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Der Sohn der Schatten

Der Sohn der Schatten

Titel: Der Sohn der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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du einen Anteil an meinen Entscheidungen hast.« Ich holte tief Luft. »Außerdem ist es nicht so einfach. Ich habe … ein Problem. Ein sehr ernstes Problem. Und es gibt niemanden, an den ich mich wenden kann. Niemanden, den ich um Hilfe bitten kann.«
    Er schwieg einen Augenblick.
    »Du könntest mich fragen«, erklärte er mit großer Zurückhaltung. Dann wartete er.
    »Das ist tatsächlich eine Aufgabe für den Bemalten Mann«, gab ich zu. »Aber ich bezweifle, dass ich mir den Preis leisten kann.«
    »Du beleidigst mich«, zischte Bran, aber er sprach immer noch leise, denn immerhin waren solche Heimlichkeiten sein Beruf.
    »Warum wohl?«, fragte ich. »Du bist ein Söldner und arbeitest für Geld, oder nicht? Ein Mann ohne Gewissen? Ist es nicht üblich, mit einem solchen Mann seine Bedingungen zu besprechen, wenn man seine Dienste erwirbt?«
    »Vielleicht solltest du erst erzählen, worum es geht, und wir sprechen später über die Bedingungen«, sagte er kalt.
    »Ich weiß kaum, wie ich das tun soll. Aber ich werde es dir so schlicht erklären, wie ich kann, denn ich habe wenig Zeit; man wird bald bemerken, dass ich weg bin. Meine Schwester wurde zu Mitsommer verheiratet. Ihr Mann hat großen Einfluss.«
    »Einer von den Uí Néills.«
    »Das weißt du?«
    »Ich habe mich informiert. Weiter.«
    »Sie hat nicht freiwillig geheiratet. Ihr Herz gehörte einem anderen Mann. Aber sie ging nach Tirconnell. Es ist eine Verbindung für uns zu den Uí Néill im Norden mit all den strategischen Vorteilen, die dazugehören.«
    Bran nickte verständnisvoll. Er hatte nachdenklich das Gesicht verzogen, und seine Rabenmaske ließ das noch deutlicher werden.
    »Ihr Mann hat … hat ihr wehgetan. Er hat sie grausam behandelt. Niamh ist vollkommen verändert, ein Schatten der Frau, die sie einmal war. Aber sie will nicht darüber sprechen; ich habe es selbst nur zufällig herausgefunden, und sie hat mich schwören lassen, mit niemandem aus der Familie darüber zu sprechen. Ich kann nicht erlauben, dass ihr Mann sie nach Tirconnell zurückbringt. Das wird sie umbringen. Sie würde sich lieber die Pulsadern aufschneiden, als noch einmal dorthin zurückzukehren. Das weiß ich. Ich … ich habe ihr versprochen, dass sie nicht zurückkehren muss.«
    »Ich verstehe. Und jetzt hast du vier Tage, um das Unmögliche zu erreichen.«
    »So sieht es wohl aus«, meinte ich leise und begriff das ganze Ausmaß meiner Dummheit.
    »Was war dein Plan?«, fragte Bran.
    »Ich habe bisher nur die Hälfte eines Plans. Ich wollte Niamh eines frühen Morgens hier herunterbringen, wenn der Nebel dicht genug ist. Dann wollten wir durch die Marschen nach Norden gehen. Vielleicht uns von einem Wagen mitnehmen lassen und sie irgendwo an einen sicheren Ort bringen.«
    Er sah mich an.
    »Dann ist es gut, dass ich hier bin«, meinte er. »Wo soll sie hingebracht werden? Wie lange? Welche Geschichte soll über ihr Verschwinden erzählt werden?«
    Mein Herz hatte wieder begonnen, heftig zu klopfen.
    »Ein Kloster wäre das Beste. Ich dachte, im Süden, vielleicht in Munster. Irgendwo, wo meine Familie nicht bekannt ist. Ich nehme nicht an, dass du solche Verbindungen hast …«
    »Du wärst überrascht. Was wirst du Uí Néill sagen? Und deiner Familie?«
    »Es wäre das Beste, wenn Fionn sie für tot hielte. Dann wird er nicht nach ihr suchen, sondern sich eine andere Frau nehmen. Auf diese Weise wird auch die Allianz nicht gebrochen. Meiner Familie werde ich die Wahrheit allerdings kaum vorenthalten können. Ich nehme an, ich muss es ihnen am Ende sagen.«
    Bran schüttelte den Kopf. »Du willst, dass sie verschwindet und nicht verfolgt wird. Die beste Möglichkeit, das zu erreichen, besteht darin, die Wahrheit vor allen zu verbergen bis auf jene, die es wirklich wissen müssen. Nur sehr wenige sollten davon erfahren. Und du musst dieselbe Geschichte für alle benutzen. Aus irgendeinem Grund – du kannst ja einen erfinden – ist deine Schwester auf die Marsch hinausgegangen und hat sich verirrt. Du hast gesehen, wie sie unterging. Du bist verzweifelt, der Mann trauert, die Familie ebenfalls. Deine Schwester ist sicher in ihrem Kloster, solange sie das will. Vielleicht für immer. Was ist mit diesem anderen Mann, dem, von dem du sagst, dass ihm ihr Herz gehört? Wird er damit zu tun haben?«
    »Nein. Er ist weggegangen. Meine Familie hat verboten, dass die beiden zusammenkommen.«
    »Wie heißt er?«
    »Ciarán. Ein Druide. Warum willst du das

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