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Der Sohn der Schatten

Der Sohn der Schatten

Titel: Der Sohn der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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murmelte er. »Wie konnte Niamh sich freiwillig auf etwas so vollkommen Dummes einlassen? Begreift sie denn nicht, dass sie alles in Gefahr bringt? Gnädige Götter, wie konnten wir so blind sein? Wir alle! Komm, Liadan, wir müssen ins Haus gehen und es ihnen sagen.«
    »Nein! Sag es ihnen nicht, noch nicht. Lass mich wenigstens erst mit Niamh sprechen. Ich sehe … ich sehe, dass Böses daraus entsteht. Schlimmeres, als du dir vorstellen könntest, Sean. Sean, hör auf.«
    »Es ist zu spät. Viel zu spät.« Sean hatte seine Entscheidung bereits getroffen und hörte mir nicht mehr zu. Er drehte sich zum Haus und winkte mir, ihm zu folgen. »Sie müssen es wissen, und zwar jetzt. Wir können vielleicht noch etwas aus diesem Durcheinander retten, wenn es verschwiegen wird. Warum hast du es mir nicht gesagt? Wie lange weißt du schon davon?«
    Als wir auf das Haus zugingen, der grimmige Sean vornweg und ich zögernd folgend, kam es mir vor, als brächten wir einen Schatten mit, den tiefsten aller Schatten. »Ich habe es nicht gewusst. Nicht vor heute. Ich habe es geahnt; aber nicht, dass es so weit gegangen war. Sean – musst du es ihnen wirklich sagen?«
    »Es gibt keine andere Wahl. Sie muss den Uí Néill heiraten. Unser ganzes Unternehmen hängt von diesem möglichen Bündnis ab. Ich wage nicht, mir vorzustellen, was das Mutter antun wird. Wie kann Niamh so etwas tun? Es ist vollkommen unvernünftig.«
    Vater war draußen und arbeitete auf einem seiner Felder. Mutter ruhte. Aber Liam war im Haus, und so war er der Erste, der es erfuhr. Ich war auf zornige Ablehnung gefasst, auf Wut. Ich war vollkommen verblüfft über die Weise, wie sich die Miene meines Onkels veränderte, als Sean ihm sagte, was er gesehen hatte. In seinen Augen stand mehr als nur Entsetzen. Ich sah Ablehnung, und war das etwa Angst? Sicherlich nicht. Liam ängstlich?
    Als mein Onkel schließlich sprach, wurde deutlich, dass er größte Selbstbeherrschung brauchte, um die Ruhe zu bewahren. Dennoch bebte seine Stimme.
    »Sean, Liadan. Ich muss euch um eure Hilfe bitten. Diese Angelegenheit darf niemals über den Kreis dieser Familie hinausgelangen. Das ist von äußerster Wichtigkeit. Sean, ich möchte, dass du Conor holst. Geh selbst, und geh allein. Sag ihm, es ist dringend, aber sprich mit niemandem über den Grund. Du solltest sofort gehen. Und beherrsche deinen Zorn um unser aller willen. Liadan, ich zögere, dich in solche Angelegenheiten zu verwickeln, denn es gehört sich nicht für die Augen und Ohren einer jungen Frau. Aber du gehörst zur Familie, und du hast jetzt Anteil daran, ob es dir gefällt oder nicht. Danke den Göttern, dass Eamonn und seine Schwester nicht mehr in Sevenwaters sind. Ich möchte, dass du auf Niamh wartest; halte am Garteneingang Wache, bis du sie nach Hause kommen siehst. Dann bring sie direkt in mein Zimmer. Abermals, das kann ich nicht stark genug betonen, ohne irgendjemandem etwas zu sagen. Ich werde nach eurem Vater schicken und es ihm selbst mitteilen.«
    »Was ist mit Mutter?«, musste ich fragen.
    »Sie muss es erfahren«, erklärte er nüchtern, »aber noch nicht jetzt. Lass ihr noch ein wenig Frieden, bevor sie es hört.«
    Also wartete ich auf Niamh, und während ich wartete, sah ich, wie Sean davonritt, in die Richtung, wo die Druiden lebten, tief im Herzen des Waldes. Staub wirbelte unter den Hufen seines Pferdes auf.
    Ich wartete lange, beinahe bis zur Abenddämmerung. Es war kalt, mein Kopf tat weh, und ich war erfüllt von einer seltsamen Angst, die selbst für dieses Problem zu groß schien. Wieder und wieder hatte ich darüber nachgedacht. Vielleicht liebte sie ihn wirklich, und er sie. Es hatte ganz sicher so ausgesehen. Vielleicht war er der Sohn einer guten Familie, und vielleicht war es gleich, ob er Druide blieb oder nicht und … und dann erinnerte ich mich an Liams Blick, und ich wusste, dass meine Gedanken vollkommen vergeblich waren. Es ging hier um viel mehr, als ich verstehen konnte.
    Es war sehr schwierig, es Niamh zu sagen. Sie strahlte vor Glück, ihre Haut schimmerte, ihre Augen blitzten wie Sterne. Sie trug einen Kranz aus Wildblumen in ihrem glänzenden Haar, und ihre Füße unter dem Saum ihres weißen Gewandes waren nackt.
    »Liadan! Was um alles in der Welt tust du hier draußen? Es ist beinahe dunkel.«
    »Sie wissen es«, sagte ich direkt und sah zu, wie sich ihr Gesicht veränderte, als das Licht aus ihren Augen wich, so rasch erlosch wie bei einer Kerze. »Ich …

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