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Der Sohn der Schatten

Der Sohn der Schatten

Titel: Der Sohn der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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führte ihn zu einem Platz am Feuer, und er schüttelte ihren besorgten Griff mit einem heftigen Zucken des Arms ab. Das zeigte schon deutlich genug, wie weit es mit ihm gekommen war. Schwarzer Schlamm hing an seinen Schuhen und war über seine Kleidung verspritzt.
    »Du solltest es uns lieber sagen«, meinte ich grimmig.
    Eamonn stand vor dem Feuer, mit dem Rücken zu uns, und starrte ins Herz der Flammen.
    »Du hast meine Frau nicht zurückgebracht.« Fionn hatte seine Stimme gut unter Kontrolle, aber die Fäuste geballt. Aisling hatte sich zurückgezogen und saß nun neben mir und hielt den Mund.
    Eamonn legte eine Hand auf die Augen, eine Hand, die nicht ganz ruhig war, und sagte leise: »Die Göttin möge mir helfen. Wer könnte es ertragen, solche Nachrichten zu bringen?«
    Ich stand auf, ging zu ihm und nahm seine Hand in meine Hände. Diese Berührung schüttelte er nicht ab, und er hatte keine andere Wahl, als mich anzusehen.
    »Eamonn«, sagte ich und begegnete seinem Blick, so gut ich konnte, obwohl es mich beunruhigte, was in seinen braunen Augen stand. »Fionn wartet auf Nachricht von seiner Frau und ich von meiner Schwester. Wir wissen, dass es keine guten Nachrichten sein können. Aber du musst es uns sagen.«
    »Oh Liadan. Oh Liadan. Ich würde viel dafür geben, dir so etwas nicht sagen zu müssen.«
    »Erzähl es uns, Eamonn.«
    Er holte schaudernd tief Luft. »Es ist leider das Schlimmste. Deine Schwester ist tot. Ertrunken auf dem Weg zu trockenem Land.«
    »Aber … aber …«
    Aisling war aufgestanden und hatte den Arm um meine Schultern gelegt.
    »Setz dich, Liadan. Komm, setz dich.«
    Ich zitterte. Es gab keine Möglichkeit festzustellen, ob es der Wahrheit entsprach. Diese Falle hatte ich mir selbst gestellt.
    »Was!« Fionn kam ganz langsam auf die Beine. »Was sagst du uns da? Wie konntest du das geschehen lassen? Auf deinem eigenen Land!«
    »Wir haben alles Menschenmögliche getan. Wir haben Männer über die Straße geschickt, deine eigenen Männer und meine, um ihnen den Weg zu blockieren. Wir sind ihnen durch den Sumpf gefolgt, so schnell wie wir konnten. Der Nebel war sehr dicht, und das hat uns behindert; aber ich wusste, dass auch sie deswegen nicht schneller vorwärts konnten. Und ich dachte, Niamh würde sie nur verlangsamen. Sie würden sie Schritt für Schritt hinüberbringen müssen. Damit hatte ich Recht. Wir haben sie tatsächlich eingeholt, aber viel weiter weg, als ich erwartet hätte. Dieser Mann ist bei seiner schrecklichen Arbeit ausgesprochen geschickt. Wir waren näher an der anderen Seite als an der Festung, als sich der Nebel ein wenig hob, und dort waren sie. Der Bemalte Mann, der über die Schulter spähte, als er von einer sicheren Stelle zur nächsten ging. Er kannte den Weg. Ich habe nie gesehen, dass er auch nur auf den Boden geschaut hätte. Nicht ein einziges Mal.
    Ich konnte nicht weit sehen, aber ich entdeckte Niamhs helles Haar und das Grau ihres Umhangs durch die Nebelschleier. Den Mann, der sie führte, konnte ich nicht sehen. Ich nahm mein Wurfmesser vom Gürtel, ging schneller, folgte meiner Beute, bis sie nur noch sieben Schritte entfernt waren. Der Bemalte Mann bewegte sich still und beinahe so lautlos wie Wild. Aber vor uns hörte ich Niamhs Stimme, die eine Frage stellte, und eine Männerstimme, die antwortete. Ich wog das Messer in der Hand, schätzte die Entfernung zu einer bestimmten Stelle zwischen den Rippen dieses Mannes ab. Ich wusste, dass er als Erster gehen musste.«
    Sag es mir. Sag es mir endlich. Ich biss die Zähne zusammen.
    »Ich holte sie rasch ein. Der Bemalte Mann hatte ein Messer an seinem Gürtel, aber es sah nicht danach aus, als wollte er danach greifen. Es war beinahe, als wartete er darauf, dass ich ihn angriff. Ich hob mein Messer, wollte werfen, und blitzschnell drehte er sich um und machte eine Handbewegung, und etwas Kleines, Blitzendes flog an mir vorbei. Ich hörte den Mann hinter mir grunzen, und dann gab es ein Platschen, als er hinfiel, und als ich wieder nach vorn schaute, war der Bemalte Mann weg. Zorn ließ mich sorglos werden, und als ich weiterrannte, verlor ich beinahe den Boden unter den Füßen. Ich schrie hinter ihm her: ›Mörder! Abschaum! Ich werde deinem Leben der Zerstörung ein Ende machen! Du wirst mein Messer noch spüren, Gesetzloser.‹ Ich hörte ihn lachen, ein leeres, herzloses Geräusch, und dann schrie Niamh auf. Sie hatte meine Stimme gehört und versuchte, sich zu befreien, da sie

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