Der Sohn der Schatten
Fäden. Deine Worte verletzen deine Tochter. Sie hat all ihren Mut gebraucht, um das auszusprechen, was sie gesagt hat. Und sie war nicht die Einzige, die die Wahrheit zurückhielt. Du solltest sie in Ruhe zu Ende erzählen lassen.«
»Erzähl weiter, Liadan.« Die Stimme meiner Mutter war ruhig.
»Ich habe … Verbindungen, von denen ich nichts verraten habe. Ich halte diese Leute für Freunde. Einer dieser Freunde ist der Mann, der Niamh von Sidhe Dubh weggebracht und sie in Sicherheit gebracht hat, an einen Ort, wo man ihr nicht wehtun wird, wo man sie mit Respekt behandelt, wo man nicht erwartet, dass sie das Spielzeug des Uí Néill ist. An einen Ort, wo ihre Familie sie nicht zwingen wird, eine lieblose Ehe einzugehen, damit eine strategische Allianz geschlossen werden kann. Ich kann euch keinen Beweis dafür geben, dass sie in Sicherheit ist. Ich kann euch nicht sagen, wo sie ist, und ich würde es auch nicht tun, wenn ich es wüsste. Aber ich habe sie in einer Vision gesehen, und ich glaube, dass mein Freund getan hat, um was ich ihn gebeten habe. Das Ertrinken, die Szene im Nebel – es war eine Vorstellung, um Eamonn und später andere davon zu überzeugen, dass sie wirklich tot war, ein Betrug, um die Jäger von der Spur abzulenken. Unter dem Schutz dieser Lüge haben sie meine Schwester in Sicherheit gebracht.«
Ein wenig Zugluft brachte die Kerzenflammen zum Flackern. Nach einer Weile sagte meine Mutter sehr leise: »Du wusstest, dass Niamh noch lebt, und hast es uns nicht gesagt?«
»Es tut mir Leid«, sagte ich bedrückt. »Wenn man diesen Mann um seine Hilfe bittet, folgt man seinen Regeln. Er sagte, es wäre sicherer, je weniger Menschen die Wahrheit kannten. Ich hielt es für das Beste. Und … ich weiß nicht genau. Ich glaube, dass sie nicht verloren ist. Ich traue dem Mann, der uns geholfen hat, als niemand sonst uns helfen wollte.«
»Wie ich schon sagte«, Vaters Miene war starr und voller Ablehnung, »die Wahl deiner Freunde kommt mir falsch vor. Wie kannst du wissen, ob dieser Mann die Wahrheit sagt oder nicht? Betrug ist sein Lebenswerk. Alles, was wir von ihm gehört haben, beschreibt ihn als unzuverlässig, als einen Mann, der keine Treue kennt. Und er ist ausgesprochen gewalttätig. Ein Mann, der tut, wozu seine wahnsinnigen Launen ihn verleiten. Ich kann nicht glauben, dass du ihm das Leben deiner Schwester anvertraut hast. Du musst den Verstand verloren haben. Und nun besitzt du die Unverschämtheit, deiner Mutter falsche Hoffnungen zu machen, an diesem Abend, wenn …« Er schwieg, vielleicht hatte er bemerkt, dass meine Mutter ihm den Blick zugewandt hatte.
»Nein, Roter«, sagte sie. »Sei nicht zornig. Wir haben keine Zeit für so etwas. Du musst Liadan anhören.«
Ich holte tief Luft und spürte Finbars Kraft, als er seinen Geist auf meinen konzentrierte, nicht für mich dachte, aber mir seinen Mut lieh.
»Wie ich schon sagte, ich habe sie gesehen. Ich habe sie lebendig und glücklich gesehen und mit einem Kind, das eindeutig ihres war. Eine Vision der Zukunft, eine sichere und freudige. Aber selbst ohne das glaube ich, dass sie in Sicherheit ist. Ich weiß es tief im Herzen, denn ich kann dem Mann vertrauen, der der Vater meines Sohnes ist. Es ist derselbe Mann. Ihr habt ins Gesicht meines Kindes gesehen und mir gesagt, er hat Johns Augen. Vertrauenswürdige Augen. Der Vater meines Sohnes hat dieselben Augen, in einem Gesicht mit den Zügen des Raben, dreist, wild und Furcht einflößend. Er ist der Anführer der Fianna, der, den sie den Bemalten Mann nennen. Er hat in seinem Leben Schlimmes getan, das ist nicht abzustreiten, aber er verfügt auch über großen Mut und große Kraft, und er ist treu. Er gibt nur selten Versprechen, aber jene, die er gibt, hält er. Wie Conors Geschichte zeigt, kann selbst ein Gesetzloser, wenn er die Gelegenheit erhält, ein guter, vertrauenswürdiger Mann sein. Dieser Mann hat eure Tochter gerettet. Dieser Mann ist der Vater eures Enkels. Mein Herz gehört ihm, und es wird ihm immer gehören; ich werde mich keinem anderen hingeben. Nun habe ich euch die Wahrheit gesagt, alles, was ich sagen kann, und ich vertraue euch; denn wenn dieses Wissen an die falschen Ohren gelangt, wären viele Leben in Gefahr.«
Gut gemacht, Liadan. Finbar nickte anerkennend.
Meine Eltern starrten mich an.
»Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, meinte Iubdan.
Mutter hob die Hand und streichelte Johnnys braune Locken. »Niamh ist also in Sicherheit. Das
Weitere Kostenlose Bücher