Der Sohn des Apothekers (German Edition)
aufgezeichnet hatte. »Hallo, Sina,
gib Monika Bescheid, hier hat sich etwas ergeben. Ich treffe mich heute Nacht
mit einem Informanten, ich bin gespannt, was er zu erzählen hat.«
Sie spielte die Nachricht erneut ab und wählte nochmals die
Handynummer von Justin Belfort – vergeblich.
Die Tür wurde geöffnet und Monika Keppler betrat die Redaktion.
Sie hielt eine Ausgabe der HAZ in der Hand und warf sie vor Sina auf den
Schreibtisch. »Hast du das schon gelesen?«
Sina griff nach der Zeitung. Unter den Bildern der beiden
verschwundenen Mädchen von Tennweide hieß es: Verschollenes Mädchen bei
Flensburg wieder aufgetaucht.
»Die Polizei sucht erneut nach Zeugen, die Angaben zum
Verschwinden der Mädchen machen können«, erklärte Monika Keppler. »Offenbar
sind die endlich aufgewacht. Das heißt, wir müssen unseren Zeitplan ändern und
die Reportage vorziehen. Hast du Justin schon erreicht?«
»Ich habe es mehrmals
versucht, aber er meldet sich nicht.«
»Was soll das heißen?«
»Ich weiß es nicht, aber er hat gestern gegen acht angerufen
und auf den AB gesprochen. Er sagte, dass er einen Informanten treffen will.«
»Wann hast du zuletzt mit ihm gesprochen?«
»Gestern, so gegen Mittag«, antwortete Sina. »Er wollte mit dir
sprechen.«
»Er hat mich aber nicht angerufen.«
»Ich habe ihm erklärt, dass du in Düsseldorf bist.«
Monika Keppler griff nach der Zeitung und schaute auf ihre
Armbanduhr. Es war kurz nach zehn. »Du musst ihn unbedingt erreichen. Nina und
Henry kommen heute Abend zurück, sie haben mit ein paar Nachbarn dieser Rockerbande
gesprochen und Bilder vom Anwesen geschossen. Wir treffen uns heute Abend um
acht zur Konferenz. Nachdem sämtliche Zeitungen über den Fall berichten, läuft
uns die Zeit davon. Niemand liest die Reportage noch, wenn es der Polizei
gelingt, den Fall aufzuklären.«
Sina nickte und griff erneut nach dem Telefon. Sie wählte
Justins Nummer, doch ihr Versuch blieb erfolglos.
»Versuch es weiter, ich möchte, dass er heute Abend hier ist,
klar?«
»Klar!«, bestätigte Sina.
14
Trevisan war nach dem Frühstück zunächst zum See gegangen.
Frau Meierling war nach Neustadt zum Einkaufen gefahren. Zuvor hatte sie sich
Trevisans Schuhe vorgenommen und sie wenigstens einigermaßen vom Schlamm
befreit. Als er wieder zurück nach Tennweide kam und über den Kirchplatz, sah
er eines der Fahndungsplakate im Schaufenster des Friseurladens hängen. Er
betrachtete es eine Weile, schließlich ging er weiter und betrat den Laden von
Peter Staufert.
Ein glatzköpfiger, untersetzter Mann war damit beschäftigt,
Illustrierte in einen Zeitungsständer zu räumen und begrüßte ihn mit einem
»Guten Morgen«.
Trevisan schaute sich im Laden um, wo neben Elektroartikeln
unter anderem Zeitungen, Brötchen und diverse Lebensmittel angeboten wurden.
Staufert hatte aus seinem ehemaligen Elektrogeschäft einen richtigen Gemischtwarenladen
gemacht und war konkurrenzlos in dem kleinen Ort am Ufer des Steinhuder Meeres.
»Womit kann ich dienen?«, fragte Staufert.
»Ich brauche Batterien für meinen Fotoapparat«, sagte Trevisan
und warf einen Blick auf die Zeitung, wo die Konterfeis der beiden
verschwundenen Mädchen zu sehen waren. Trevisan griff nach einem Exemplar und
überflog die Zeilen. »Das ist ja hier passiert«, sagte er und versuchte,
überrascht zu klingen.
Der Geschäftmann ging hinter
dem Tresen und legte ein paar Batterien für Trevisan zurecht. »Ja, das war
hier, dort hinten im Wald.« Der Mann zeigte in Richtung Norden. »Das ist jetzt
beinahe drei Jahre her. Wahrscheinlich wurden die Mädchen entführt. Eines ist
vor zwei Wochen wieder aufgetaucht.«
»Hier?«
»Nein, oben im Norden, an der dänischen Grenze. Die Polizei
geht davon aus, dass eine Rockerbande aus Dänemark die Mädchen verschleppte.
Ich habe damals sogar den VW-Bus gesehen. Ein dänischer VW-Bus, so ein Campingwagen,
verstehen Sie.«
»Das haben Sie aber der Polizei gesagt, oder?«
»Selbstverständlich«, antwortete der Glatzköpfige. »Aber kam
wohl nichts bei raus.«
Trevisan zuckte mit der Schulter.
»Sie sind nicht von hier?«, stellte der Ladenbesitzer fest.
»Ich mache ein paar Tage Urlaub«, erzählte Trevisan. »Ich wohne
bei Frau Meierling, gleich um die Ecke, und versuche ein paar Tage
auszuspannen.«
»Ach, bei der Rosi. Das ist schön, die kann das Geld gut
brauchen.«
»Ja.«
»Da sind Sie ganz gut aufgehoben. Und sie hat es nicht einfach.
Muss sich alleine
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