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Der Sohn der Schatten

Der Sohn der Schatten

Titel: Der Sohn der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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mit diesem Mann in Verbindung zu setzen. Es ist dumm, selbst zu gehen und allein.«
    »Nach allem, was ich gehört habe, ist dies vielleicht der einzige Weg, ihn zu finden. Ich werde mich eben direkt in die Höhle des Löwen wagen.«
    Ich schauderte. »Du wirst es vergeblich tun. Er wird Nein sagen. Du wirst schon erfahren, dass ich Recht habe.«
    »Ein Söldner sagt nur Nein, wenn die Bezahlung nicht hoch genug ist, Liadan. Ich weiß, wie man feilscht. Ich will die Inseln wiederhaben. Dieser Mann kann sie mir vielleicht zurückgewinnen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das ist nicht nur ein Handel, es ist kein einfacher Kauf von Diensten. Es ist etwas anderes. In diesem Plan lauern Tod und Verlust, Sean. Ich habe es gesehen.«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Zumindest habe ich meine Theorie überprüft. Und Liadan, ich muss dir ja wohl nicht sagen, dass dies ein Geheimnis ist. Selbst Aisling glaubt, dass ich nach Hause zurückreite. Halte es geheim, bis … du weißt schon.«
    »Sean …« Ich zögerte, weil ich nicht sicher war, wie viel ich sagen durfte.
    »Was?« Sean runzelte die Stirn.
    »Ich werde es selbstverständlich für mich behalten. Und ich muss dich bitten … ich muss dich bitten, dass du, wenn du den Mann gefunden hast, den du suchst, nur von deinem Vorschlag sprichst und nicht von … anderen Dingen.«
    Nun warf er mir einen sehr seltsamen Blick zu.
    Bitte, Sean. Ich bin deine Schwester. Bitte. Und zieh keine voreiligen Schlüsse.
    Er sah aus, als hätte er mich am liebsten vom Stuhl gerissen und die Wahrheit aus mir herausgeschüttelt. Aber nun kam Aisling zurück, und er nickte widerstrebend. Ich muss Schlüsse ziehen, aber ich denke, sie können einfach nicht der Wahrheit entsprechen. Es wäre einfach unerträglich.
    ***
    Am nächsten Tag ritt Sean davon, und ich sagte nichts, aber ich hatte Angst um ihn, da ich wusste, dass er den Bemalten Mann und seine Bande suchen wollte, um sich ihre Dienste zu erkaufen. Bei Brans Ablehnung von allem, was mir lieb und teuer war – meiner Mutter und meines Vaters, sogar meines Namens –, konnte ich mir nicht vorstellen, dass er Sean auch nur anhören würde. Wahrscheinlicher wäre es, dass mein Bruder in eine Art Falle ginge. Noch wahrscheinlicher würde er einfach nicht im Stande sein, sie zu finden. Wohin er sich auch wenden würde, sie wären immer einen Schritt schneller. Und außerdem – hatten die Männer in Grün nicht gesagt, dass Bran weit weg war, in einem Land über dem Meer? Meine Vision hatte ihn an einem entfernten Ort gezeigt, unter seltsamen Bäumen. Wahrscheinlich waren sie alle weg, Möwe, Schlange, Spinne, der ganze wild zusammengewürfelte Kriegerhaufen. Und wenn es so war, dann war es gut. Das bedeutete zumindest, dass mein Bruder zwar enttäuscht, aber unversehrt wieder nach Hause zurückkehren würde.
    Inzwischen musste ich mich um Niamh kümmern. Ich wusste nicht, wie ich ihr sagen sollte, was ich in ihren Gedanken entdeckt hatte, aber es sollte sich herausstellen, dass es auch nicht notwendig war, denn die Wahrheit kam schon nach ein paar Tagen heraus, trotz ihrer Anstrengungen, sie zu verbergen. Es war nicht lange vor Einbruch der Dunkelheit, und ich war ruhelos, da mich das Eingeschlossensein in Sidhe Dubh bedrückte und ich mich bereits nach der frischen Luft und Bäumen und Wasser sehnte. Ich hatte Niamh sich selbst überlassen und war auf den schwer bewachten Wehrgang hinaufgestiegen, der sich um die kreisförmige Festungsmauer zog, hoch über Marschen und Häusern, hoch genug, dass man, wenn man nach Osten schaute, den Rand des Waldes von Sevenwaters erkennen konnte, einen graublauen Schatten in der Ferne. Langsam ging ich um die Mauer herum und blieb hier und da stehen, um durch die schmalen Schlitze zu spähen, die dazu da waren, dass man einen Pfeil hindurchschießen konnte, ohne dass der Bogenschütze seinerseits getroffen werden konnte. Ich war nicht groß genug, um über die Zinnen zu schauen; sie waren dazu gedacht, einen stehenden Mann zu schützen, und ich bin klein, selbst für eine Frau. Die Stellungen waren höher angebracht, und Stufen führten hinaus. Diese Stellungen selbst waren wiederum befestigt, und man konnte von dort nach allen Seiten spähen. Ich erschmeichelte mir meinen Weg in den nördlichen davon, und man erlaubte mir, hinaufzukommen und mich umzusehen. Der zuständige Mann knurrte etwas über Lord Eamonn und die Regeln, und ich lächelte süß und sagte, wie tapfer sie doch alle sein

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