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Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Titel: Der Sohn des Apothekers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Vermisstenanzeige zu machen …«
    Der junge Beamte zeigte auf die Bank. »Setzen Sie sich, der
Kollege kommt gleich.«
    Das junge Pärchen erhob sich und der Polizist trat einen
Schritt zur Seite und ließ es eintreten. Die Tür fiel mit einem lauten Schlag
ins Schloss. Monika nahm wieder Platz. »Das ist unerhört, wie man hier
behandelt wird«, seufzte sie.
    Weitere fünf Minuten später kam ein kleiner, untersetzter
Polizist mit einer Stirnglatze. Er öffnete die Schleusentür und schob seinen
Körper durch den Spalt, ohne die Tür wieder zufallen zu lassen. »Sie gehören
zusammen?«, fragte er.
    »Ja, und wir warten schon eine ganze Weile«, antwortete Monika
Keppler scharf. Sie erhoben sich und traten vor den Beamten, der die beiden
Frauen freundlich musterte.
    »Was ist Ihr Problem?«
    Sina wischte sich eine Träne von der Wange. »Wir vermissen
einen unserer Mitarbeiter«, sagte sie mit brüchiger Stimme.
    »Einen Mitarbeiter?«, wiederholte der Beamte. »Seit wann?«
    Monika Keppler legte ihre Hand an den Türgriff. »Hören Sie, wir
wollen eine Vermisstenanzeige erstatten, aber nicht zwischen Tür und Angel.«
    Die Miene des Beamten verfinsterte sich. »Sie müssen schon mir
überlassen, wie und wo ich mit Ihnen spreche, werte Dame.«
    »Er ist gestern Abend verschwunden«, berichtete Sina. »Er ist
Journalist und arbeitet in unserem Verlag. Er ist im Auftrag des Magazins am
Steinhuder Meer zur Recherche für eine Reportage. Ich habe heute den ganzen Tag
vergeblich versucht, ihn zu erreichen, sogar in seinem Hotel habe ich
angerufen, aber da war er nicht, das Bett war unbenutzt.«
    »Wie alt ist der Mann?«, fragte der Polizist nüchtern.
    »Er ist dreißig.«
    »Hatte er Probleme, hat er einen Selbstmord angekündigt?«
    Monika Keppler war knapp davor, aus der Haut zu fahren. »Ich
wusste, dass es eine Schnapsidee ist«, mäkelte sie. »Hören Sie, Herr Polizist,
unser Kollege recherchiert für eine Reportage, die in Kürze in unserem Magazin
erscheinen wird. Es geht um einen ungeklärten Kriminalfall, der sich vor knapp
drei Jahren am Steinhuder Meer zutrug. Im Mittelpunkt steht das Verschwinden
von zwei jungen Frauen und die Unfähigkeit der Ermittlungsbehörden. Wenn Sie
wollen, nehmen wir das hier gleich in unsere Reportage auf. Also, wie ist Ihr
Name und wo ist Ihr Chef?«
    »Er wollte gestern Abend einen Informanten treffen und seitdem
ist er verschwunden«, fügte Sina hinzu.
    Der Beamte wurde unsicher. »Wissen Sie, bei Erwachsenen ist
eine polizeiliche Suche nicht so einfach. Verfolgt werden nur Anzeigen von
nahen Angehörigen und auch nur, wenn eine hilflose Lage vorliegt oder
Anhaltspunkte für einen Suizid vorhanden sind. Wissen Sie, manche Leute
verschwinden einfach, weil sie die Nase voll haben, und wollen weder gefunden
werden noch wollen sie, dass überhaupt nach ihnen gesucht wird. Schließlich
gilt in Deutschland das Grundgesetz und jeder kann tun und lassen was er will,
solange er nicht gegen Gesetze verstößt.«
    »Reden Sie keinen Blödsinn!«, blaffte Monika Keppler. »Sie
glauben doch nicht, dass mein Mitarbeiter, der übrigens bei uns einen gut
bezahlten Job hat und außerdem mitten in einer Auftragsarbeit steckt, so
einfach verschwindet. Sie sind ganz schön weltfremd, Herr Beamter.«
    Die Adern an den Schläfen des Polizisten schwollen an. Doch
bevor er antworten konnte, schob sich Sina an der Chefredakteurin vorbei und
faltete bittend die Hände. »Bitte, Sie müssen uns helfen, ich spüre, dass da
etwas passiert ist, bitte, bitte.«
    Die Anspannung des Polizisten verflog, als Sina die Tränen über
die Wangen kullerten. Schließlich atmete er tief ein und schob die Tür auf.
»Also gut, kommen Sie herein.«
    *
    Es klingelte. Trevisan schnaubte kurz und drehte sich im
Bett um, doch das Klingeln wollte nicht enden. Er öffnete die Augen und
richtete sich auf. Ein müder Blick auf den Nachttisch und er erhaschte gerade
noch den Moment, als sein Mobiltelefon herunterfiel. Dennoch gab es keine Ruhe.
Er beugte sich aus dem Bett, griff nach dem Handy und meldete sich.
    »Guten Morgen, Kollege«, drang eine weibliche Stimme aus dem
Apparat.
    »Lisa?«
    »Nein, Hanna hier, aber wir werden uns noch aneinander
gewöhnen. Wir kamen gestern erst spät zurück und von Dänemark konnten wir
nicht telefonieren. Es hat sich einiges ergeben.«
    Trevisan war sofort hellwach. »Was denn, heraus damit.«
    »Nicht so stürmisch, Herr Kollege«, scherzte Hanna. »Also gut,
wir haben mit dem Fahrer

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