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Der Sohn der Schatten

Der Sohn der Schatten

Titel: Der Sohn der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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nicht, dass das wahr sein kann. Woher solltest du wissen, dass ich hier bin? Außerdem spielt der Zufall in deinem Leben und in dem der Männer, die du anführst, keine große Rolle.«
    Bran sah mich ernst an. »Ich könnte dir die Wahrheit sagen. Aber du würdest mir nicht glauben«, sagte er schlicht.
    »Sag es mir. Du hast nichts zu verlieren.«
    »Glaubst du?«
    »Brighid, hilf! Bran, du bist mitten in Feindesland! Warum bist du so dumm, eine solche Gefahr einzugehen?«
    »Still, nicht so laut. Ich bin weder allein noch unbewaffnet. Ich bin hergekommen, um dir zu sagen, dass du nach Hause gehen sollst. Ich will nicht, dass du hier in Sidhe Dubh bleibst. Die Dinge zwischen mir und diesem Mann werden bald zu einem Ende kommen. Ich will nicht, dass du darin verwickelt wirst.«
    Ich öffnete und schloss den Mund ohne ein Wort.
    »Wie ich schon sagte, du wirst mir nicht glauben.«
    »Aber …«
    »Ich hörte einen … einen Hilfeschrei. So kam es mir zumindest vor. Ein Schrei, den ich tief in der Nacht hörte, als ich weit weg von diesem Ort war. Ich war nicht im Stande, ihn zu missachten, also kehrte ich zurück, und ich hörte, dass du dich tatsächlich hier befindest, auf dem Land dieses Mannes. Wir überwachen diese Festung, Liadan. Ich habe dich beobachtet, wenn du im Morgengrauen herauskamst und dich umgesehen hast, als wünschtest du dir, dass du wegfliegen könntest. Die Dinge haben ein Stadium erreicht, in dem ich glaubte, dich warnen zu müssen.«
    »Dennoch«, sagte ich vorsichtig, »nach … nach den letzten Worten, die wir gewechselt haben, kommt es mir sehr seltsam vor, dass du mich aufsuchst. Es erscheint mir noch seltsamer, dass du mich bittest, nach Hause, nach Sevenwaters zurückzukehren, wenn du alle so vollkommen verachtest, die sich dort aufhalten.«
    »Wir sprechen hier über deine Sicherheit, nicht über den Charakter deines Vaters. Ich verachte ihn. Aber das ist irrelevant. Die Festung deines Onkels ist gut bewacht, und ich möchte, dass du dorthin zurückkehrst. Du musst tun, was ich dir sage, Liadan. Geh nach Hause. Sobald du kannst. Es ist hier nicht sicher für dich.«
    »Und noch weniger für dich. Du musst doch wissen, dass Eamonn geschworen hat, dich zu töten, wenn du jemals wieder einen Fuß auf sein Land setzt oder bedrohst, was ihm gehört. Diese Wachen werden nicht zögern, auf dich zu schießen, sobald sie dich sehen. Die Männer in Grün können rasch und grausam sein. Ich möchte nicht, dass du dasselbe Schicksal erleidest wie Hund. Niemand sollte ein solches Ende haben.«
    Mir wurde, noch während ich sprach, klar, dass ich zu viel gesagt hatte. Bran beugte sich vor und starrte mich an.
    »Wie kannst du wissen, was mit Hund passiert ist?«, zischte er. »Woher kannst du das wissen?«
    Ein Schauder durchzuckte mich, als die Bilder zurückkehrten. Das dunkle Gehölz am Straßenrand, die gedämpften Geräusche von Schlägen, das Klirren von Zaumzeug, als sie wegritten. Hunds Stimme, kaum mehr verständlich: Messer  …
    »Ich weiß es, weil ich dort war«, sagte ich sehr leise. »Ich weiß es, weil ich aus dem Schatten her zugesehen habe, und ich konnte sie nicht aufhalten. Ich weiß es, weil … weil …« Meine Stimme bebte gefährlich.
    »Warum, Liadan?«, fragte Bran leise.
    »Weil er am Ende nach dem Messer rief, und es war niemand da außer mir. Er rief nach dir, ein Ende zu machen, aber die Hand, die ihm das Messer über die Kehle zog, war meine.«
    Ich hörte, wie er ausatmete, und dann schwieg er eine Weile. Es gelang mir, die Tränen zu verbeißen. Es gelang mir, nicht die Hand auszustrecken und ihn zu berühren.
    »Ich hielt mich für stark«, sagte er schließlich und sah nicht mich an, sondern irgendeine Stelle auf der nebelverhüllten Marsch. »Ich dachte, ich könnte so etwas tun. Aber es ist eine Prüfung der Willenskraft, der ich noch nicht begegnet bin.«
    Ich begriff das nicht. Und wir hatten nicht mehr viel Zeit.
    »Du bittest mich, nach Hause zu gehen. Das hatte ich immer vor. Ich bin nur zu Besuch hier, bis Eamonn aus Tara zurückkehrt. Das wird tatsächlich in vier Tagen geschehen. Dann werde ich zurück nach Sevenwaters gehen. Aber ich kann nicht vorher gehen. Meine Schwester ist hier.«
    »Was hält dich und deine Schwester davor zurück, heute abzureisen? Warum wartet ihr, bis dieser Mann zurückkehrt? Wenn es Probleme mit einer Eskorte gibt, werde ich eine stellen. Wirkungsvoll, aber unsichtbar.«
    »Ich bin nicht sicher, wie du darauf kommst, dass

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