Der Sohn des Apothekers (German Edition)
des Baumes und daneben war
ein Brunnen, in dem von Zeit zu Zeit eine kleine Wasserfontäne in die Höhe
schoss. Vor der Telefonzelle unweit der Kirche blieb er stehen. Die
Kirchturmuhr schlug zwölfmal. Er hatte Hunger. Eine Frau ging an ihm vorüber,
die einen weißen Pudel an der Leine ausführte. Kurz blieb Trevisan stehen.
Gegenüber parkte ein roter Wagen vor einer Gaststätte. Ein junger Mann war in
den Wagen eingestiegen, um kurz darauf wieder auszusteigen und in dem Wirtshaus
zu verschwinden. Klosterkrug stand auf einer Werbetafel über der Tür.
Ein kleiner Imbiss wäre jetzt genau das Richtige.
Einen alten Fall neu aufzurollen, war schwierig, denn
inzwischen hatte sich das Vergessen über das Szenario gelegt, dennoch hoffte
Trevisan, dass er irgendwo auf einen Hinweis stieß. Doch um ihn herum war
nichts weiter als sonnenwarme Luft. Die Frau mit dem Hund ging erneut an ihm
vorüber, aber diesmal führte sie zwei Hunde mit sich. Zu dem weißen Pudel hatte
sich ein zweiter gesellt.
Trevisan beschleunigte seinen Schritt und hielt auf das
Gasthaus zu. Als er am Brunnen und den beiden Bänken vorüberging, fielen ihm
die Bierflaschen in einem Mülleimer direkt unter dem Baum auf. Zehn waren es
bestimmt, schätzte er.
Eine Treppe mit drei Stufen führte zum Eingang des Klosterkrug es.
Als er an dem roten Pkw vorbeiging, schaute er auf das Kennzeichen. Der Wagen,
ein Audi, stammte aus Hannover.
Trevisan betrat die Gaststätte. Eine Tür mit der Aufschrift
Gastraum zweigte rechts des Flures ab, in gerader Richtung stand ein
Empfangspult, hinter dem ein Schlüsselbrett hing. Trevisan öffnete die Tür zum
Gastraum. Die meisten Plätze waren frei, nur am Stammtisch neben dem Tresen
saßen drei Männer mittleren Alters.
Trevisan suchte sich einen Tisch aus, von dem er den Tresen wie
auch den Stammtisch beobachten konnte. Eine Frau, Trevisan schätze sie auf etwa
sechzig, tauchte hinter dem Tresen auf und trug zwei Teller zum Stammtisch. Es
roch angenehm nach Braten.
Nachdem die Frau die Teller aufgetragen hatte, wandte sie sich
Trevisan freundlich zu. »Guten Tag. Darf es etwas zu trinken sein?«
Trevisan bestellte sich ein Bier. Die Frau verschwand und
kehrte nach einer Weile mit einem Bier und der Speisekarte zurück. »Heute haben
wir Rinderbraten mit Gemüse und Kartoffeln auf der Mittagskarte.«
Trevisan nickte und schob die Karte zurück. »Sehr gerne«,
antwortete er.
Der Mann, der aus dem roten Audi gestiegen war, befand sich
nicht unter den Männern am Stammtisch, die sich angeregt unterhielten. Trevisan
versuchte ein paar Wortfetzen zu erhaschen, doch sie sprachen leise.
Er musste nicht lange warten, bis die Wirtin das Essen
servierte. »Guten Appetit«, wünschte sie, als sie den Teller vor ihm
platzierte. »Sie machen hier wohl Ferien?«
»Ganz recht«, antwortete Trevisan. »Ein klein wenig ausspannen.«
»Haben Sie schon eine Unterkunft?«
»Ja, ganz in der Nähe.«
»Gut, dann lassen Sie es sich schmecken und noch einen schönen
Aufenthalt in unserer Gegend«, sagte die Wirtin.
»Ist der Reporter noch immer da?«, rief ihr einer der
Stammtischler hinterher.
Die Frau wandte sich zu ihm um. »Noch die ganze Woche.«
Der Mann mit den dunklen Haaren und der Brille beugte sich
verschwörerisch vor und sagte etwas zu seinem Tischgenossen, das Trevisan nicht
verstehen konnte. Er widmete sich seinem Teller und aß. Das Essen war
geschmacklich akzeptabel und vor allem war der Teller reichlich gefüllt.
Noch bevor Trevisan fertig war, betrat ein großer, schlanker
Mann mit graumelierten Haaren den Gastraum und setzte sich zu den anderen an
den Stammtisch. Unter seiner beigen Jacke schaute ein gelbes Hemd hervor, dazu
trug er Jeans.
»Na, Thomas, Feierabend?«, begrüßte ihn die Wirtin.
»Es reicht jetzt, heute Mittag muss ich nach Neustadt mit dem
Wagen, Kundendienst«, antwortete der Graumelierte, dessen Hemd Trevisan an eine
Polizeiuniform erinnerte.
Ein Mann am Stammtisch, ebenso
groß wie der Grauhaarige, jedoch eine ganze Spur kräftiger, mit pechschwarzen
Haaren, die sich um eine Stirnglatze rankten, erhob sich. »Ich muss zurück in
die Praxis«, sagte er und ging hinüber zum Tresen.
Ein weiterer Gast in grauem Anzug und rosafarbenem Hemd tat es
ihm nach. »Heute Nachmittag habe ich Stress, eine Betriebsprüfung steht an.«
»Ha, Dieter, da werden sie dich wohl endlich mal drankriegen«,
scherzte der Grauhaarige.
»Keine Chance«, antwortete Dieter. »Bei mir stimmt alles. Aber
du
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