwegs. Wenn einer von euch Narren die Baumflötensignale verstehen könnte, wüsstet ihr das.«
    Arvan wusste, dass Trobo gern Baumflöter geworden wäre und sich als Junge bereits einige Zeit sehr intensiv mit der Flötensprache beschäftigt hatte. Aber die Ausbilder hatten ihn nicht für talentiert genug gehalten, und schon der geringste Fehler im Spiel eines Baumflöters konnte dazu führen, dass eine Nachricht etwas völlig anderes bedeutete, als eigentlich gemeint war, was verhängnisvolle Folgen haben konnte. Trobo hatte die Zurückweisung nie ganz verwunden, und manche sagten, dass er sich erst danach den Beinamen der Gemeine verdient hatte.
    » Wenn die Krieger aus dem Stamm von Brado dem Flüchter hierher zum Herdenbaum unterwegs sind, werde auch ich bleiben und mich mit ihnen den Orks stellen«, erklärte Arvan ruhig. » Schon allein deswegen, weil mir

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