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Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Titel: Der Sohn des Apothekers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Bilder machen. Mehr ist in Dänemark sowieso nicht zu holen.
Aber ich will, dass du mit diesem debilen Jungen Kontakt aufnimmst und ein paar
schöne Fotos machst. Ich habe deine Notizen gelesen und halte die Aussage
dieses Apothekers für sehr wichtig. Das mit dem Behördenirrtum sollte der Kern
der Reportage werden, meinst du nicht auch, Justin?«
    Justin zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht.«
    Monika Keppler lächelte. »Deswegen habt ihr mich«, sagte sie,
ehe sie sich umwandte und den Raum verließ.
    »Verdammte Scheiße«, fluchte Justin. »Das ist meine Geschichte!«
    Sina lächelte. »Jetzt wohl nicht mehr«, sagte sie schnippisch.

9
Montag
    Trevisan hatte versucht, am Sonntag auszuspannen, doch es
war ihm nur leidlich gelungen. Das Schicksal der beiden verschwundenen Mädchen
und das Gespräch mit Robert Reubold am gestrigen Samstag hatten ihn zu sehr
beschäftigt. Er hatte an Paulas Entführung vor über einem Jahr gedacht und
daran, dass er sie quasi in letzter Sekunde aus den Fängen eines Wahnsinnigen
retten konnte, der ihren Tod bereits beschlossen hatte. Was, wenn er damals zu
spät gekommen wäre? Wäre er wie Robert Reubold geworden, wäre auch ihm das
Leben angesichts dieses schweren Schicksalsschlags entglitten?
    Er hatte die Notizen hervorgeholt, die er sich mit nach Hause
genommen hatte. Zwei Theorien standen im Raum und er musste sich endlich
darüber klar werden, in welche Richtung er die Ermittlungen vorantreiben
wollte. Für die Entführung und die Verschleppung nach Dänemark sprachen das
Auftauchen von Tanja Sommerlath bei Flensburg, die Aussage zweier Zeugen, die
einen VW-Bus mit dänischem Kennzeichen kurz vor dem Verschwinden der Mädchen in
der Nähe von Tennweide gesehen hatten und natürlich die Festnahme der
Rockerbande unweit von Padborg und die Befreiung zweier junger osteuropäischer
Frauen, die auf dem Anwesen der Bande gefangen gehalten worden waren. Hatten
sie die Mädchen entführt, nach Dänemark verschleppt, süchtig gemacht und als
Sexsklavinnen gehalten? Und hatten sie Tanja aus dem Wagen geworfen, um sie
loszuwerden?
    Wo war Melanie Reubold geblieben? War sie längst schon tot oder
wurde sie noch immer irgendwo in Dänemark gefangen gehalten? Diese Bande hatte
den Ermittlungen der dänischen Reichspolizei nach in Viborg, in Aalborg, in
Varberg und in Hjörring weitere Anwesen angemietet gehabt, die gestern
zeitgleich gestürmt worden waren. Außer ein paar Waffen, ein paar Pfund
Cannabis und siebzig Gramm Heroin hatten die Reichspolizisten dort aber nichts
gefunden. Nichts hatte auf eine weitere Entführung hingedeutet, hatte es in dem
Telex geheißen, das Trevisan gestern Nachmittag auf seinem Schreibtisch
vorgefunden hatte.
    Sein Gefühl sagte ihm, dass etwas an der Theorie nicht stimmte,
nicht schlüssig war. Er konnte nicht sagen, was ihn an der Vorstellung einer
Entführung störte, aber er vertraute dem Bauchgefühl, das ihn in all den Jahren
der Ermittlungsarbeit an vorderster Front nicht im Stich gelassen hatte.
Objektiv gab es nach dem derzeitigen Kenntnisstand keine vernünftigen Gründe,
an der Entführung der Mädchen zu zweifeln.
    Der Fall ließ ihn den ganzen Tag nicht in Ruhe und er dachte
bis spät in die Nacht darüber nach, bis ihn kurz nach Mitternacht der Schlaf
übermannte.
    Am Montag um zehn Uhr betrat Trevisan die Dienststelle und ging
den Flur entlang. Lisas Tür stand offen, sie saß hinter ihrem Schreibtisch.
    »Guten Morgen, wohl gut geschlafen«, begrüßte sie ihn. »Ich
habe die Plakate schon in Auftrag gegeben und die Pressemeldungen sind auch
rausgegangen.«
    »Das hast du sehr gut gemacht«, lobte Trevisan und schickte
sich an, weiterzugehen.
    »Hanna ist heute wieder da, sie hat deine Sachen in Smiseks
Büro geräumt«, beeilte sich Lisa zu sagen. Trevisan blieb stehen. Lisa erhob
sich, umrundete den Schreibtisch und zeigte den Flur hinunter. »Hanna meint,
dass dir Smiseks Büro zusteht und wir das Zimmer nicht leer stehen lassen
sollten.«
    »Wo ist diese Hanna, die sich so viele Sorgen um mich macht?«,
fragte Trevisan mürrisch.
    Lisa zeigte auf das Büro, das Trevisan die ganze Zeit über
genutzt hatte und in dem zwei Arbeitsplätze eingerichtet waren. Trevisan nickte
kurz. Ohne anzuklopfen trat er ein. Hanna Kowalski, die bei seiner Zuversetzung
in Urlaub gewesen war und die er nur vom Hörensagen kannte, saß rittlings auf
einem Stuhl und hielt eine Kaffeetasse in der Hand. Rund um den Stuhl hatte sie
aufgeschlagene

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