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Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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bereits ins Leere schlugen.
    Eine Wurfaxt wurde dem Elb noch hinterhergeschleudert, aber dessen sicheres Auge sorgte dafür, dass er auch diesen Angriff mit einer scheinbar beiläufigen Seitwärtsbewegung seines Schwertes abwehren konnte.
    Die Ranken hoben ihn bis zur Hauptastgabel. Arvan ließ eine weitere Ranke wie ein Wurfseil vorschnellen und sich um den Leib des Elben schlingen, sodass er auf einen sicheren Platz gezogen wurde. Erst dann ließen die Pflanzen ihn los. Danke!, sandte Arvan ihnen einen Gedanken.
    Die Orks schrien und heulten. Keine Frage, sie hatten es allein auf den Elb abgesehen, nicht auf uns!, war Arvan überzeugt.
    Der Elb wandte sich ihm zu und legte Arvan eine Hand auf die Schulter. » Tausend Dank«, sagte er auf Relinga, während von seiner Berührung ein eigenartiger Schauer ausging und Arvan durchlief.
    Magie, dachte er. Oder zumindest etwas Ähnliches …
    Die seltsame Empfindung war ihm auf eigenartige Weise vertraut, wie etwas, was er schon einmal erlebt hatte. Allerdings wusste er, dass dies nicht sein konnte, denn er war sich erstens sicher, nie zuvor in seinem Leben einem Elben begegnet zu sein, und zweitens war er auch noch nie mit einer derartigen geistigen Kraft in Kontakt geraten.
    » Ich weiß genau, was du für mich getan hast«, erreichte ihn ein Gedanke, von dem er sicher war, dass er von dem Elben ausging. Arvan erschrak.
    » Ihr müsst Lirandil der Fährtensucher sein«, hörte er Trobo sagen.
    » Der bin ich«, bestätigte der Elb. » Allerdings warst du gewiss noch nicht geboren, als ich das letzte Mal den Halblingwald am Langen See besucht habe.« Arvan fiel auf, dass der Elb vor Trobo zurückwich, weil dem noch immer der bestialische Geruch des Stinkmooses anhaftete. Für die feinen Sinne des Elben musste dieser widerwärtige Gestank besonders schlimm sein, aber Lirandil war bemüht, sich nichts anmerken zu lassen.
    » Ich erkenne Euch an dem Amulett mit den Augen darauf«, sagte Trobo.
    » Das Amulett eines Fährtensuchers«, bestätigte der Elb und berührte es mit der Hand. Es war aus bronzefarbenem Metall und hatte eine ovale Form. Zwei Augen und darunter eine Elbenrune waren darin eingraviert.
    » Die alten Leute erzählen so manches über Euren letzten Besuch«, sagte Trobo. » Und viele Elben gibt es wohl nicht mehr, die sich für die Welt außerhalb ihres eigenen Reiches interessieren.«
    » Nun ja, dafür interessieren sich die Orks anscheinend umso mehr für Euch«, rief Neldo, der in die schwindelerregende Tiefe blickte. Unten tobten die Orks. Zum Glück hatte offenbar kaum noch einer von ihnen Bolzen für die Armbrüste, und Wurfdolche, Äxte oder Speere in diese Höhe zu werfen und damit die Halblinge auf der Hauptastgabel oder im äußeren Geäst zu treffen war selbst den Orks mit ihrer wilden, ungezähmten Kraft nicht möglich.
    Aber auch die Halblinge hatten kaum noch Munition für ihre Fernwaffen. Blasrohrpfeile, schwarze Steine und Herdenbaumkastanien waren nahezu verbraucht. Letztere wurden jeden Herbst rechtzeitig abgepflückt, bevor die Baumschafe sie fraßen. Die ätzenden Dämpfe, die dabei frei wurden, schadeten zwar den Tieren selbst nicht, aber ihr Fleisch wurde dadurch ungenießbar und ihre Wolle so giftig, dass jeder, der ein daraus gewebtes Gewand trug, erkrankte und innerhalb von Wochen starb. In jener Zeit, als die Halblinge noch auf und unter der Erde gelebt und keine Baumschafe gezüchtet hatten, war es wahrscheinlich für die Tiere der beste Schutz gegen fleischfressende Räuber aller Art gewesen, sich selbst ungenießbar zu machen.
    » Die Herdenbaumkastanien sind noch nicht reif genug«, erklärte Werry der Zauderer, der schnell ins äußere Geäst geklettert war. Dort hatte er ein paar der Herdenbaumkastanien gepflückt, die sich noch in ihrem grünen Frühstadium befanden. Er roch an einer, dann nahm er sie in den Mund und kaute darauf herum. » Noch kann man sie essen«, schmatzte er.
    » Du scheinst viel von Bäumen zu verstehen«, sagte Lirandil.
    » Ich bin Holzseher«, erklärte Werry. » Und mein Beiname ›der Zauderer‹ kommt nur daher, dass sich alle, die weniger von Bäumen verstehen als ich, allzu schnell mit geringerer Qualität zufriedengeben.«
    » Verschießen können wir diese Kastanien jedenfalls nicht«, murmelte Neldo. » Schließlich wollen wir die Orks ja nicht auch noch füttern!«
    » Die Verstärkung müsste bald eintreffen«, meinte Trobo.
    » Und wenn die, die uns retten sollen, nun ihrerseits in Kämpfe

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