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Der Sohn der Schatten

Der Sohn der Schatten

Titel: Der Sohn der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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Bett, starrte ins Leere, und als ich etwas ruhiger wurde, konnte ich die leichten Bewegungen des Kindes in mir spüren. Du wirst noch vor Beltaine Vater sein. Das hatte ich Bran nicht gesagt. Wie hätte ich das auch tun können? Es zu wissen, wäre nur eine weitere Last für ihn gewesen. Ein Mann kann kein Vater sein, wenn er keine Vergangenheit und keine Zukunft hat. Ein Mann kann keinen Sohn anerkennen, in dessen Adern das Blut einer Familie fließt, die er vollkommen verachtet. Es war besser, dass er es nicht wusste. Es war besser, dass niemand wusste, wessen Sohn es war. Der Sohn des Raben. Das Kind der Prophezeiung. Ich würde nicht daran gebunden sein, und er sollte es auch nicht. Aber da war immer noch Sean. Man kann Geheimnisse nicht ewig wahren, nicht vor einem Zwilling. Er hatte einen Verdacht. Er würde es sicher bald wissen. Und nun war es noch komplizierter. Denn was immer das Ergebnis dieser Jagd durch die Marschen sein würde, es würde dem Ruf des Bemalten Mannes nur noch mehr schaden, wenn er überlebte. Was immer geschah, die Ereignisse des heutigen Tages waren so gravierend, dass die Männer meiner Familie und ihre Verbündeten nie wieder daran denken durften, mit dem Bemalten Mann zusammenzuarbeiten. Es sei denn, ich sagte die Wahrheit. Und ich hatte Niamh versprochen zu schweigen.
    Arme Niamh. Sie würde so verängstigt sein. Sie würde sich vollkommen allein fühlen. Was, wenn sie in ihrer Angst davonrannte? Was, wenn sie wieder vor Schrecken erstarrte und nicht dazu bewegt werden konnte, weiterzulaufen? Ich zwang mich, langsamer zu atmen. Ganz vorsichtig streckte ich meinen Geist aus.
    Sean?
    Keine Antwort. Vielleicht war ich zu vorsichtig gewesen.
    Sean? Antworte mir, ich brauche dich, Sean!
    Nichts. Ich wartete lange Zeit, den Geist offen für seine Antwort.
    So lange, dass ich beinahe begann, das Undenkbare zu denken, da ich wusste, wo er gewesen war und bei wem. Ich spürte, wie Zweifel in meinen Kopf krochen. Vertrauen, sagte ich mir. Der Preis ist Vertrauen.
    Liadan? Was ist los?
    Ich seufzte erleichtert. Sean! Wo bist du?
    Zu Hause, wo sollte ich sonst sein? Was ist los?
    Ich kann es dir nicht sagen. Aber es ist etwas Schlimmes, und ich komme nicht allein damit zurecht. Du musst nach Sidhe Dubh kommen. Komm sofort her, Sean. Bring eine Eskorte. Ich … wir werden mit dir zurück nach Hause kommen.
    Du solltest es mir lieber gleich sagen, Liadan. Ist etwas mit Niamh passiert?
    Warum fragst du das?
    Seine Antwort war vorsichtig. Ich bin nicht blind, was immer du glauben magst. Kannst du mir sagen, was geschehen ist? Soll ich Vater oder Liam mitbringen?
    Ich schauderte, als ich dort saß, und konnte meine Angst nicht vor ihm verbergen. Jeder meiner Gedanken war von ihr überschattet.
    Nein, bring sie nicht her, nur du und ein paar Männer. Ich möchte einfach nicht, dass Eamonns Wachen mit uns zurückreiten. Beeil dich, Sean.
    Ich bin schon auf dem Weg. Gnädigerweise hatte er keine weiteren Fragen gestellt. Und bis er hier eintraf, würde es vorüber sein, auf die eine oder andere Art.
    Es war beinahe Abend, als Eamonn zurückkehrte. Wir waren wieder in der Halle, dicht an der Feuerstelle, deren knisterndes Feuer goldenes Licht auf die seltsamen gemeißelten Säulen warf. Die Augen der Geschöpfe dort schienen zu flackern und zu glühen, während sie mürrisch auf uns niederstarrten. Gedämpfte Geräusche erklangen, als die Diener Essen und Trinken brachten und es unberührt wieder wegtrugen. Aisling gab leise Anweisungen. Sie war blass und sah müde aus. Fionn saß am Tisch, den Kopf in die Hände gestützt. Als wir schließlich Unruhe draußen hörten, die Wachen auf den Posten und Stimmen im Hof, sprang niemand auf und rannte zum Fenster, um nachzusehen. Stattdessen saßen wir alle drei wie erstarrt, unfähig, nach so langem Warten noch zu glauben, dass es noch gute Nachrichten geben könnte, und unwillig gegenüber dem unvermeidlichen Augenblick, an dem man uns das Schlimmste mitteilte.
    Eamonn war ein Mann, der nicht leicht die Beherrschung verlor. Man musste ihn gut kennen, um ihm anzusehen, wann er zornig war. Selbst sein Heiratsantrag war ein Musterbeispiel der Zurückhaltung gewesen. Aber nun, als er in die Halle trat und mit einer kaum sichtbaren Geste bewirkte, dass die Diener seines Haushalts verschwanden, war es klar, dass er beinahe unerträglich erschöpft war. Er hatte keinerlei Farbe mehr im Gesicht und sah gebrochen und alt aus. Aisling sprang auf, nahm seinen Arm und

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