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Der Sohn der Schatten

Der Sohn der Schatten

Titel: Der Sohn der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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oder den jungen Druiden nicht entschuldigen«, sagte ich leise. »Aber ist euer Urteil nicht zu hart? Ciarán scheint ein angenehmer Mann zu sein, er hat gute Manieren und ist klug und ehrlich. Er hat Mutter mit großer Hochachtung behandelt. Könntet ihr nicht zumindest über eine solche Verbindung nachdenken? Warum weist ihr jeden Gedanken daran von vornherein von euch?«
    »Es ist unmöglich.« Ich hörte Liams Tonfall an, dass diese Worte endgültig waren. Es hatte keinen Sinn, weiter zu widersprechen. »Wie dein Vater schon sagte, wir können nur noch versuchen, zu retten, was zu retten ist. Dies ist eine sehr ernste Angelegenheit; eine, deren vollständige Bedeutung du nicht erfahren wirst. Es darf nie über diese vier Wände hinausgehen. Es ist von äußerster Wichtigkeit, es geheim zu halten.«
    Es kam mir so vor, als sei etwas Dunkles erwacht und bei uns im Raum anwesend. Es war anwesend in dem roten Fleck, der die Wange meiner Schwester zeichnete. Es war anwesend in Liams Kritik seines weisen Bruders. Es war anwesend in den Falten und Furchen, die sich deutlich auf dem Gesicht meines Vaters abzeichneten. Es stand in Niamhs Augen, als sie sich mir wütend zuwandte.
    »Das ist deine Schuld!«, schluchzte sie. »Wenn du dich nicht eingemischt hättest, wenn du mir nicht gefolgt wärst, mir nachspioniert hättest, hätte keiner je etwas erfahren. Wir wären davongegangen, wir hätten zusammen sein können …«
    »Halt den Mund, Niamh«, sagte Iubdan in einem Ton, den ich nie zuvor an ihm gehört hatte. Sie schluckte, und ihre Schultern zuckten im Schluchzen.
    »Ich will mit Mutter sprechen«, sagte sie leise.
    »Nicht heute Abend«, erwiderte Vater, nun wieder sehr ruhig. »Ich habe ihr davon erzählt, während wir auf Conor gewartet haben, und sie ist sehr bedrückt. Sie hat einen Schlaftrunk genommen und ruht nun. Sie hat nach dir gefragt, Liadan. Ich habe ihr gesagt, du würdest noch bei ihr hereinschauen, bevor du schlafen gehst.« Er klang schrecklich müde.
    »Ich will sie sehen«, sagte Niamh wie ein kleines Kind, dem man etwas verweigert hat.
    »Du hast das Recht verwirkt, deine eigenen Entscheidungen zu treffen.« Die Worte meines Vaters trafen in grausames Schweigen.
    Ich hätte nie geglaubt, dass er einmal so etwas sagen würde. Er sprach aus der Tiefe seiner Verletztheit, und mein Herz blutete für ihn. Niamh schwieg.
    »Wir werden später darüber weiterreden«, fuhr Vater fort. »Inzwischen gehst du auf dein Zimmer, und dort wirst du bleiben, bis wir entschieden haben, was geschehen soll. Diese Entscheidung muss rasch getroffen werden, und du wirst dich daran halten, Niamh. Jetzt geh. Du wirst deine Mutter heute Abend nicht mehr aufsuchen. Und du wirst nicht darüber sprechen, mit niemandem, hast du das verstanden? Liam hat Recht, wir müssen diese Angelegenheit für uns behalten, oder es wird noch größerer Schaden entstehen.«
    »Was ist mit dem Jungen?«, fragte Liam.
    »Ich werde heute Abend mit ihm sprechen«, erwiderte Conor, und auch er klang müde bis zur Erschöpfung. »Wir werden an der Art, wie er damit zurechtkommt, sehen, was er wert ist.«
    Ich saß bei Mutter, bis sie in einen unruhigen Schlaf fiel. Wir sprachen nicht über das, was geschehen war, aber ich sah, dass sie geweint hatte. Dann ging ich in mein Zimmer, wo Niamh aufrecht auf ihrem Bett saß und die Wand anstarrte. Es hatte keinen Sinn zu versuchen, mit ihr zu reden. Ich legte mich hin und schloss die Augen, aber Schlaf war unmöglich. Ich fühlte mich krank und hilflos, und trotz Conors weiser Worte hatte ich irgendwie das Gefühl, meine Schwester verraten zu haben. Es lag tatsächlich eine Dunkelheit über unserem Haushalt, als sei der Schatten vergangenen Übels wieder zum Leben erwacht. Ich verstand nicht, was es war; aber ich spürte, dass es mein Herz umklammerte und sah, wie es das bleiche tränennasse Gesicht meiner Schwester berührte.
    »Liadan!«
    Ich öffnete die Augen, als ich Niamhs drängendes Flüstern hörte. Sie stand am Fenster.
    »Er ist hier! Ciarán. Er ist gekommen, um mich zu holen!«
    »Was?«
    »Sieh, da unten! An den Bäumen.«
    Es war dunkel, und ich konnte nur wenig erkennen, aber ich hörte gedämpften Hufschlag, als ein einzelner Reiter sehr schnell, zu schnell, vom Rand des Waldes auf das Haus zuritt. Die Hufe des Pferdes knirschten auf Kies, dann war es wieder still. Jemand hämmerte an die Außentür, und eine Lampe flackerte auf.
    »Er ist hier«, sagte meine Schwester wieder, ihre

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