Der Sohn des Apothekers (German Edition)
geht Sie überhaupt nichts an. Wenn Sie etwas darüber wissen wollen, dann
wenden Sie sich an unsere Pressestelle.«
Trevisan griff in seine Jackentasche und reichte Klein seinen
Dienstausweis.
Klein warf einen erstaunten Blick darauf, ehe er ihn zurückgab.
»Aha, daher weht der Wind, Landeskriminalamt. Warum hat man mich nicht
informiert oder macht man so etwas nicht bei der besseren Polizei? Ich trage ja
nur eine Uniform und warum sollte man einem Schutzmann alles sagen …«
Trevisan griff sich einen Stuhl und setzte sich, während der
Oberkommissar hinter seinem Schreibtisch stehen blieb, nach einem Kuvert griff
und es vor Trevisan auf den Tisch legte.
»Dann habe ich diese Vorladung zum Speicheltest wohl Ihnen zu
verdanken … Sie halten nicht viel von Kollegialität, oder?«
»Sie passen offenbar in das Fahndungsraster«, sagte Trevisan.
»Sie wissen doch, bei einer Reihenuntersuchung wird nicht nach Stand oder Beruf
unterschieden. Ich gehe davon aus, dass Sie nichts zu befürchten haben.
Trotzdem frage ich Sie: Wem in diesem kleinen Ort würden Sie eine solche Tat
zutrauen?«
»Haben Sie sich deshalb wie ein Dieb ins Dorf geschlichen? Weiß
Rosi, dass sie einen Polizisten beherbergt, oder haben Sie sich auch dort unter
falschem Vorwand eingemietet?«
Trevisan winkte ab. »Meine
Methoden müssen Sie schon mir überlassen. Sie wissen selbst, wie schwierig
dieser Fall gelagert ist und es schadet bei solchen Ermittlungen bestimmt
nicht, das Umfeld kennenzulernen. Und zwar unbefangen und ohne, dass jeder mit
dem Finger auf den Ermittler deutet.«
Klein lächelte und zog sich seinen Stuhl heran. »Und haben Ihre
unbefangenen Feldstudien etwas ergeben?«
Trevisan nickte. »Ich denke schon. Ich weiß zumindest, dass die
Täter aus Tennweide oder dem näheren Umfeld stammen. Sie wussten, dass sich ein
Journalist im Ort aufhält, der ihnen sehr nahe gekommen ist. Aber das wissen
Sie ja bereits aus dem Kriminalitätsbericht.«
Klein kratzte sich am Kinn. »Was ist mit Dänemark?«
»Dänemark steht schon lange nicht mehr zur Debatte.«
»Davon habe ich nichts gehört.«
Trevisan zuckte mit der Schulter. »Es muss nicht immer alles
sofort und umfassend an die Öffentlichkeit.«
»Ach ja, die Geheimpolizei, ich vergaß … Aber in Tennweide, da
… Ich wüsste nicht … Dann war es doch Sven, der Apothekersohn?«
»Glauben Sie, er wäre dazu fähig?«
»Na ja, er ist … er ist behindert und man weiß nie … Aber
eigentlich glaube ich nicht, dass er es war. Wer hätte sonst die Räder
verstecken und die Leichen beseitigen sollen?«
»Sie vergessen den Rucksack«, fügte Trevisan hinzu. »Alleine
wäre er dazu nicht in der Lage gewesen.«
»Sein Vater war in der Tatzeit in Hamburg auf einem Seminar und
kam erst spät am Abend zurück«, erklärte Klein.
»Außerdem gab es auch bei der DNA-Spur am Rucksack keine
Übereinstimmung mit Sven und wohl auch nicht mit seinem Vater«, ergänzte
Trevisan.
»Die DNA-Spur, richtig«, antwortete Klein nachdenklich. »Es war
aber keine eindeutige Spur, soviel ich mich erinnere. Sie soll stark
verunreinigt gewesen sein, deshalb ist ihr Beweiswert sehr eingeschränkt.«
»Das mag sein, aber Sie wissen doch, die Technik schreitet
unaufhaltsam voran. Mal abgesehen von diesem Beweiswert und der DNA-Spur, wer
außer Sven käme im Ort in Frage?«
Klein kratzte sich am Kopf. »Wenn ich jemanden aus dem Ort
nennen müsste, dann käme ich nur auf Sven. Nicht, weil er gewalttätig ist,
sondern weil er eben nicht immer Herr seiner Sinne ist. Ich habe einmal erlebt,
wie er ausrastete, weil ich ihn auf einem Waldweg angetroffen habe und nach
Hause bringen wollte. Wenn er in Rage kommt, dann entwickelte er Bärenkräfte.
Wir mussten ihn zu zweit bändigen, dabei wollten wir ihn nur heimfahren,
verstehen Sie, Herr Trevisan? Also, wenn er den beiden Mädchen begegnet ist und
es gab aus irgendeinem Grund einen Streit, dann möchte ich nicht für ihn meine
Hand ins Feuer legen. Aber das habe ich auch schon damals den Kollegen der
Sonderkommission erklärt.«
Trevisan rieb sich seine Nase. »Dort im Wald, nicht weit von
der Stelle, an der man die Räder fand, da gibt es eine Feuerstelle. Da feiern
ab und zu ein paar Jugendliche. Ihr Sohn ist da auch darunter, oder?«
»Was soll das werden, ein Verhör?«
»Ich sagte doch, ich hätte ein paar Fragen an einen ortskundigen
Kollegen – oder ist es Ihnen unangenehm?«
»Quatsch. Damals, als es passiert ist, habe ich die
Kripokollegen
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