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Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Sohn der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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woran auch die Zauberrunen nichts änderten, die man in die Rinde geritzt hatte. Sogar das Unterholz mied den Bereich um den gespaltenen Baum herum, sodass eine Fläche entstanden war, die man beinahe schon als kleine Lichtung bezeichnen konnte.
    Und diese Fläche war nun endgültig zu einem Ort des Grauens geworden. Der Gestank verfaulenden Fleisches und alten Blutes lag in der Luft, überall lagen die Kadaver von Kriegselefanten, über die sich die Aasfresser bereits hergemacht hatten. Baumfliegen, vom Blutgeruch angelockt, schwirrten umher. Aber nicht nur tote Elefanten sah Neldo, sondern auch die Leichen von mindestens zweihundert Söldnern, viele davon grauenvoll entstellt.
    Blauschwarz schimmernde Rabenvögel stritten sich um die besten Bissen, und aus dem Boden kroch massenweise gieriges Getier, um sich in das tote Fleisch zu graben.
    Neldo entdeckte unter den vielen Leichen auch einige erschlagene Orks. Allerdings schien ihr schlammfarbenes Fleisch Fliegen und Gewürm weniger zu schmecken als das der Menschenkrieger. Neldo verschlug es schier den Atem.
    Kaum einer der Krieger trug noch Waffen oder Rüstung. Offenbar waren die Toten gefleddert worden. Bei einem der wenigen erschlagenen Orks entdeckte Neldo ein Halblingsrapier, das der Tote immer noch umklammert hielt. Doch auch er trug ansonsten keine Waffen bei sich, was Beleg dafür war, dass die Leichenfledderer auch vor den eigenen Artgenossen nicht haltgemacht hatten. Nur das Rapier hatte offenbar keiner haben wollen.
    Neldo stieg vom Baum und schritt mit weichen Knien über das grausige Schlachtfeld. Das Gewürm, das aus der Erde kroch, wich vor seinen großen Halblingsfüßen zurück, während er an den Leichen vorbeiging. Die blauschwarzen Rabenvögel und die Baumfliegen waren weniger scheu, und Neldo musste sie mit ausholenden Streichen seines Rapiers fortjagen.
    Abgesehen von den handgroßen Baumfliegen, schwirrten über dem Schlachtfeld noch Myriaden gewöhnlicher Schmeißfliegen. Ihr Surren in den unterschiedlichsten Tonlagen mischte sich mit dem Krächzen der Raben.
    Neldo wand dem toten Ork das Halblingsrapier aus der Pranke. In die Klinge war eine Inschrift graviert.
    Leg dich nie mit Trobo an, denn er ist so schnell, dass er zwei Baumfliegen mit einem Stich durchbohrt!, stand dort in geschwungener, sehr verschnörkelter Halblingsschrift. Ein kunstfertiger Graveur hatte sein ganzes Können aufgeboten.
    Für die Orks war er offenbar doch nicht schnell genug, dachte Neldo voller Wut und Bitterkeit. So wenig er Trobo auch gemocht hatte, ein solches Ende hatte ihm Neldo nicht gewünscht.
    » Ein Orküberfall, keine zehn Meilen von hier«, berichtete Neldo völlig atemlos, als er zu Arvan auf den Baum zurückkehrte. » Sie haben zweihundert Söldner mitsamt ihren Elefanten niedergemacht. Ich vermute, es war ein Hinterhalt, und ehe sichs die Söldner versahen, waren die meisten von ihnen bereits gefallen!« Neldo rang nach Luft, ehe er Arvan das Halblingsrapier hinhielt.
    » Trobo…«, sagte Arvan erschüttert, nachdem er die Gravur gelesen hatte.
    » Er und sein Trupp müssen vorher schon den Orks in die Hände gefallen sein. Ich möchte nicht wissen, was sie mit ihm und seinen Begleitern angestellt haben«, sagte Neldo bekümmert.
    » Man kann die Unruhe im Wald deutlich spüren«, sagte Arvan. Aber er ging nicht näher darauf ein, was genau er damit meinte. Dass er Rankpflanzen und Baumschafe beeinflussen konnte, war allgemein bekannt, aber er hatte nie jemandem verraten, wie weit seine Verbindung zu den Pflanzen des Waldes tatsächlich ging. Vielleicht deshalb, weil niemand es wirklich hätte verstehen können.
    » Wir müssen zu Gomlos Baum zurück«, erklärte Neldo. » Sofort!«
    » Und die Baumschafe?«
    » Ich wusste, dass das jetzt kommen würde, Arvan!«
    » Sollen wir sie etwa den Orks überlassen?«
    » Notfalls ja, Arvan. Viel wichtiger ist, dass der Stamm gewarnt wird.«
    In diesem Moment ließ ein Geräusch Arvan aufhorchen. Es raschelte im Geäst, dann sah er ein gutes Dutzend Halblinge, das sich ihnen durch die Bäume näherte. Arvan erhob sich von seinem Platz. Auf einmal roch es unangenehm nach Stinkmoos.
    Er und Neldo glaubten ihren Augen nicht zu trauen, als sie Trobo ausmachten, zu dem die anderen allerdings einigen Abstand hielten, weil ihm noch immer der Gestank anhaftete.
    » Wie kann das sein?«, murmelte Neldo, der Trobos Waffe nach wie vor in der Hand hielt.
    Die Ankömmlinge sahen abgerissen aus. Einige hatten Schrammen

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