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Der Sohn der Schatten

Der Sohn der Schatten

Titel: Der Sohn der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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wissen?«
    »Wenn du meine Dienste kaufst, mache ich die Regeln, und ich stelle die Fragen. Wird deine Schwester freiwillig mitkommen?«
    »Ich glaube schon. Sie ist … verwirrt … gebrochen. Sie ist durcheinander. Aber mehr als alles will sie ihrem Mann entkommen. Es ist eine schreckliche Ehe, eine, die sie beinahe zerstört hat.«
    »Und wenn sich dieser Uí Néill nach einem Ersatz umsieht, könnte es nicht sein, dass du selbst seine nächste Wahl bist?« Er war sehr ernst geworden.
    Ich verschluckte ein nervöses Lachen. »Du kannst sicher sein, dass das nicht passieren wird«, sagte ich, und das Kind schlug einen Salto in meinem Bauch.
    »Es wäre nur logisch. Wenn die Familie, zu der du so störrisch bist, deine Schwester zu einer solch schrecklichen Heirat gezwungen hat, kannst du keinen Grund haben zu hoffen, dass sie dir nicht dasselbe antun.«
    »Ich würde lieber davonlaufen und an der Straße betteln, als mich mit einem solchen Mann verheiraten zu lassen«, sagte ich ihm. »Das wird nicht geschehen.«
    Nun umspielte die Spur eines Lächelns seine Lippen. »Außerdem kannst du dich verteidigen«, sagte er.
    »Ja, und das würde ich auch tun.«
    »Ich bezweifle es nicht.«
    »Bran.«
    »Ja?«
    »Meine Mutter ist sehr krank. Das habe ich dir gesagt. Sie wird bald sterben. Es wäre grausam, ihr zu sagen, dass Niamh tot ist, wenn das nicht der Wahrheit entspricht. Ich würde es lieber nicht tun.«
    »Was das angeht, kann ich dich nur beraten. Du bist diejenige, die es tun muss. Frage dich, ob du wirklich willst, dass deine Schwester in Sicherheit ist. Wenn das der Fall ist, dann musst du darauf vorbereitet sein, den schwierigsten Weg zu nehmen.«
    Ich nickte und schluckte. »Was wäre dein Preis für einen solchen Auftrag?«, fragte ich ihn.
    »Du glaubst also, dass ich es tun könnte?«
    Die Frage überraschte mich vollkommen, und ich antwortete ohne nachzudenken.
    »Aber selbstverständlich. Ich würde dir mein Leben anvertrauen, Bran. Es gibt keinen anderen, den ich bitten würde, so etwas für mich zu tun.«
    »Dann ist das der Preis.«
    »Was?«, fragte ich verwirrt.
    »Vertrauen. Das ist der Preis.«
    Dieses Gespräch war voller Fallen. Ich sagte: »Ich denke, du glaubst nicht an Vertrauen. Das hast du mir einmal erzählt.«
    »Das bleibt auch unverändert. Es ist dein Vertrauen, das den Preis für diesen Auftrag bildet. Du siehst also, du hast im Voraus gezahlt.«
    »Wann wirst du es tun?«, fragte ich zitternd und spürte die Tränen gefährlich in meinen Augen brennen.
    »Ich brauche zwei Tage, um mich um einige Dinge zu kümmern. Es wird nicht schneller gehen. Bist du sicher, dass du es nicht einfach vorziehen würdest, diesen Uí Néill aus dem Bild zu entfernen? Dauerhaft? Das könnte leicht erreicht werden und mehr oder weniger sofort. Er würde einfach nicht hierher zurückkehren.«
    Ich schauderte. »Nein, danke. Ich bin noch nicht bereit, mein Gewissen mit einem Mord zu belasten, obwohl ich zugeben muss, dass ich daran gedacht habe. Außerdem hast du ohnehin schon mächtige Feinde. Ich möchte nicht dafür sorgen, dass es noch mehr werden.«
    Er schwieg einen Augenblick.
    »Du solltest lieber wieder hineingehen.« Sein Tonfall war geschäftsmäßig.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte ich zitternd. »Ich verstehe nicht, warum du uns hilfst, wenn du uns doch so sehr hasst. Was ist es, das Finsternis in deinen Blick bringt, wenn du den Namen meines Vaters hörst? Was hat er getan, um solchen Hass hervorzurufen? Er ist ein guter Mann.«
    Bran biss die Zähne zusammen. »Ich will über diese Dinge nicht sprechen«, sagte er. Dann stand er auf und blickte auf zu der Mauer der Festung.
    »Ja, ich weiß, ich sollte hineingehen.« Aber ich regte mich nicht.
    »Wirst du mir die Hand geben, um unseren Handel zu besiegeln?«, fragte er.
    Ich streckte die Hand aus, und er griff danach. Nun war er es, der meinem Blick auswich. Was mich anging, ich spürte seine Berührung in jeder Faser meines Körpers und musste mich ungeheuer anstrengen, ihn nicht auf der Stelle zu umarmen oder etwas zu sagen, das ihm klar machte, wie angestrengt ich mich beherrschte. Ich erinnerte mich, dass er seine Regeln hatte, die ihm dabei halfen. Er benutzte sie gut; dies hätte eine beliebige Verhandlung zwischen Verbündeten sein können. Er ließ meine Hand wieder los.
    »Bring deine Schwester übermorgen vor der Morgendämmerung hierher; wir werden bereit sein. Geh keine unangemessenen Risiken ein, Liadan. Ich will, dass du

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