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Der Sohn der Schatten

Der Sohn der Schatten

Titel: Der Sohn der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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vertraut mir, und das muss ich glauben. Ich muss euch sagen, dass ich euch belogen habe, und ich hoffe, ihr werdet mich anhören, wenn ich erkläre, warum. Es ist eine sehr, sehr geheime Angelegenheit, und von einer Traurigkeit, die weit über Tränen hinausgeht. Vielleicht wird sie allerdings ein besseres Ende haben, als wir zu hoffen wagten. Es mag sein, dass euer Vertrauen in mich aufs Höchste beansprucht wird, so wie es mit dem meinen geschah.«
    Nun beobachtete mein Vater mich genau, die blauen Augen scharf und kühl. Mutter lag still da und sah das Baby an.
    »Sprich weiter, Liadan.« Iubdans Tonfall war sorgfältig neutral.
    »Niamh«, sagte ich. »Niamh …«
    Mut, Liadan.
    »Wir alle wussten, dass etwas nicht stimmte, als sie nach Hause zurückkehrte. Ihr habt mich sogar gebeten herauszufinden, was es war. Aber wir entdeckten nicht, wie schlimm es war. Als wir in Sidhe Dubh waren, fand ich schließlich die Wahrheit heraus. Ihr … ihr Mann hat sie auf die übelste Weise geschlagen und missbraucht. Sie war schon sehr bedrückt von dem, was hier geschehen war, sie glaubte, dass jeder, der sie geliebt hatte, sie nun abgewiesen hatte. Sie hatte versucht, mit dieser Ehe einen neuen Anfang zu machen. Die Grausamkeit ihres Mannes machte dem ein Ende. Aber sie ließ mich schwören, es niemandem zu verraten. Sie ließ mich versprechen, es vor der Familie geheim zu halten. Niamhs Herz war gebrochen, weil Ciarán nicht bei ihr geblieben war. Sie war erschüttert, als ihr sie wegschicktet. So behandelt zu werden, glaubte sie, musste bedeuten, dass sie wertlos war. Sie wollte nicht zulassen, dass ich von Fionns Grausamkeit erzählte und damit die Allianz gebrochen wurde, denn das hätte sie als weiteres Versagen betrachtet.«
    Verblüfftes Schweigen folgte. Dann sagte mein Vater: »Wenn das wahr ist, und ich weiß, dass es wahr sein muss, denn du würdest in einer solchen Angelegenheit kaum lügen, dann hättest du es uns sagen müssen. Das war ein Versprechen, das gebrochen werden musste.«
    »Ich fürchte, ich … ich war nicht sicher, ob ihr ihr wirklich helfen würdet. Immerhin hattet ihr darauf bestanden, dass sie Fionn heiratete. Ihr hattet sie nach Tirconnell geschickt. Deine Worte waren sehr klar gewesen. Sean hatte sie geschlagen, und dann waren da noch Liam und das Bündnis. Ich habe nie verstanden, warum sie Ciarán nicht heiraten konnte, warum ihr euch geweigert habt, über die Verbindung auch nur nachzudenken. Es passt nicht zu euch, so zu handeln, ohne die Möglichkeiten abzuwägen und ohne alle anzuhören. Es passt nicht zu euch, die Wahrheit zurückzuhalten. Ich habe eure Gründe nicht verstanden, und daher konnte ich es nicht wagen, es euch zu sagen.«
    Mein Vater starrte mich an, und in seinen Augen stand Schmerz. »Wie konntest du glauben, dass ich so etwas zulassen würde? Dass ich zulassen würde, dass meine Tochter missbraucht und geschlagen wurde?«
    »Still«, flüsterte meine Mutter. »Lass Liadan ihre Geschichte erzählen.«
    »Ich … und dann habe ich …«
    »Ein Wort nach dem anderen. Eine Lehrgeschichte. Erzähle sie langsam.«
    »Ich wusste nicht, was ich tun und wohin ich mich um Hilfe wenden sollte. Wir hatten nur wenig Zeit. Aber ich wusste, ich konnte nicht zulassen, dass sie nach Tirconnell zurückkehrte. Ich fürchtete, dass sie sich etwas antäte. Also bat ich einen – einen Freund … sie wegzubringen. An einen Ort, wo sie Zuflucht finden würde.«
    Wieder spannungsgeladenes Schweigen.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Iubdan vorsichtig. »Wurde deine Schwester nicht von den Fianna entführt und ist ertrunken? War sie nicht ein Opfer dieser Männer, die nur arrogant ihre sinnlose Barbarei zur Schau stellen wollten?«
    »Nein, Vater.« Meine eigene Stimme war kaum mehr zu hören. »Die Männer, die sie wegbrachten, taten es, weil ich sie gebeten hatte. Sie kamen auf meine Bitte nach Sidhe Dubh. Sie sollten Niamh in Sicherheit bringen, in ein christliches Gebetshaus, wo sie sich verbergen konnte. Wo sie der Grausamkeit von Menschen entzogen war.«
    Als mein Vater wieder sprechen konnte, sagte er angespannt: »Du wählst deine Freunde schlecht, scheint es. Es ist klar, dass sie vollkommen versagt haben, denn sie verloren sie noch, bevor sie trockenen Boden erreichten. Ich hoffe, du hast ihnen nicht zu viel gezahlt.«
    Es war, als hätte er mich geschlagen, und diesmal sprach Finbar laut.
    »Die Geschichte ist noch nicht zu Ende; es ist ein komplizierter Stoff mit vielen

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