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Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Titel: Der Sohn des Apothekers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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selbst in seinen Audi stieg.
    *
    »Was hat das jetzt gebracht?«, fragte Lisa, nachdem Trevisan
den Wagen gestartet hatte und den Wagen aus der Einfahrt lenkte.
    »Was glaubst du?«
    Lisa zuckte mit der Schulter und legte den Gurt an. »Viele
Neuigkeiten hatte der nicht gerade auf Lager. Im Gegenteil, er ist ein
verbohrter alter Mann.«
    »Da magst du recht haben, aber es ging mir nicht um
Neuigkeiten. Es ging mir um sein Gefühl, seine Empfindungen, verstehst du?«,
antwortete Trevisan.
    Lisa schüttelte den Kopf. »Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was
du meinst.«
    Trevisan blinkte und bog in die Hauptstraße ab. »Wenn ein
schlimmes Verbrechen geschieht und du wirst gerufen, dann ist der Fall noch
heiß. Du stolperst mitten hinein in den Schmerz, in die Grausamkeit und in die
Trauer. Du nimmst alles mit deinen Sinnen auf. Nicht nur die Worte und das, was
du siehst, auch die Regungen, die Stimmungen der Menschen, denen du begegnest,
mit denen du sprichst. Das Verbrechen ist präsent, es umgibt dich, den Tatort,
es ist wie eine Aura. Und der erfahrene Ermittler, der saugt alles in sich auf
und das ergibt ein Gesamtbild, eine Komposition des Schreckens, verstehst du?«
    Lisa schüttelte den Kopf.
    »Okay, dann anders … – Hast du schon mal auf eine heiße
Herdplatte gefasst?«
    Lisa nickte.
    »Und was hast du empfunden?«
    »Blöde Frage! Es hat furchtbar wehgetan, was sonst«, entgegnete
Lisa.
    »Eben, es tat weh, du konntest den Schmerz spüren und die
verbrannte Haut riechen. Ganz anders als auf einer kalten Herdplatte, von der
du weißt, dass sie dir sehr wehtun kann, wenn sie heiß ist. Aber sie ist es
eben nicht, deswegen arbeitet hier nur dein Verstand und dein Gefühl hat Pause.
Verstehst du es jetzt?«
    Lisa nickte und fuhr erschrocken zusammen, als Trevisan scharf
bremsen musste, weil er zu spät erkannt hatte, dass der Wagen vor ihm anhielt.
    Als er wieder losfuhr, entspannte sich Lisa. »Und der Fall ist
kalt.«
    »So kalt wie ein Eisbecher beim Italiener«, bestätigte
Trevisan. »Und wir müssen den Fall wieder anheizen, damit wir nicht nur mit dem
Verstand arbeiten, sondern auch mit unserem Gefühl.«
    Lisa legte ihren Zeigefinger gegen die Stirn. »Ich hab’s
kapiert. Du bist bestimmt ein guter Ermittler, aber ein verdammt schlechter
Autofahrer.«
    »Ich weiß«, antwortete Trevisan. »Und Dittel war jetzt auch
nicht unbedingt ein gutes Beispiel für einen Mann, der mit Herz und Verstand
ermittelt. Aber zumindest weiß ich jetzt, was ich von ihm und seiner Arbeit zu
halten habe.«
    Eine Weile schwiegen sie, ehe Lisa wieder das Wort ergriff.
»Was machen wir als Nächstes?«
    »Wir reden mit den Eltern der Mädchen, besser gesagt mit den
Reubolds. Die Sommerlaths sind im letzten Jahr auf der Autobahn bei Venedig
tödlich verunglückt.«
    Lisa blickte betreten zu Boden. »Ja, ich habe den Aktenvermerk
gelesen. Das ist schon verrückt. Sie sind gestorben, ohne zu wissen, dass ihre
Tochter noch am Leben ist. Das arme Mädchen hat nun überhaupt niemanden mehr …«
    »Das ist nicht ganz richtig«, fiel ihr Trevisan ins Wort. »Es
gibt noch eine Tante in Florida.«
    »Ja, aber ich meine hier,
in Deutschland. Wenn ich im Koma liegen würde, hätte ich gerne jemanden an
meinem Bett sitzen.«
    Trevisan bog in Richtung Schützenstraße ab und stoppte vor der
Zufahrt der Tiefgarage. »Wir machen jetzt mit den Spuren weiter und steigen
morgen richtig ein.«
    »Morgen ist Samstag«, entgegnete Lisa.
    »Ich weiß. Aber wir arbeiten an einem Mordfall, da gibt es
keine Wochenenden.«
    »Willst du morgen zu den Reubolds?«
    Trevisan nickte.
    »Muss ich da mit? ich weiß nicht … Da habe ich kein so gutes
Gefühl. Diese Leute gehen bestimmt gerade durch die Hölle.«
    Trevisan verstand, was Lisa meinte. »Wenn du nicht willst,
musst du nicht.«
    »Danke.«
    »Fein, dann ran an den PC, bis heute Abend haben wir alle Daten
geordnet und übertragen. Du wirst sehen, wie hilfreich ein systematisch
aufgebautes und geordnetes Nachschlagewerk ist.«

6
    In der Klosterapotheke in Mardorf herrschte
Hochbetrieb. Neben zwei Helferinnen stand auch der groß gewachsene Apotheker im
Stress. Erst in der letzten Woche hatte Justin in einem Bericht gelesen, dass
Allergien auf dem Vormarsch waren. Schaute man in die Gesichter der Kunden mit
ihren verschwollenen und geröteten Augen, sah man deutlich, dass die Reportage
nicht aus der Luft gegriffen gewesen war. Justin Belfort stellte sich in eine
Ecke und wartete geduldig, bis sich

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