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Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Titel: Der Sohn des Apothekers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Aktenordner verteilt, die sie studierte. Sie kehrte Trevisan den
Rücken zu.
    »Ich habe gehört, dass hier umgeräumt wurde«, bemerkte Trevisan
spitz.
    Hanna Kowalski wandte sich um, und für einen Augenblick war
Trevisan wie elektrisiert. Sie erhob sich und stellte ihre Tasse auf den
Schreibtisch.
    »Ich dachte, das ist okay«, sagte die schlanke, großgewachsene
junge Frau mit den langen, blonden Haaren und der Figur eines Fotomodells. Bei
ihrem Anblick verschlug es ihm einen Moment die Sprache. Trevisan schätzte
seine neue Kollegin auf Mitte dreißig.
    »Normalerweise bestimme ich selbst, wo ich arbeite«, antwortete
er in deutlich entspannterem Ton.
    Hanna streifte sich eine Strähne aus der Stirn. »Engel hat mit
mir gesprochen und gesagt, dass du jetzt die Abteilung leitest und bei uns
bleibst. Deswegen steht dir Smiseks Büro zu. Er fand es in Ordnung, dass wir
die Zimmerbelegung neu ordnen. Du bist doch nicht verärgert, oder?«
    »Dazu habe ich keine Zeit«, wechselte Trevisan das Thema. »Wir
haben einen Fall zugeteilt bekommen.«
    »Ich weiß, oder glaubst du, ich suche nach neuen
Kochrezepten«, antwortete Hanna Kowalski scharf und wies auf die Aktenordner.
»Ich habe mich schon eingelesen. Das ist keine einfache Sache. Glaubst du, das
andere Mädchen lebt noch?«
    Trevisan schüttelte den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht, aber
trotzdem müssen wir es in Erwägung ziehen. Ich würde sagen, in einer Stunde
treffen wir uns im Konferenzraum. Ich muss noch ein paar Telefonate führen.«
    Hanna nickte und lächelte. »Okay. Also dann, bis später.«
    *
    Justin Belfort war am Mittag in den Klosterkrug zurückgekehrt.
    Die Wirtin hatte ihn misstrauisch gemustert, als er die
Gaststätte betrat und nach dem Zimmerschlüssel verlangte. »Leider kann ich
Ihnen keinen Nachlass geben, obwohl Sie das Zimmer in der letzten Nacht nicht
benutzt haben.«
    »Ich brauche das Zimmer noch für eine weitere Woche«,
antwortete er. »Meine Redaktion überweist den Betrag.« Ohne auf eine Antwort zu
warten, setzte er den Weg zur Treppe fort.
    Mit offenem Mund schaute die Wirtin ihrem Gast nach, der die
Treppe hinaufging und hinter der Ecke verschwand. Schließlich schüttelte sie
den Kopf, umrundete das Empfangspult und betrat den Gastraum, wo drei Gäste am
Stammtisch zu Mittag aßen. Oberkommissar Klein war einer von ihnen, die beiden
anderen waren der Unternehmer Stolz und der Mardorfer Arzt Dr. Rosenberg. Sie
wohnten allesamt in Tennweide und nahmen meist gemeinsam das Mittagessen im Klosterkrug ein.
    »Der Reporter ist wieder da.« Sie trat an den Tisch. »Er will
noch bleiben, eine Woche.«
    Stolz schaute Klein fragend an. »Was will er noch hier?«
    »Er forscht nach«, antwortete Dr. Rosenberg. »Er gehört zu Direkt ,
habe ich gehört. Die sind für ihre Reportagen bekannt. Die kratzen nicht nur an
der Oberfläche.«
    »Aber hier wird er nichts finden«, sagte die Wirtin.
    »Wer weiß«, antwortete der Arzt geheimnisvoll.
    »Die anderen Reporter sind hier aufgetaucht, haben ein paar
Fotos gemacht und sind sofort wieder verschwunden, nachdem ihnen klar war, dass
niemand mit ihnen reden will, aber der Kerl ist anders. Ich habe gehört, dass
er in Mardorf in der Apotheke war und mit Thiele gesprochen hat.«
    Stolz schaute den Polizisten ungläubig an. »Thiele hat noch nie
mit einem von der Presse gesprochen.«
    »Er soll beinahe eine Stunde in der Apotheke gewesen sein und
Thiele ist mit ihm ins Hinterzimmer gegangen.«
    »Wer sagt das?«, fragte Stolz.
    »Ich habe meine Quellen«, antwortete Klein.
    »Egal«, mischte sich die Wirtin ein. »Mir ist der Kerl nicht
geheuer.«
    »Du hättest ihm einfach nur das Zimmer verweigern müssen«,
scherzte der Arzt.
    Magda Tanges gab einen abfälligen Zischlaut von sich. »Ich lebe
davon und bis zur Saison vergehen noch ein paar Tage. Ich muss sehen, wo ich
bleibe. Außerdem würde er in Mardorf sofort eine andere Übernachtung finden.
Dann wäre er auch jeden Tag hier.« Sie wandte sich um und stapfte davon.
    »Wenn’s um Geld geht, versteht die Magda keinen Spaß«, scherzte
der Arzt und zuckte mit der Schulter.
    »Egal, der Kerl verbreitet überall nur Unruhe«, sagte Stolz,
der ein großes Bauunternehmen leitete. »Wir müssen aufpassen, dass er unser
Geschäft nicht kaputtmacht. Erinnert euch: Damals, als die Sache mit den
Mädchen in der Presse breitgetreten wurde, ging die Zahl der Übernachtungen um
über vierzig Prozent zurück.«
    »Ich werde ein Auge auf ihn haben«,

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