Der Sohn des Apothekers (German Edition)
und hob neugierig den Kopf.
Kristina stoppte den Wagen direkt vor der Zufahrt und hupte. Es
dauerte ein paar Sekunden, bis ein großgewachsener, gut gebauter Mann in weißem
Baumwollhemd und blonden, zu einem Zopf gebundenen Haaren aus dem Schuppen kam.
Hanna schätze ihn auf Ende dreißig.
»Das ist Berglund«, bemerkte Malt.
»Überlassen Sie mir das Reden.« Kristina kurbelte die Scheibe
herunter. »Hey, wir sind von der Polizei, können wir mit Ihnen sprechen, Herr
Berglund?«, rief sie ihm auf Dänisch zu.
Inzwischen war eine zweite Dogge aufgetaucht, die sich vor
Berglunds Beinen niederlegte, während der andere Hund aufgeregt den Wagen
beobachtete.
»Ist etwas passiert?«
»Nein, wir haben nur ein paar Fragen.«
Berglund nickte, nahm die beiden Hunde und sperrte sie in den
Schuppen. Kristina und die anderen stiegen aus. Sie präsentierte ihre
Polizeimarke. Eine Frau mit langen blonden Haaren in einem langen, hellen
Baumwollkleid kam aus dem Haus und gesellte sich zu Berglund.
»Ich bin Kristina Holt vom Kommissariat Arhus und Malt kennen
Sie ja. Das sind zwei Kolleginnen aus Deutschland. Wir hätten ein paar Fragen
an Sie.«
Berglund öffnete die Gartentür und trat einen Schritt zur
Seite. »Kommen Sie. Das ist meine Frau Myra.«
Er führte seine Besucher zur Terrasse, wo er ihnen einen Platz
anbot. Die Frau verschwand im Haus und kehrte mit Gläsern und einer Karaffe
zurück, in der sich Limonade befand.
Kristina eröffnete das Gespräch auf Dänisch.
»Wir können auch Deutsch sprechen«, fiel ihr Berglund ins Wort.
»Schön, dann verstehen uns auch unsere deutschen Gäste«, sagte
Kristina. »Kurzum, Sie hatten bis vor einem Jahr einen weißen VW-Bus mit dem
Kennzeichen GA 12846. Wo ist der Wagen jetzt?«
Berglund zeigte auf den roten Campingbus, der genau das gleiche
Kennzeichen trug. »Verschrottet, Motorschaden. Der Bus war beinahe dreißig
Jahre alt. Ich habe ihn abgemeldet und den Ford dafür angeschafft.«
»Es geht um einen Vorfall, der beinahe drei Jahre zurückliegt«,
erklärte Kristina. »Im September, am Steinhuder Meer, das liegt in der Nähe von
Hannover.«
Myra Berglund setzte sich an den Tisch. »Wir fahren jedes Jahr
in den Süden. Nach Deutschland oder nach Italien.«
»Es war in einem kleinen Ort namens Tennweide«, sagte Hanna und
fing sich einen missbilligenden Blick von Kristina ein. »Damals wurde im Dorf
ein weißer Bus mit dänischem Kennzeichen beobachtet, der zunächst im Ort vor
einer Kirche hielt und ein paar Stunden später auf einem Waldweg in der Nähe
des gleichen Dorfes herumfuhr. Ist es möglich, dass Sie das gewesen sind?«
»Vor drei Jahren«, murmelte
Berglund und fuhr sich über das unrasierte Kinn. »Letztes Jahr waren wir in der
Toskana, ein Jahr zuvor sind wir nach Österreich gefahren. Vor drei Jahren, ja,
das könnte schon sein. Warum wollen Sie das wissen?«
»Damals verschwanden dort zwei junge Frauen«, erklärte
Kristina. »Genau in dem Waldstück, aus dem der Bus kam. Meine beiden
Kolleginnen wollen in Erfahrung bringen, ob der Wagen mit dem Verbrechen in
Verbindung steht oder sich nur zufällig dort aufhielt.«
Myra beugte sich vor. »Ich glaube, das könnten wir schon
gewesen sein.« Sie tippte ihrem Mann an die Schulter. »Da sind wir doch ins
Allgäu gefahren, bei Mittenwald. Aber das Wetter war so schlecht, dass wir nach
einer Woche wieder abgereist sind. Auf der Rückfahrt haben wir uns
entschlossen, noch ein paar Tage Urlaub in Deutschland dranzuhängen. Dieser
große See in der Nähe von Hannover, dahin wollten wir, aber wir sind dann doch
weitergefahren, weil uns der Campingplatz nicht zusagte. Wir waren dann noch
ein paar Tage in der Nähe von Hamburg.«
»Ja, stimmt«, sagte Berglund. »Ich erinnere mich. Zuerst haben
wir uns verfahren, als wir nach dem Campingplatz suchten, und hielten in dem
kleinen Ort. Und auf der Rückfahrt mussten wir unsere Hunde rauslassen,
deswegen sind wir durch den Wald gefahren. Da war ein ausgetrockneter See oder
so etwas, da haben wir sie springen lassen.«
»Dann waren Sie es definitiv«, stellte Hanna voller Überzeugung
fest.
»Das könnte schon sein, aber den Ort selbst kenne ich nicht
mehr. Wir haben noch immer die Landkarte«, sagte Berglund und erhob sich. Er
ging zu seinem neuen Campingbus und kehrte nach kurzer Zeit mit einem Straßenatlas
zurück. Nach kurzem Blättern schlug er die Seite rund um das Steinhuder Meer
auf. Er beugte sich vor und zeigte mit dem Finger auf das Nordufer
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