Der Sohn der Schatten
vorsichtig sein und dürfe niemandem verraten, dass er der Sohn des größten Helden war, den Ulster je gekannt hatte. Zumindest, bis er zur Halle seines Vaters kam. Dort würde er in Sicherheit sein; aber auf dem Weg dorthin war es gut möglich, dass er an Leute geriet, deren Söhne oder Brüder oder Väter von Cú Chulainn besiegt worden waren, und wer wusste schon, ob die nicht Rache nehmen würden, indem sie den Sohn des Helden töteten? Also sagte sie zu Conlai: Verrate keinem einzigen Krieger deinen Namen. Versprich es mir. Und er versprach es ihr, denn sie war seine Mutter. So besiegelte sie, die ihn nur in Sicherheit wissen wollte, ohne es zu ahnen, sein Schicksal.«
Vollkommenes Schweigen herrschte, wenn man von der leichten Brise in den Blättern absah. Es war Neumond.
»Conlai kam also von Alba aus über das ganze Land Erin, den ganzen Weg nach Ulster und schließlich zum Zuhause seines Vaters, des großen Helden Cú Chulainn. Er war ein hoch gewachsener, kräftiger Junge, und in seinem Hemd und seiner Rüstung hätte ihn niemand von einem erfahrenen Krieger unterscheiden können. Er ritt zum Tor und hob sein Schwert zur Herausforderung, und heraus kam Conall, der Pflegebruder Cú Chulainns.
›Wie ist dein Name, du dreister Emporkömmling?‹, rief Conall. ›Sag es mir, so dass ich weiß, wessen Sohn zu meinen Füßen liegt, wenn unser Zweikampf vorüber ist!‹
Aber Conlai sagte kein Wort, denn er hielt sein Versprechen gegenüber seiner Mutter. Ein kurzer Kampf brach aus, den Cú Chulainn und seine Krieger interessiert von den Zinnen beobachteten. Und am Ende war es nicht der Herausforderer, der besiegt am Boden lag.«
Dann erzählte ich, wie der Junge jeden Mann besiegte, der mit Schwert oder Stock oder Dolch gegen ihn antrat, bis Cú Chulainn sich selbst entschied, sich der Herausforderung zu stellen, denn ihm gefiel, wie der junge Mann die Schultern hielt, und seine ordentliche Fußarbeit, und zweifellos erkannte er etwas von sich selbst in ihm.
»›Ich werde runtergehen und es selbst mit diesem Burschen aufnehmen‹, sagte er. ›Er scheint ein würdiger Gegner zu sein, wenn auch etwas arrogant. Wir werden schon sehen, was er aus Cú Chulainns Kampfkunst macht. Wenn er mir widerstehen kann, bis die Sonne hinter diesen Ulmen dort untergeht, werde ich ihn in meinem Haus und in meiner Truppe willkommen heißen, falls er das möchte.‹
Also ging er hinunter und vor das Tor und erklärte dem Jungen, wer er sei und was er vorhatte. Vater, flüsterte Conlai leise, aber er sagte kein lautes Wort, denn er hatte es seiner Mutter versprochen, und er würde seinen Eid nicht brechen. Cú Chulainn war beleidigt, weil der Herausforderer nicht einmal die Höflichkeit besaß, ihm seinen Namen zu nennen, und so begann er mit dem Kampf bereits zornig, was nie eine gute Idee ist.«
Die Männer murmelten zustimmend. Ich beobachtete Bran; ich konnte es nicht vermeiden, denn er saß in meiner Nähe, das Gesicht vom Feuer beleuchtet, in das er starrte, und seine Miene war tatsächlich sehr seltsam. Es war etwas an dieser Geschichte, das seine Aufmerksamkeit erregte, wie es die anderen nicht getan hatten, und hätte ich nicht gewusst, was für eine Art Mann er war, hätte ich gesagt, dass ich etwas Ähnliches wie Angst in seiner Miene las. Das musste am Licht liegen, sagte ich mir und fuhr fort.
»Nun, dies war ein Zweikampf, wie man ihn nur selten sieht: der erfahrene, abgehärtete Schwertkämpfer gegen den flinken, ungeduldigen jungen Mann. Sie kämpften mit Schwert und Dolch, umkreisten einander, bewegten sich vor- und rückwärts, hin und her, duckten sich, wichen aus, sprangen und drehten sich, so dass es manchmal schwierig war zu erkennen, wer wer war. Einer der Männer, die von oben her zusahen, bemerkte, dass sich die beiden Kämpfer im Körperbau so ähnlich waren wie Erbsen in der Schale. Die Sonne sank tiefer und tiefer und berührte die Wipfel der höchsten Ulme. Cú Chulainn dachte daran, den Kampf für beendet zu erklären, denn in Wahrheit spielte er nur mit diesem Herausforderer.
Seine eigenen Fähigkeiten waren viel größer, und er hatte immer noch vorgehabt, den anderen zu prüfen, bis die Zeit, die er sich vorgenommen hatte, vorüber war, und ihm dann Freundschaft anzubieten.
Aber Conlai, verzweifelt bemüht, sich zu beweisen, zuckte einmal mit dem Schwert vor, und siehe da!, in seiner Hand lag eine feuerrote Locke von Cú Chulainns Haar, die er fein säuberlich abgetrennt hatte. Einen
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