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Der Sohn der Schatten

Der Sohn der Schatten

Titel: Der Sohn der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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Becher in den schlanken Händen. »Eine Geschichte soll nicht etwas Bestimmtes bedeuten. Sie erzählt, was der Zuhörer hören will.«
    »Sie spricht zu mir«, sagte meine Mutter. »Sie sagt mir, dass der Zeitpunkt gekommen ist. Jetzt oder doch sehr bald. Ich spüre es.«
    »Du hast Recht.« Einer der Welpen lag auf Liams Knie und schlief, der andere hatte sich über seine Füße gestreckt. Es sprach für meinen Onkel, dass es ihm trotzdem immer noch gelang, würdevoll auszusehen. »Conor hat für diesen Abend eine gute Geschichte ausgewählt. Wenn wir in Tara sind, dürfen wir unser Ziel nicht aus den Augen verlieren. Man wird uns – wie ich annehme – bedrängen, andere Unternehmungen zu unterstützen. Wir dürfen nicht vergessen, was für uns das Wichtigste sein muss.«
    »Und wenn Sorcha tatsächlich Recht hat, sollten wir alle Möglichkeiten in Betracht ziehen, unser Ziel rasch zu erreichen.« Ich hatte geglaubt, dass Seamus Rotbart eingeschlafen war, aber er hatte zugehört, bequem zurückgelehnt.
    »Es fällt mir schwer«, sagte Fionn mit einem dünnen Lächeln, »die Art und Weise zu akzeptieren, wie ihr Fantasien für die Wahrheit haltet. Es ist ein etwas anderer Weg, die Welt zu betrachten. Aber wie dem auch sei, es gibt praktische Gründe für euren Kampf. Die Inseln haben Northwoods lange einen sicheren Hafen geliefert. Nehmt ihm den ab, und ihr schwächt seinen Einfluss gewaltig. Was euer eigenes Land angeht, das ist nun wieder sicher, und Liam wird in ganz Ulster und darüber hinaus hoch geachtet. Jeder hier wäre dumm, sich Sevenwaters nicht zum Verbündeten zu wünschen.«
    »Dennoch«, sagte mein Vater leise, »die Geschichte erzählt, dass Generationen guter Männer für diese Sache gestorben sind, und nicht nur Männer aus Erin. Es hat auf beiden Seiten des Wassers Witwen und vaterlose Kinder gegeben. Es wäre vielleicht wert, sich die Worte der Prophezeiung näher anzusehen, wenn man nicht mehr verlieren will als notwendig. Sie spricht nicht von einem Kampf.«
    Fionn zog die Brauen hoch. »Du bist selbst eng mit Northwoods verwandt, nicht wahr? Das schafft eine interessante Komplikation. Es ist unvermeidlich, dass du die Situation ein wenig anders betrachtest.«
    »Der Mann, der diesen Namen trägt, ist ein Verwandter von mir, ja«, sagte mein Vater. »Ein entfernter Vetter. Er hat erfolgreich Anspruch auf die Ländereien erhoben, als mein Onkel Richard starb. Ich mache kein Geheimnis aus meiner Verbindung mit dieser Familie. Und da du meine Tochter geheiratet hast, kannst du das nun auch von dir behaupten.«
    Conor stand auf und gähnte. »Es wird spät«, sagte er.
    »Wahrhaftig«, sagte Liam, stand auf und setzte die Welpen auf den Boden. »Zeit, ins Bett zu gehen. Wir müssen morgen Früh aufbrechen, und wir sind nicht mehr alle so jung.«
    »Komm, Niamh.« Fionn streckte eine Hand nach meiner Schwester aus, aber sein Blick ruhte herausfordernd auf mir. Sie ging zu ihm ohne ein Wort, und er legte den Arm um ihre Taille, und sie gingen die Treppe hinauf. Ich drehte mich um, um meine Kerze zu holen, aber Eamonn war vor mir da, entzündete sie an der nächsten Fackel und gab sie mir in die Hand.
    »Wir werden uns eine Weile nicht sehen«, sagte er. Das flackernde Kerzenlicht warf seltsame Muster auf sein Gesicht. Er war sehr bleich.
    »Ich wünsche dir alles Gute für deine Reise nach Tara«, brachte ich hervor und fragte mich, wieso er sich nach allem, was ich ihm gesagt hatte, noch die Mühe gab, mit mir zu sprechen. »Und … es tut mir Leid.«
    »D-du solltest dir um mich keine Sorgen machen. Pass auf dich auf, bis ich wiederkomme, Liadan.« Seine Finger berührten meine, die die Kerze hielten, und dann war er verschwunden.

KAPITEL 9
    Eamonns Heim hatte einen wirklichen Namen – den, den sie auf die Landkarten schrieben. Er bedeutete ›Dunkle Festung‹. Aber alle nannten es Sidhe Dubh, als wäre es eine Festung der Feen und nicht das Zuhause eines Häuptlings von Ulster, zumindest nicht eines der menschlichen Art. Die Geschichte dazu lautete, dass der mysteriöse Hügel, der sich von Nebeln umweht aus dem Marschland erhob, tatsächlich vor langer Zeit einmal eine Residenz der Anderwelt gewesen sei, bewohnt vom Feenvolk, oder noch wahrscheinlicher, dem älteren Volk, das vor ihnen hier war. Gnome vielleicht oder Clurichauns. Sie waren nun alle weg, geflohen, als Eamonns Ahnen eintrafen und diesem Land ihren Stempel aufdrückten. Aber viel Seltsames war geblieben.
    Auch auf unseren

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