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Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Titel: Der Sohn des Apothekers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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abgesprochen, dass er sich um die
Vor-Ort-Recherche kümmert, und dass nach Dänemark ein weiteres Team fährt.
Außerdem hatte er einen Interviewtermin mit einer Schlüsselfigur in diesem
Fall verpasst – glauben Sie mir, Justin Belfort würde ein solches Treffen
niemals platzen lassen.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Er hatte einen
Interviewtermin mit einem jungen Mann, der in Langenhagen in der Psychiatrie
sitzt. Glauben Sie, so ein Termin ist einfach zu kriegen?! Erst mal musste er
den Vater und die behandelnde Psychiaterin davon überzeugen, dass es gut für
den jungen Mann wäre, wenn er mit uns spricht. Glauben Sie allen Ernstes, dass
er so eine Sache aufs Spiel setzt?«
    »Vielleicht hat er sich nur verspätet und ist bereits auf dem
Weg dorthin«, wandte der jüngere Beamte ein.
    »Der Termin war heute Morgen«, sagte Monika Keppler. »Der Vater
des Jungen hat hier angerufen und war ganz schön erbost. Er fragte, ob das ein schlechter
Scherz sei. Und langsam frage ich mich, ob sich die Polizei ebenfalls einen
schlechten Scherz mit uns erlaubt.«
    »Hören Sie, Frau … Frau …«
    »Keppler, K E P P L E R ist mein Name!«
    »Hören Sie, Frau Keppler«, sagte der ältere Kollege. »Uns sind
leider die Hände gebunden. Wir können nicht mehr für Sie tun. Er könnte
persönliche Gründe haben, Schulden, ein Verhältnis oder so etwas in der Art,
das ihn dazu veranlasste, einfach zu verschwinden. Solange er keine Straftaten
begeht und sich nichts antut, können wir nicht eingreifen.«
    Monika Keppler winkte ab und wandte sich erbost um. Ohne
weitere Worte lief sie auf den Fahrstuhl zu. Plötzlich verlangsamte sie ihren
Schritt.
    »Warten Sie!«, rief sie den Beamten zu, die gerade im Begriff
waren, das Gebäude zu verlassen. »Sie müssen nach ihm suchen, das ist Ihre
Pflicht.«
    Mürrisch drehte sich der Ältere um. »Wir haben Ihnen doch
erklärt …«
    Monika Keppler blieb vor dem Polizisten stehen und grinste. Mit
einer einfachen Handbewegung brachte sie den Polizisten zum Schweigen. »Der
Wagen!«, sagte sie so laut, dass der Pförtner in der Loge sich umwandte.
    »Wie bitte?«, fragte der Polizist.
    »Es mag ja sein, dass wir kein Recht haben, jemanden daran zu
hindern, dass er einfach verschwindet, aber dieser Jemand hat kein Recht, es
mit unserem Wagen zu tun.«
    »Was?«
    »Justin Belfort fährt einen Dienstwagen und dieser Wagen gehört
dem Verlag und ich glaube kaum, dass er das Recht hat, mit diesem Wagen zu
verschwinden, aber der fehlt ebenfalls.«
    Der junge Beamte griff in seine Jackentasche und holte eine
Kopie der Vermisstenanzeige heraus. »Audi A4, rot, amtliches Kennzeichen H-DV
2099?«
    »Ja, zugelassen auf die Direkt Medien AG, Hannover«,
antwortete Monika Keppler.
    »Das könnte ein unbefugter Gebrauch eines Kraftfahrzeugs oder
eine Unterschlagung sein«, murmelte der Jüngere seinem älteren Kollegen zu.
    Der Ältere war darüber sichtlich erbost. Mit griesgrämigem
Blick wandte er sich der Chefredakteurin zu. »Stellen Sie auch Strafantrag? Das
ist nämlich zwingend notwendig in so einem Fall.«
    »Wenn es hilft, dass Sie endlich Ihre Arbeit machen, dann ja.
Ich möchte Justin Belfort anzeigen!«
    *
    Der lange, in bläuliches Licht getauchte Flur schien schier
endlos und als Trevisan um die Ecke kam, sah er gerade noch, wie der Pressechef
des LKA durch eine Seitentür verschwand. Er war aus dem Büro von Engel
gekommen. Trevisan beschleunigte seinen Schritt und ging an der Tür der
Vorzimmerdame vorbei direkt auf Engels Büro zu. Er klopfte und öffnete, ohne
auf Antwort zu warten.
    »Mensch, Trevisan«, seufzte Engel, »wo haben Sie sich nur die
ganze Zeit über herumgetrieben?«
    »Ich führte Ermittlungen durch, schon vergessen?«, antwortet er
trocken und schloss die Tür hinter sich.
    »Hier ist die Hölle los, Sie können sich gar nicht vorstellen,
was hier vor sich geht. Anfragen über Anfragen. Gerade war Kriminaldirektor
Blessing hier, der Präsident ist genervt, er fragt, was wir eigentlich die
ganze Zeit tun und was dieser erneute Presseaufruf soll.«
    »Dann sagen Sie ihm, wir versuchen, einen Mörder zu fangen«,
antwortete Trevisan gereizt. »Ich weiß nicht, was sich diese
Schreibtisch-Strategen unter Ermittlungsarbeit vorstellen, aber ein Fall, der
drei Jahre zurückliegt und wegen fehlender Spurenlage eingestellt werden
musste, den löst man nicht an einem Tag. Vieles hat sich geändert, vieles muss
neu untersucht werden. Sehen Sie, die Sache mit dem dänischen

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