Der Sohn des Apothekers (German Edition)
ist.«
»Dann schreiben Sie, dass hier niemand etwas für die Sache
kann. Und dass wir die, wenn wir könnten, am liebsten ungeschehen machen
würden.«
Justin reichte dem alten Mann die Hand und bedankte sich für
seine Offenheit, bevor er den Laden verließ.
*
Trevisan hatte sich dafür entschieden, zunächst einmal inkognito
nach Tennweide zu reisen und sich im Ort umzusehen. Er war mit seinem privaten
Ford an das Steinhuder Meer gefahren und hatte sich per Internet ein kleines
Fremdenzimmer in einem Privathaus in der Nähe des Kirchplatzes gemietet. Zuvor
hatte er Kommissarin Holt in Arhus angerufen und auf das Kommen seiner Kollegin
Hanna und der etwas schrillen Lisa vorbereitet. Kommissarin Holt hatte ihn darüber
informiert, dass es bislang keine weiteren Erkenntnisse bezüglich der Black
Lions und einer Verbindung zu dem Verbrechen von Tennweide gab.
Schon als Trevisan aus Richtung Neustadt nach Tennweide fuhr,
wirkte der Ort wie ausgestorben. Auf den Straßen und dem ausladenden Platz um
die Kirche war niemand zu sehen.
Tennweide war ein kleiner Ort, entlang der Landstraße nach
Mardorf gelegen. Auf der Karte suchte er die Adresse seiner Unterkunft, ließ
die Kirche rechts liegen und bog an der nächsten Einmündung in die Höhingstraße
ab. Das verklinkerte kleine Wohnhaus mit der Nummer 11 war in einen Hang gebaut
worden. Es stammte wohl aus den sechziger Jahren und schien schon eine ganze
Weile nicht mehr renoviert worden zu sein. Ein kleiner Garten lag zur Straße hin.
Es gab drei Eingangstüren im Kellergeschoss und dazwischen eine Treppe, die zum
eigentlichen Zugang des höher gelegenen Erdgeschosses führte.
Trevisan parkte gegenüber auf
der Straße und stieg aus. Ein schwarzer Wagen fuhr in Schrittgeschwindigkeit vorüber,
bevor der Fahrer beschleunigte und an der nächsten Einmündung verschwand.
Trevisan überquerte die Straße und ging die Treppe zwischen Haus und Terrasse
hinauf. Die ehemalige ebenerdige Doppelgarage hatte man zu einer weiteren
Wohneinheit umgebaut. Dafür gab es auf der Westseite des Hauses einen freien
Platz, auf dem drei Fertiggaragen direkt an das Haus gestellt worden waren. Das
Gebäude war sichtlich auf Feriengäste ausgerichtet worden und Trevisan fand die
Unterkunft dem günstigen Preis angemessen.
Als Trevisan am Ende der Treppe ankam, atmete er erst einmal
durch. Meierling stand auf einem goldenen Türschild neben der Klingel.
Er klingelte und kurz darauf öffnete eine rothaarige Frau, etwa Mitte vierzig,
die Tür.
»Ah, Sie sind bestimmt Herr Trevisan«, sagte sie freundlich.
Er nickte. »Richtig. Sie sind Frau Meierling?«
»Nennen Sie mich Rosi.« Sie ging einen Schritt zur Seite, um
ihn vorbeizulassen. »Ich habe die Wohnung Nummer drei für Sie gerichtet.
Frühstück gibt es hier oben, zwischen acht und neun. Und wenn Sie Abendessen
wollen, dann geben Sie mir beim Frühstück einfach Bescheid. Ansonsten haben wir
hier im Ort den Klosterkrug direkt am Kirchplatz und die Alte Post ,
da sind Sie ja vorbeigefahren. Der Klosterkrug bietet auch
Mittagstisch.«
Rosi Meierling fasste in einen Schlüsselkasten und holte einen
Schlüsselbund hervor, den sie Trevisan reichte.
»Das Appartement ist bis zum nächsten Montag bezahlt«, sagte
sie. »Wenn Sie verlängern wollen, dann bitte rechtzeitig. Zurzeit dürfte es
noch kein Problem sein, aber in drei Wochen beginnt die Saison, da habe ich
schon ein paar Buchungen.«
Trevisan nickte und griff nach dem Schlüsselbund, doch Rosi
Meierling zog ihn ein kleines Stück zurück. »Sie müssen erst noch den
Anmeldezettel ausfüllen und ich muss Ihren Ausweis oder den Führerschein
überprüfen. Das ist Vorschrift.«
Trevisan kramte in seiner Hosentasche und zog den Führerschein
hervor.
»Sie sind aus Wilhelmshaven«, fragte Rosi Meierling, nachdem
sie einen Blick darauf geworfen hatte. »Ich hoffe, dass Ihnen der Aufenthalt
hier gefällt.«
»Ich will nur ein klein wenig ausspannen«, antwortete Trevisan.
»Ruhe, Erholung und ein paar ausgedehnte Spaziergänge.«
»Da sind Sie hier genau richtig. Bis zum See sind es eineinhalb
Kilometer und auf der anderen Seite des Ortes gibt es genügend Wanderwege.
Sollten Sie dort spazieren gehen, dann bleiben Sie auf dem Weg, so manche
Torfgruben sind tückisch und wenn Sie da mal hineingeraten, dann kommen Sie
ohne Hilfe nicht mehr heraus.«
»Gut, und heute Abend würde ich gerne hier essen, wenn es
nichts ausmacht.«
Rosi Meierling lächelte. »Alles klar, dann erwarte
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